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Le cavalerice francois“ von Salomon de la Broue [bʀu]


Übersetzung ausgewählter Kapitel durch Dr. Daniel Ahlwes, Schimmerwald


Band II, Kapitel 25

Andere Regeln für die Volten, passend für nervöse und lebhafte Pferde, die eine Anlehnung an die ganze Hand haben

Die Lektionen, über die ich nun sprechen werde, können, wenn ihr passender Zeitpunkt gut eingehalten wird, viel Nutzen bringen bei den Pferden, die dazu geboren sind in Manegen der erhobenen und redoublierten Volten zu glänzen, und besonders bei denen, die die die Natur sehr empfindlich und locker an der Hand gemacht hat und die, weil sie weniger Kraft und Geduld als Lockerheit haben, sehr den Zwang der sehr engen Regeln fürchten. Und für diese werden die besagten Lektionen begonnen auf einer anfangs fast ovalen Bahnfigur, die nach und nach immer mehr zu einem Kreis wird, ohne dass das Pferd Anlass bekommt oder gezwungen ist, seine Bewegungen sehr zusammen zu nehmen und zurückzuhalten, um eine Viertel- oder eine Demi-Volte zu bilden, sondern es im Gegenteil die Möglichkeit hat, sich normalerweise in einer vorwärts gehenden Aktion anzupassen, und ebenso die Anlehnung seines Mundes zu stärken, falls diese schwach ist. Überhaupt, wenn das Pferd eine genügend solide Kraft besitzt, eine Anlehnung an die ganze Hand und die Fähigkeit, lebhaft im Trab oder Galopp zu wenden, gleich gut auf jeder Hand (aber trotzdem geneigter ist, die Kruppe eher aus der Volte zu bringen, als sich zu accülieren und zurückzuhalten), beginnt der Kunstreiter es anzupassen und Mittel zu suchen, um es eine Demi-Volte im Schritt ausführen zu lassen und es mittelstark auf den Hüften zu versammeln auf der unten gezeigten Bahnfigur.


 


Je nach den Schwierigkeiten des Pferdes auf dieser ersten Proportion muss man die Mittel anwenden, die ich vorher hauptsächlich bei den Regeln der Passaden erläutert und gezeichnet habe; wenn es allerdings schon einen ruhigen Kopf hat und wenn es durch Hand und Schenkel des Reiters frei rückwärts und seitwärts geht und wenn es von Natur aus geduldig und zaghaft ist, kann man es gelegentlich mit wenig Kunstfertigkeit nur durch stetes Vorwärtshalten und Drehen der Zügelfaust dazu bewegen, in einer Weise, die das Pferd daran hindert (besonders durch die Unterordnung von äußerer Kappzaumleine oder Zügel), sich zu accülieren, zu eilen oder zu weit vorwärts zu gehen, oder Kopf oder Schulter zu sehr zur Seite zu biegen, und hält dadurch die Kruppe in ihrer korrekten Stellung. Abhängig davon muss man es durch die normalen Rügen des Steigbügels, des Sporns oder der Gerte, mit Kunst und Beurteilung angewendet, treiben auf der Seite, auf der es sich einengt, entier wird oder zu der es ausfällt.

Hat das Pferd diese Demi-Volte im Schritt ausgeführt, muss man es ein wenig geradeaus gehen lassen, um es dann auf derselben Hand eine weitere gleiche Linie auf einer Spur ausführen zu lassen, mit seinem Kopf zu der Seite gestellt, zu der es die erste begonnen hatte, und lässt es von Neuem wieder angehen, um sie auf ihrer korrekten Spur wieder aufzunehmen, und zu wenden auf derselben Stelle, oder, falls nötig, früher, oder aber weiter entfernt. Je mehr es auf die Schultern fällt und auf die Anlehnung des Gebisses oder des Kappzaumes, desto weniger soll man es nach dem Schließen der Demi-Volte vorwärts gehen lassen; falls es sich aber zu sehr versammelt und zurückhält, muss man es lebhaft vorwärts gehen lassen, und es so durch die gute Anwendung dieser Mittel und die erforderliche Zeit in den Zustand des Gehorsams bringen, in dem es seine Kräfte und seinen Mut einsetzen soll.

A  erste Demi-Volte, wie oben erklärt

B  zweite Demi-Volte



Beim Trainieren dieser ersten Genauigkeit im Schritt auf jeder Hand, muss man von Demi-Volte zu Demi-Volte langsam die Linie und den Abstand der Demi-Volten mit Umsicht und Geduld verkürzen, und so nach und nach den Kern der ganzen, perfekten Demi-Volte erzielen.



Für all diese Proportionen werde ich nicht gesondert alle Bewegungen des Pferdes für diese Teile oder Zeiten erneut aufzählen, und auch nicht, wie dazu die entsprechenden Hilfen, Signale und Rügen mit Stimme, Zunge, Schenkeln, Steigbügel, Sporn und Gerte gegeben werden sollen, noch die Gelegenheiten, bei denen man es loben, drohen, aufwecken, touchieren oder streicheln soll, weil die Lektionen dieses zweiten Bandes nicht von groben und in dieser Kunst schlecht ausgebildeten Reitern praktiziert werden sollen.

Nachdem das Pferd den Gehorsam auf dieser besagten Volte im Schritt verstanden hat, und wenn es hier passegiert, korrekt redoubliert [wiederholt] mehrmals auf jeder Hand, ohne Ungestüm oder Stätigkeit, lässt man es sie wieder mit einer gerade Linie halbieren, die die Demi-Volten trennt wie die vorhergegangenen, um eine Möglichkeit zu haben, auf diesen Demi-Volten die Air der Manege, die zu seiner Verfassung passt zu beginnen und zu festigen, und in der es schon einige Anfänge gemacht haben muss, so dass es wenigstens drei oder vier Schläge geradeaus halbwegs gut hintereinander macht, und ihm erneut die erste, o.g. Regel im Schritt bekannt machen, nach folgendem Design:



Hat es so ein- oder zweimal diese Spur im kräftigen und zusammengenommenen Schulschritt ausgeführt (mit zusammengenommen meine ich, dass das Pferd eine Anlehnung an die ganze Hand nimmt und überhaupt nicht störrisch ist, sodass diese Regel angebracht ist, wie ich am Beginn sagte), muss man den vorhergehenden Stil einhalten, mit einigen Demi-Volten, die im Schritt begonnen und bis zur Mitte weitergeführt werden, welche dann beendet und geschlossen werden mit zwei oder drei Schlägen in der Air, wenn das Pferd sich zu präsentieren und zu erheben beginnt.


Nebenbei möchte ich anmerken, dass man es nicht ungewöhnlich finden sollte, dass man bei den meisten dieser korrekten Lektionen als Fundament der Airs diese lieber zunächst beim Schließen der Demi-Volten und nicht bei deren Anfang beginnen soll. Denn wird die erhobene Aktion gut beachtet, wird sie sorgfältiger, wenn das erste Viertel ausschließlich im Schritt ausgeführt wird, und zwar hauptsächlich aus zwei Gründen: Erstens beginnt das Pferd seine Air leichter und freier, wenn es in dieser Weise auf dem Kreis der Demi-Volte geht und sich nah an ihrem Ende befindet; und zweitens, weil es die Demi-Volte viel ordentlicher und leichter schließen kann, wenn es sanft angekommen ist an der Stelle, an der man es erheben möchte und ohne dass sich die Hinterfüße von ihrem korrekten Ort entfernt haben.

Zweifellos hat das Pferd Schwierigkeiten, diese erste Lektion auszuführen, bis es sie verstanden hat; deshalb muss man Geduld haben (nach jedem Mal, wenn man es wegen seiner Fehler hat einige Schritte geradeaus auf der geraden Linie hat machen lassen), es wieder in einer korrekten Passege zu versammeln, bis zum Buchstaben D auf der nachfolgenden Skizze, der demonstrieren soll, dass die Genauigkeit ebneso sorgfältig eingehalten werden muss bei diesen Retouren, wie in der Hauptlektion, ich meine damit: falls das Pferd auf jeder Hand gleich frei ist.


Ist es korrekt angekommen auf D, lässt man es erneut geradeaus vorwärts gehen auf der geraden Linie, um es besonnen seine Demi-Volte wieder beginnen zu lassen, nämlich im Schritt bis zum Punkt B, und lässt es danach wieder seine Air aufnehmen und die Demi-Volte schließen, und kommt so bei C an, um wieder zu beginnen und weiter zu machen mit der selben Regel, ebenso viele Male wie es schlecht reagiert auf die korrekten Proportionen dieser Demi-Volte; und falls es so ablehnend, empfindlich und von cholerischem Gemüt ist, dass es, anstatt diese Lektionen zu verstehen und ihnen frei zuzustimmen, erschrickt und verwirrt reagiert, oder wenn es in ein extremes Ungestüm verfällt, lässt man es sacht einen Schritt zwischen zwei Schlägen machen, und erzielt dann so das zweite Viertel auf dem Buchstaben C, wobei man ihm mit der Stimme schmeichelt und mit der rechten Hand am Hals, und so mit der Zeit diese Schritte einer nach dem anderen wieder reduziert werden und das zweite Viertel sauber und korrekt ausgeführt in der Air erscheint. Denn ist sie in dieser Weise gut ausgeführt und beendet, muss man danach zum gleichen Zeitpunkt ohne Intervall normalerweise zwei oder drei Schläge geradeaus vorwärts auf der Linie machen, und zwar wenn das Pferd locker reagiert; oder aber auf der Stelle, falls es zu sehr auf die Anlehnung der Hand fällt. Dann streichelt man es je nach dem Gehorsam, den es gezeigt hat, damit es durch dieses Beruhigen und Loben die Zufriedenheit des Reiters spürt. Danach lässt man es wieder auf der geraden Linie angehen, um eine andere Demi-Volte auf derselben Hand auszuführen, ganz genauso, wie es hier skizziert ist.


Falls das Pferd bei dieser weiteren Demi-Volte anfangs einige Fehler macht weil es verwirrt ist, rügt man es sacht, je nachdem welcher Fehler es war, und nachdem es einige Schritte vorwärts auf der geraden Linie gemacht hat, bringt man es jedes Mal wieder zurück in eine andere korrekte Demi-Volte im Schritt, um es seinen Fehler reparieren zu lassen, genauso wie ich es bei der vorherigen Demi-Volte erklärt habe, die hier erneut skizziert ist.


A gerade Linie, die die Demi-Volten der o.g. Lektion trennt

B  Spur der Vorderfüße im Schritt bis C

C  Spur der Vorderfüße bei Beginn der erhobenen Air

D  Spur der Vorderfüße durch die Schläge in der erhobenen Air bis E

F  Spur der Hinterfüße in der genannten Schritt-Passege

G  Spur der Hinterfüße, die die erhobene Air bis H begleiten

I  Spur der Vorderfüße beim Ausführen der Schritt-Retour bis K, um dort die Haupt-Demi-Volte wieder aufzunehmen

L  Spur der Hinterfüße bei der Begleitung dieser Retour bis M


In all diesen Anfängen der Air und der Genauigkeit muss der Kunstreiter durch die Leichtigkeit seiner Bewegungen den Mut und die Aktion des Pferdes in der Art verwalten, dass es fast von selbst die Air seiner Schläge aufnimmt, welche man es niedrig mit wenig Hilfe beginnen lassen soll um danach die folgenden Schläge wieder nach und nach zu erheben und es normalerweise vorwärts auf dem richtigen und allgemeinen Kreis halten, und bei alldem verhindern, dass es zu hastig wird oder die Vorhand oder die Hinterhand verliert, welches die gewöhnlichen Fehler sind, die man bei diesen Regeln der Genauigkeit vermeiden muss. Denn wenn man es direkt auf der Stelle, auf der es soll oder wo man möchte dass es die erste Erhebung macht, und immer bei all diesen ersten Takten hält und zusammen nimmt, zum formen des ersten Schlages seiner Air, als sei es schon daran gewöhnt und sicher, hält ihm dies seine Kräfte zu sehr zurück und engt es ein, oder behindert es zumindest, frei zu wenden, mit der Gefahr es entier oder störrisch werden zu lassen.

Ich sage noch einmal, dass man, wenn das Pferd diese Proportionen mit einem schlechtem Schließen der Demi-Volten verfälscht, sein Naturell gut beurteilen muss, bevor man es rügt, vor allem bei diesen engen, feinen Lektionen; denn falls es sehr ablehnend, empfindlich und ängstlich ist, und es wegen des Ausfallens seiner Hinterhand aus der Spur beim Schließen der Demi-Volte häufig rabiate Rügen erhält, sei es mit dem Sporn, der Gerte, dem Kappzaum, oder allen dreien zugleich, an der Seite zu der es den Fehler begeht, kann die Furcht davor, stark geschlagen zu werden, es beim Annähern an die Stelle, an der die Demi-Volte beendet werden soll oder wo es gewohnt ist, diese rabiaten Rügen zu erhalten, derart ergreifen, dass es seine Air unterbricht und sie vorausnimmt, es sich plötzlich sehr einengt oder zum Ausweichen die Kruppe so sehr nach innen bringt, dass es gezwungen ist, die Volte zu schließen indem es mit einer zu weiten Vorhand geht, fast seitwärts, so als sei es entier.

Und falls es ungeduldig ist und von sehr cholerischem und hitzigem Gemüt kann dasselbe Rügen mit extremer Gewalt für den besagten Fehler es auch verwirrt oder verzweifelt zur Abwehr oder Flucht bringen: deshalb ist es manchmal besser, ihm einige Fehler zu gestatten:  ich meine, bevor es diese Regeln der Geduld und des Gedächtnisses verstanden hat, und auch vorausgesetzt, dass, wenn es eine Sache schlecht macht, es einige andere gut macht, die nützlich sind für die gute Ordnung der Schule. Denn zweifellos werden die Gewohnheit der korrekten vorausgegangenen Lektionen im Schritt und die mittleren Hilfen und Rügen, wenn sie wohl bemessen, mit Bedacht, und zur richtigen Zeit gegeben werden, ausreichen, um es leicht und gehorsam werden zu lassen, und selbst wenn dies nicht so bald geschieht, wie es der ungeduldige Kunstreiter wünscht, es sich so wenigstens erhält in seiner Neigung, seinem Mut und es anpasst, welches das richtige Mittel ist, die Übung perfekter werden zu lassen. Weil das so ist, sieht man gewöhnlich, dass die Pferde, die die schönsten Airs ausführen und die sehr lange Zeit in der guten Schule dienen, diejenigen sind, die weniger durch Gewalt zur Ordnung ihrer guten Lektionen gezwungen wurden, und die deshalb nicht häufig erschreckt, abgestoßen oder verzweifelt waren; denn am Ende muss die Feinheit und Perfektion aller lebhaften Airs, ebenso wie der Gehorsam, aus der Freude des Pferdeherzens entstehen.

Um zu verhindern, dass der Zwang und die Unterordnung zu lang andauern in dieser Schule und im Mut des Pferdes verschiedenste Mutationen herbeiführen, die Feinde der nötigen Fähigkeit in den guten Manegen wären, und auch damit es nicht abgestoßen wird, rate ich, dass man durch außergewöhnliche und verschiedenartige Ritte besagte Demi-Volten trennt mit einer geraden Linie (in der Länge gleich den Passaden) wie sie unten skizziert ist; denn auf dieser Strecke kann man dem Pferd verschiedene Laster vertreiben: sei es, indem man es in den ruhigen Schritt geradeaus vorwärts bringt, falls es von einer zu starken Unruhe erfasst wurde; oder mit Durchparieren und Zurücknehmen auf dieser Linie oder mit Rückwärtsrichten, falls es sich auf die Hand legt oder zieht: oder durch entschlossenes Vorwärts treiben, falls es störrisch ist oder niederträchtig wird.

Einige glauben vielleicht, dass ich möchte, dass man immer die sanftesten Mittel bei allen Arten von Pferden anwendet, welche Dinge diese auch tun: aber je nachdem wie es nötig ist, möchte ich vielmehr, dass man es lobt, wenn der Zeitpunkt zur Sanftheit da ist, und dass man es mit gutem Effekt rügt, wenn es dies verdient hat, vorausgesetzt, dies geschieht mit Vernunft, nämlich entsprechend den Fehlern, die es gemacht hat, und nur, wenn es in der Lage ist, durch sein Wesen und seinen Verstand die Effekte der guten Rügen oder des Lobens zu verstehen, sonst aber nicht. Ich empfehle die Ausübung dieser Regeln außerdem nur einem Kunstreiter, der dazu fähig ist.


[...]


Zurückkehrend zur Ordnung unserer Regeln: sobald das Pferd gut die beschriebenen Demi-Volten beginnen und korrekt durchführen kann, in einem gleichmäßigen Schritt auf dem ersten Viertel, und in seiner Air weitermacht auf dem zweiten, muss man die Schläge mit der Zeit vermehren, einen nach dem anderen, je nachdem wie es diese Lektionen behält und trainiert, und gewinnt durch dieses Mittel nach und nach im Schritt des ersten Viertels, und ebenso beim Verringern der anderen Schritte geradeaus auf der Linie, einen nach dem anderen, bis die beiden Demi-Volten sich vereinen und zusammen ausgeführt werden, und diese ganze Volte ohne Unterbrechung oder Fehler ausgeführt wird.


Wenn sich das Pferd beim Ausführen dieser Lektionen verhärtet oder die Anlehnung an die Hand aufgibt, möchte ich, anstatt wie ich schon sagte, nach der Vollendung in einer guten Air und einem lockeren Schließen der Demi-Volte, es beim Wiederbeginn eine weitere, gleiche im Schritt vorwärts gehen zu lassen, man es im Gegenteil auf der geraden Linie rückwärts gehen lässt, sobald es auf dieser angekommen ist und es den letzten Takt seiner Air gemacht hat, um es durch dieses Mittel in eine sehr lockere und zurückgenommene Haltung zu bringen und es ein wenig stehen lässt auf dieser Stelle, wenn es den letzten Schritt im Rückwärts gemacht hat. Dann lässt man es erneut normalerweise einen weiteren Schritt leicht und aufmerksam vorwärts angehen auf der Linie, um leichter die folgende Demi-Volte zu beginnen und fortzuführen und danach in derselben Ordnung den Rest der Lektion, gemäß der nächsten Skizze, was es zweifellos versammelt und erhebt und die Anlehnung an die Hand befreit von dem Überfluss, der dem Ungestüm und oder der Schwere vorausgehen kann.


A Linie zum Rückwärtsrichten bis die Hinterfüße auf B angekommen sind


Um diese Lektion besser zu erklären: das Pferd soll gerade auf der Linie sein, schon fast an deren Ende: beim Ankommen der Vorderfüße bei A lässt man es wieder vorangehen, normalerweise im Schritt, um darin die Tour der Demi-Volte zu beginnen, welche korrekt beendet werden soll auf B, gemäß der nächsten Skizze.


Und wenn man ein Pferd, das vor allem beim Schließen dieser Demi-Volte eine zu starke Anlehnung an die Hand hat, im Schritt rückwärts gehen lässt auf der geraden Linie, wenn es sich auf die Hand legt oder zieht, hält man es an und gibt ihm die Zügel nach, sobald die Hinterfüße A passiert haben im Rückwärtsgehen, nach der folgenden Skizze, und die Vorderfüße bei A angekommen sind; danach lässt man es wieder ein wenig auf der Linie vorwärts gehen, bevor man die andere Demi-Volte genauso ausführt, auf derselben Hand und diese auf C beendet.


D Erste Demi-Volte auf der rechten Hand

E Linie zum Rückwärtsrichten

F  Spur der anderen Demi-Volte auf derselben Hand

Um nach dieser Regel weiterzumachen, muss man das Pferd wieder rückwärtsrichten auf der geraden Linie in dieser Skizze, bis die Vorderfüße bei A angekommen sind, oder weiter oder kürzer, je nachdem wie es den Effekt dieser Lektion versteht, und beginnt wieder die erste Demi-Volte, die auf B beendet wird; und folgt man diesem Stil auf beiden Händen, wird das Pferd gelehrig, gehorsam und locker, vorausgesetzt es war vorher gut gelöst und entschlossen in der engen, redoublierten Manege im Terre-A-Terre oder im Galopp: andernfalls könnte diese Unterordnung zum Bezwingen seiner Kräfte seine Leichtigkeit beim Wenden verhindern und es vielleicht in kurzer Zeit entier werden lassen.

Genauso so wie ich erklärte in den vorigen Regeln, dass man zum Zusammenführen der beiden Spuren der Demi-Volten, ohne das Gedächtnis oder die Kraft des Pferdes, das gut an der Hand ist, zu beunruhigen, geduldig die Schritte geradeaus vorwärts verringern muss, nachdem die besagten Demi-Volten gut ausgeführt und geschlossen wurden. Ich möchte auch, dass in dem Maße, wie das Pferd das eine zu starke Anlehnung hatte beim Training dieser Lektionen leichter wird, man es jedes Mal weniger rückwärts gehen lässt auf der Linie, damit man durch dieses Mittel nach und nach diese getrennten Demi-Volten annähern kann und sie schließlich in eine ganze Volte verwandelt.


Für die rechte Hand


A Linie zum Rückwärtsrichten

B erste Demi-Volte, die mit den Vorderfüßen auf C beendet wird

D zweite Demi-Volte, die mit den Vorderfüßen auf E beendet wird

F erzielte ganze Volte

Um Verwirrung zu vermeiden, sind die hier die Spuren Pisten der Hinterfüße nicht dargestellt.


Hat es diese Volte neu erlernt, soll man beim Beenden und Schließen eine gute Ordnung der Schule einhalten, wie ich schon andernorts sagte, nämlich durch Angehen des Pferdes auf der Linie, wenn es störrisch und sein Mund von schwacher Anlehnung ist; oder durch Zurückhalten auf dem Kreis seiner Hufspur, wenn die Anlehnung seines Mundes eine gemäßigte ist; oder durch sehr unterordnendes Zurückhalten und Rückwärts richten, wenn das Ungestüm, das Schwer werden oder die Mattigkeit das Pferd belädt und verhärtet auf den Schultern und auf dem Gebiss.

Um diese Volte zu redoublieren, ohne das Pferd zu erschrecken oder zu überraschen, kann es dazu vielleicht besser sein, wenn es sie nicht schon verstanden hat, dass man es an der Stelle, an der es bei den oben genannten Anlässen voran oder zurück getrieben oder zurückgehalten wurde, eine andere Volte danach wiederholen lässt, die mit Geduld zusammengesetzt wird, sehr leicht im Schritt und in den Schlägen seiner Air gemischt, ohne die korrekten Proportionen des Bodens zu verlassen, wie es hier dargestellt ist.


A Linie zum Vorwärtsgehen des Pferdes bis die Vorderfüße auf B ankommen.

B wenn es sich accüliert oder zurückhält beim Ausführender o.g. Volte; aber auch, um es rückwärts zurichten, bis die Hinterfüße auf C ankommen

C wenn es auf der Volte sich auf die Hand legt oder zieht beim Ausführen der Volte

D erste Volte dieser Lektion


Wenn das Pferd diese zweite Volte erlernt hat, und wenn es geneigt ist, sie gut auszuführen, verringert man in einer guten Ordnung die Zeit, das Streicheln und den Schritt, die man im Geradeaus gemacht hatte, sei es im Vorwärts oder im Rückwärts, zwischen dem Ende der einen und dem Beginn der anderen Volte, und verringert mit demselben Mittel auch die anderen Schritte dazwischen beim Wenden und vermehrt infolgedessen die Schläge der Air auf dieser zweiten Volte, die man so (mit der nötigen Zeit) gleich wie die erste erzielt, und schließlich mit dieser vereinigt, ohne den gleichmäßigen Takt der ganzen Air zu unterbrechen.


Und weil es unter denen, die sich einmischen in das Üben dieser Lektion, niemand ist, der nicht glaubt genau zu wissen, dass man ein Pferd, das eine zu starke Anlehnung hat rückwärtsrichten muss, und jenes vorwärts treiben muss, das sich zurückhält und accüliert, rate ich ihnen generell, dass dies kein ausreichendes Mittel gegen die Schwere oder Härte ist, oder zur ausreichenden Verbesserung einer zu stark zurückgehaltenen Aktion. Deshalb stelle ich hier eine Regel als Maxime auf: diese ist, dass man bei der Arbeit mit einem Pferd, das sich auf die Hand legt oder an ihr zieht während es die Schläge einer Air oder erhobenen Manege ausführt, man dabei nicht zu sehr an den Zügeln ziehen und nicht nur zum Rückwärtsrichten greifen darf: denn wenn diese Anstrengung der Hand zu stark beibehalten wird, kann das eine sehr große Härte im Mund hervorrufen. Deshalb muss man subtil das Wiederherunterkommen auseinandergefallener oder zu stark angelehnter Schläge mit einer steten Stützung des Gebisses oder des Kappzaumes empfangen und genau zu dem Zeitpunkt, an dem das Pferd die Vorderfüße auf den Boden setzt, ein wenig die Hand nachgeben. Dieses Stützen soll nur von dem jeweils nötigen Zwang oder Strenge begleitet werden, je nach dem wie das Pferd die Anlehnung beschwert oder verhärtet und nicht verbessert: durch dieses Mittel fällt es weniger auf die Anlehnung des Gebisses und des Kappzaumes, und manchmal sogar überhaupt nicht beim Arbeiten.

Ist es aber accüliert, reicht es es nicht aus, ihm nur die Freiheit von der Hand zu geben, um es vorwärts gehen zu lassen: denn wenn der gleichmäßige Takt seiner Manege unterbrochen ist, oder die ruhige Haltung des Kopfes verloren gegangen ist, muss die Aktion des Pferdes im selben Moment und selben Takt direkt gegen die Anlehnung der Hand getrieben werden durch starke, korrekte Beinbewegungen des Reiters.

Um all diese Regeln und Genauigkeiten verständlicher zu machen, habe ich bis hierher nicht ganz den Unterschied erklärt, den es gibt zwischen den Volten im Schritt und denen in den erhobenen Airs, und aufgrund dessen könnten viele schon denken, dass das Pferd meiner Absicht nach unterschiedslos in der einen wie der anderen Volte die Ordnung dieser allgemeinen Figur beachten solle.


Aber dies ist nicht möglich, weil es für das Pferd unmöglich ist, seine erhobene Air zu bilden, ohne sich viel mehr zu versammeln als in seiner natürlichen Haltung, weil die Aktion hierbei eine Beizäumung und Versammlung auf den Hüften ist. Deshalb müssen notwendigerweise die Hinterfüße weiter nach vorn kommen und ihre Kreisspur gegenüber der im Schritt vergrößern, oder aber die Vorderfüße müssen zurückkommen und so deren Kreis der Passege verkleinern, oder aber die Vorder- und auch die Hinterfüße müssen gleichmäßig zusammenarbeiten bei diesem generellen Versammeln. Diese Unterschiede müssen sorgfältig beachtet werden, wenn man das Pferd in seine Air bringt: nämlich, falls es sich von selbst zurückhält oder einengt, gibt der Kunstreiter die erste Ankündigung und Bewegung seiner Hilfen mit den Beinen, damit durch dieses Mittel die Vorderbeine ihre Spur beibehalten (während der erhobenen Manege), die vorher in der Passege als Kreis gebildet wurde. Wenn es aber dazu neigt, diese zu vergrößern oder auf die Schultern zu fallen, oder auf die Anlehnung des Mundes, muss die erste Bewegung des Kunstreiters zum Erheben der Manege im Gegenteil mit Unterordnung und Beihilfe durch die Zügelhand erfolgen, sodass die Hinterbeine ihre Spur einhalten, so wie diese vorher bestimmt wurde durch die korrekte Passege. Wenn aber das Pferd gehorsam ist, und falls es eine starke Neigung hat, und trotzdem temperiert, kann der Kunstreiter es gleichmäßig zusammennehmen, sowohl vorne als auch hinten, durch normale, gleichzeitige Bewegungen seiner Hand und seines Beines, um ihm seine Air und seine Manege auf derselben Stelle zu verbessern; falls es dagegen locker und gut an der Hand ist, verschafft es ihm mehr Lebhaftigkeit und Neigung, wenn es beim Aufnehmen seiner Air generell weiter nach vorn gebracht wird, außerhalb der Spur der Vorderfüße in der Passege.

Obendrein muss man beachten: wenn das Pferd die Volte passegiert, wird seine Aktion stets unterhalten durch einen Vorderfuß und einen Hinterfuß fest auf dem Boden, während die anderen beiden in der Luft sind; dies bewirkt, dass die Spur der Vorhand und die der Hinterhand gleichzeitig gezogen werden. Wenn es sich aber in seine Air erhebt, vorgehend in der Volte, ändert es alle seine Bewegungen: denn die beiden Vorderbeine erheben sich zuerst, während, wenn sie herunterkommen, sich die Hinterbeine gleichzeitig von der Erde erheben, um die Schläge zu machen und weiterzuführen. Da die Vorderbeine als Erste gehen, müssen sie notwendigerweise auch früher zur Erde zurückkommen als die Hinterbeine, und deshalb kann das Pferd nicht mit Vorhand und Hinterhand gleichzeitig so gerade auf den radialen Linien ankommen, als wenn die Volte im Schritt ausgeführt würde; überdies nimmt das Pferd, wenn es seine Manege erhebt, nicht nur seine ganze Aktion zusammen, sondern, um die Haltung zu verstärken durch die es die Air seiner Neigung erhält und begleitet, es setzt auch die Hinterbeine weiter auseinander, indem es die Füße mindestens zweimal so weit entfernt von einander setzt, als wenn es die Volte passegiert, und deshalb ziehen sie verschiedene Spuren.

 

Hierbei muss man auch beachten, wenn das Pferd sich so verkürzt beim Ändern der Proportion und der Bewegungen seiner Passege, um sich voran in die erhobene Air zu bringen, dass es normalerweise nicht seine ganze Kruppe in der Volte halten und bei allen Schlägen eine gerade Haltung auf den Querlinien einhalten kann, ohne entweder die beiden Hinterfüße accüliert zu halten und im Zentrum der Volte festgestellt zu bekommen, oder aber zu sehr seitwärts und schräg zu gehen ohne seine Spur anzusehen und die Schläge in der erhobenen Manege fast so wie den Schritt einer korrekten Passege zu machen: dies sind zwei Proportionen, die ich nicht gutheißen mag, weil sie so im Zwang sind, dass die Air des Pferdes nicht lebhaft werden kann und die Volte nicht entschlossen.


 

Das Pferd muss daher den Körper beim Wenden etwas schräg halten, die Hinterbeine dabei in dem allgemeinen Kreis der Volte: nämlich wenn es in niederkommenden Courbetten geht. Und ganz entsprechend wie diese Air eingeengt ist, soll es die Manege dann auch sein: wenn es sich aber in Croupaden bewegt, hält es ein Hinterbein in der Volte und das andere geht auf der Mitte der Hufspur der Vorderbeine, damit die Kruppe in der höchsten Freiheit bleibt und sehr lebhaft die Aktion der Schultern begleiten kann. Und falls es die Kraft und die Neigung dazu hat, seine Manege in Kapriolen zu machen, muss man, um ihm mehr Raum, Lebhaftigkeit und Lockerheit zu verschaffen, die beiden Hinterfüße den Vorderfüßen folgen lassen, dabei aber trotzdem eine Hüfte ein wenig in die Volte nehmen, um durch diese Aktion die Manege korrekter und vollkommener zu erzielen und den Sitz des Reiters weniger unbequem zu machen und dadurch schöner.

Weil der Großteil der Pferde der Manege eine größere Neigung dazu hat, die Kruppe aus der Volte heraus zu tragen als nach innen, ist es notwendig um es in Genauigkeit zu halten, die Passege aller Airs auszuführen indem man die Kruppe innerhalb der Spur der Vorderbeine hält, vor allem, wenn das Pferd kräftig ist und eine Anlehnung an die ganze Hand hat, und überhaupt, wenn es eine zu schwer beladene Vorhand hat; denn diese Aktion hält ihm die Hüften eng, geschlossen und untergeordnet und bringt so der Vorhand mehr Leichtigkeit.


Für die rechte Hand


Demi Air                                                      Croupaden                                                 Kapriolen


A Spur der Vorderfüße beim Ausführen der erhobenen Air dieser Manegen.

B Begleitende Spur der Hinterfüße die die Airs dieser Manegen unterstützen

C Spur der Hinterfüße auf der beschriebenen Passege


Falls es sehr locker an der Hand ist und es von Natur aus weniger seine Kruppe nach außen bringt beim Aufnehmen seiner Air und Manege, soll seine Passege hinten/innen enger ausgeführt werden als seine erhobene Manege, und zwar so wie die schräg gezeichneten Linien in allen Vierteln; denn eine sehr große Unterordnung könnte ihm seine Neigung zurückhalten, wenn es sich wieder erhebt und seine Manege ausführt.




Ein Pferd aber, das sehr viel mehr Lockerheit als Kraft hat, und welches sehr empfindlich und manchmal furchtsam ist, soll normalerweise in einem starken und entschlossenem Schritt auf einer Volte mit einem Hufschlag passegiert werden, soll sagen: die Hinterbeine sollen einen genauso weiten Kreis machen wie die Vorderbeine, und man soll es gelegentlich ein wenig im Trab auf derselben Spur voran treiben, damit es seine Air leichter und lockerer ausführt, und muss sie, im Gegensatz zu den anderen, nach und nach anpassen, indem man bei ihm beginnt, die Kruppe hinein zu stellen, nachdem es beim Wenden einen oder zwei Schläge seiner Air gemacht hat, ohne dadurch seinen Takt zu stören oder die Spur der Vorderbeine zu verkleinern. Und wenn man es nach Beenden der erhobenen Manege weitermachen lassen möchte mit dem Trab beim Wenden, oder bei seiner Passege, ohne anzuhalten oder die Volte zu schließen (weil dies manchmal nötig ist, um ihm den Mut und die Vorwärtsaktion zu erhalten, und auch um mit diesem Mittel zu verhindern, dass es sich zu sehr einengt oder zurückhält), lässt man es einfach die korrekte Spur der Hinterbeine wieder vergrößern, wodurch man sie gleich nach dem letzten Schlag seiner Air auf die Spur der Vorderbeine zurückbringt.


A  Spur der beschriebenen Volte im Trab

B  Spur der erhobenen Air

C  Spur während des Anpassens der Hinterbeine an die erhobene Air

D  Spur der Hinterbeine und den Kreis der Volte im Trab wieder aufzunehmen


Wenn ein Pferd welcher Art auch immer es sei, seine Manege rund und korrekt ausführt, sowohl im Schritt als auch erhoben, ohne irgendeine Stelle zum Schließen der Volten vorauszunehmen, und wenn der Kunstreiter seine Air beenden möchte mit einem korrektem Schließen der besagten Volten an immer anderen Orten, muss er dies mit einer einengenden, vorwärts gehenden Aktion tun, so wie auf einer der Querlinien der Viertel:


Nun muss man bei den oben genannten Berücksichtigungen genau verstehen: wenn die Manege so eng und gezwungen ist, dass das Pferd normalerweise seinen Körper eingeengt oder quer in den Kreis der Volte trägt, wie ich schon sagte und skizzierte, man sie so mit einem Schlag auf der Stelle oder vorwärts geradeaus schließen und beenden kann, und so auf dem Viertel ankommt, auf dem man möchte. Hat aber die Kruppe des Pferdes sehr frei die Air der Manege begleitet, eher schräg gestellt (nämlich mehr vorwärts, entschlossen und trotzdem korrekt beachtet), muss man die Vorderfüße, die zwangsläufig als erste auf den besagten Querlinien ankommen, sich wieder ein- oder zweimal erheben lassen, und sie sogleich wieder zum Boden zurückkommen lassen, auf der Stelle an der sie begannen, oder ein wenig weiter geradeaus davor, damit durch diese Takte und Schläge die Hinterfüße sich auf dieselbe Linie einrangieren können, gerade hinter den Vorderfüßen, um den korrekten Kreis der Volte besser zu schließen, und normalerweise muss man dann auf der Stelle noch einen Schlag ausführen, um dieses Ende zu vervollkommnen.

Die vier Viertel, die man quer oder gerade auf diesen Volten eingezeichnet sehen kann, veranschaulichen nur die Haltung des Pferdekörpers, je nachdem wie es arbeitet, nicht aber die Anzahl der Courbetten oder Croupaden. Bezüglich der Maße der Volte und der Anzahl der Schläge die ausgeführt werden sollen, müssen diese entsprechend der Natur des Pferdes proportioniert werden. Ist das Pferd sehr locker und hat es Freude daran, fleißig die redoublierte Manege zu verbessern,  muss es häufig, wenn die Volte eng und zusammengesetzt ist, in Konsequenz weniger Schläge als normal machen. Denn wenn sie zu groß gemacht wird, kann sie nicht mit wenigen Schlägen ganz ausgeführt werden, aufgrund der dann großen Distanz von einem zum anderen. Sie mit einem derartigen Pferd durch viele Schläge voran ausführen zu wollen, würde aber die Lockerheit seiner gewohnten Aktion zurückhalten und sein Naturell ließe es sie nicht lebhaft proportionieren und seine Manege würde zu langsam und gezwungen. Dieselbe Proportion, die man bei einem Pferd mit sehr lockerer Anlehnung einhält, soll gelegentlich auch beachtet werden bei einem, das hart und schwer auf der Vorhand ist, vorausgesetzt es hat ein gegenteiliges Naturell. Denn das ziehende Pferd hat weniger Anlass, seine Anlehnung zu verhärten und zu verlieren, und all seine Bewegungen erweisen sich als sehr leicht auf einer engen Volte, vorausgesetzt, sie wird genügend auf den Hüften unterhalten, weil es hier weniger Schläge macht als auf einer großen, auf der es notwendigerweise vorwärts gehen und sich mehr auf die Vorhand legen müsste aufgrund seiner Schwere in Verbindung mit der zu großen Anzahl von Schlägen, die es eine noch stärkere und härtere Anlehnung an die Hand nehmen lassen, und weil es weniger Touren macht. So kann das zu beladene Pferd nur schwer so viele Schläge ausführen, wie eine große Volte erfordern würde, durch die Unbequemlichkeit seines großen Gewichts, also nicht mehr als das lebhafte und an der Hand sehr lockere Pferd aufgrund der Zartheit seiner Anlehnung des Mundes und seiner fleißigen Neigung, die eine stärkere Kürze verlangt. Dennoch soll letzteres weniger beigezäumt werden auf den Hüften als das andere.

 

Es gibt andere Pferde, die mehr Kraft und Neigung haben, und dazu in der Vorhand gelöster sind beim Vorwärtsgehen, bei denen es nötig ist, die Volte großräumiger zu gestalten, mehr vorwärts und mit einer viel größeren Anzahl von Schlägen, um die Möglichkeit zu haben, sie an die richtige Anlehnung zu treiben und diese zu verbessern, und um ihnen den Hals gerader zu halten, in einer festeren Positur und den Kopf ruhig in einer guten Stellung. Und wieder andere, die so böse und unordentliche Bewegungen der Hüften machen, oder die so wenig Neigung zur sehr engen Genauigkeit haben, dass sie beim Wenden immer die Hinterfüße aus dem Kreis der Volte tragen und sich in Freiheit stehlen wollen, bei denen man die Manege auch vergrößern muss, und die Schläge ihrer Airs mehr zurückgehalten, unterstützt, seitwärts und in einer höheren Anzahl, als es die allgemeine Regel verlangt, um sie durch diese Unterordnung gerader zu halten, mit Vorangehen und Erheben auf der richtigen, begrenzenden Spur durch eine stärkere Hilfe der Hand. Ist das Pferd aber von guter Statur, begleitet von einer guten Neigung, genügender Kraft und Lockerheit, um die für eine schöne Manege erforderliche Anstrengung und Leichtigkeit zu unterhalten, kann man das Mittelmaß einhalten, sowohl bezüglich des gleichmäßigen und lebhaften Taktes der Air, als auch in der Korrektheit des Bodens. Schließlich begrenze ich weder bei den einen noch den anderen irgendwie die Anzahl der Schläge, vorausgesetzt die Volten sind nicht zu groß oder zu eng, und die Airs nicht ungleich, vorzeitig oder zurückhaltend.

An den Stellen, wo die vier Hufeisen eingezeichnet sind, muss man auch berücksichtigen, dass dies erfolgte, um leichter den Plan und die Haltung des Pferdes darzustellen, wenn es angehalten hat auf der Korrektheit der Volte: denn dies zu zeichnen gemäß der Bewegungen, die das Pferd beim Arbeiten macht, auch in einer erhobenen Air, würde den größten Teil derer, die sie verstehen wollten, zu sehr verwirren, es sei denn, sie sind gute Meister: denn während das Pferd die Air seiner Schläge erhebt und unterhält durch eine starke und sehr zusammengenommene Aktion, stellt es dabei jedes Mal zum Vorwärts gehen die Hinterfüße so dicht an die Vorderfüße (sowohl auf dem Kreis der Volte als auch im Geradeaus), dass man, um diese vermischte Spur darzustellen, schwierige Figuren zeichnen müsste, die zu sehr den Geist des Lesers beanspruchen bei den Proportionen, die man viel besser verstehen kann durch das Praktizieren der Übung als man es durch Niederschreiben gut erklären könnte.




Band II, Kapitel 26


Weitere Regeln, geeignet für ungeduldige Pferde, die leicht entier werden und eine harte Anlehnung an die Hand bekommen können, die man aber trotzdem für eine Manege schulen möchte


Ich bin sicher, dass es seit langer Zeit nicht mehr viele Reiter gibt, die die Regeln dieses zweiten Bandes gut auszuführen wissen: die einen, weil sie zu viel Routine in der alten und sehr gewöhnlichen Schule dieser Kunst haben, und keine ausreichende Geduld ihren Geist und ihre Aktionen mit der wahren Ordnung aller korrekten und nötigen Proportionen, die in diesen Regeln inbegriffen sind, zu beschäftigen, und bei den Übungen auch nicht ausreichend genug erkennen oder spüren, ob das Pferd perfekt oder fehlerhaft den richtigen Raum des Bodens oder die Linien, Viertel, Halbkreise, die ganzen Volten und andere Wechsel, die in all diesen Bahnfiguren enthalten sind, ausführt, welche man sich bildlich vorstellen und während der Lektion exakt einhalten soll: und weil sie durch Begehen dieser Irrtümer die meisten Dinge, die sie verstanden haben, außerhalb ihrer korrekten Zeitpunkte und Plätze machen, folgt daraus leicht Verwirrung, die viele Fehler verursacht. Andere, die nicht genügend Praxis in der besagten, alten Schule haben und die eher zornig als gut bedacht arbeiten (wie ich an anderer Stelle beschrieben habe), sind völlig oder fast völlig verhaftet in unseren sehr begrenzenden Genauigkeiten, und zwingen und vermindern unangemessen den Mut und die Kräfte des Pferdes. Auch werden diese Fehler häufig nur durch die Grobheit oder Unfähigkeit einer schlecht geführten Hand erzeugt. Wieder anderen mangelt es an Urteilskraft und Fleiß, um dem Pferd die vielen verschiedenen Bewegungen, die völlig gegen den Gehorsam und die Freiwilligkeit arbeiten vertreiben zu können, und können es deshalb nicht zur Leichtigkeit der korrektesten Proportionen bringen. Und schlimm ist auch, dass die besseren Meister gelegentlich begonnen haben, derart cholerische, ungeduldige, bizarre und verstockte Pferde auszubilden, dass ihre größte Kunstfertigkeit nicht ausreicht, sie in den guten und engen Lektionen gut reiten zu können. Und weil ich schon vorhersehe, dass die Ordnung der Regeln, die bis hier abgeleitet und skizziert wurden, viele der Pferde, die derart ungehorsam sind (neben anderen Unarten), gelegentlich ihre Kraft und Lebhaftigkeit zurückhalten lassen, sie sich accülieren oder entier werden, vor allem bei den ersten Lektionen einer erhobenen Air, gebe ich den Rat, falls dies passiert, die Ordnung der vorherigen Lektionen abzuändern, indem man diese entlang einer geraden Wand ausführt, weil sich dies dazu eignet, gelegentlich viele Unruhen zu vertreiben, die den Mut des ungeduldigen Pferdes schwächen und es völlig unfähig in Gedächtnis und Gehorsam werden lassen können. Denn zweifellos verleidet das ruhige Geradeaus auf einer ausreichend langen Passade entlang einer Wand ihm weniger die neue und unbekannte Unterordnung und Korrektheit der Volten, und durch Rügen oder versuchsweise mit Sanftheit auf dieser Passade kann man es den Fehler, den es beim Wenden gemacht hatte, erkennen lassen, wie es hiernach erklärt wird.

Wenn das Pferd also gelöst ist und gut begonnen hat, wie ich vorher schon an diversen Stellen erklärt habe, und wenn es auch korrekt passegiert, wenigstens die vorherigen Viertel und Demi-Volten, muss man es nah genug an die Wand auf eine gerade Linie bringen, und zwar im Schritt oder im Trab, je nachdem, ob es freiwillig vorwärts geht oder sich zurückhält und ob es seine Anlehnung an das Gebiss ziehend oder locker gestaltet. Hat es ungefähr 25 Schritte zurückgelegt, und spürt der Kunstreiter, dass es zieht oder sich ein wenig auf die Hand legt, pariert er es auf den Hüften an einem Ende der Linie durch; ist es aber locker und gut geneigt, hält er es gar nicht an, sondern (wie auch nach dem Parieren) bringt es in seine erhobene Air, und lässt es wie üblich drei gute Schläge geradeaus ausführen, zurückgehalten oder vorwärts gehend,je nach seinem Mut und der Anlehnung des Mundes.




Linie der Wand / Linie der Passade


Sobald das Pferd den dritten Schlag beendet hat, und fast zum selben Zeitpunkt, an dem es seine Vorderfüße auf dem Buchstaben A wieder auf den Boden setzt, stellt ihm der Kunstreiter den Kopf sorgfältig auf die Volte und bringt es in einen resoluten Schritt, in dem er es ein Viertel [im Seitwärts; DA] ausführen lässt: und auf dem Ende dieses Viertels erhebt er es wieder, um es drei weitere gleiche Takte auf der Linie B schlagen zu lassen, und lässt es am Ende des dritten, versammelt durch dieselbe Aktion des Gebisses oder des Kappzaumes zusammen mit der Hilfe der Beine, um ihm den Kopf auf die Tour zu stellen, erneut im Schritt zwei Drittel eines weiteren Viertels machen zu lassen, und beendet dieses auf der Linie und dem Buchstaben C, hält es auf dieser Stelle an und erhebt es wie vorher.



Linie der Wand / Linie der Passade




Hat das Pferd den dritten dieser Schläge auf dem Buchstaben C beendet (bzw. während des Beendens), muss er es wie vorher in den Schritt zurückführen und wenden, indem er es die Volte zweimal (oder häufiger) auf einem Hufschlag umrunden lässt, wie es in dieser Skizze gezeigt wird.




Linie der Wand   /   F Spur der Hinterfüße, um den Vorderfüßen zu folgen beim Umrunden der Volte im Trab.




Nachdem er es diese Lektion auf der Linie der Passade durch Schräggehen hat schließen lassen, also im Vorwärts mit Seitwärts, und zwar bis die Vorderfüße an der Stelle D und die Hinterbeine auf E ankommen, wie es unten skizziert ist, lässt er es sich auf derselben Stelle erheben, mindestens dreimal, und hält dabei den Körper und Hals des Pferdes sehr gerade auf der Linie der Passade.


Linie der Wand



Hat das Pferd zufriedenstellend die Ordnung dieser Lektion zu einer Seite ausgeführt, lässt man es vorwärts gehen und führt es geradeaus bis zu einer Stelle, die man sich vorher ausgesucht hatte, um dasselbe auf der anderen Hand auszuführen.




F Spur, die die Hinterfüße machen sollen, wenn die Vorderfüße die Linie der Passade durch die mit G bezeichnete Spur wieder aufnehmen.


Wurde diese Lektion auf jeder Hand gut geübt und hat das Pferd sie verstanden und behalten, macht man weiter indem man es wieder geradeaus, wie beschrieben, auf der Stelle der drei ersten besagten geraden Schläge am Ende der Passade nur zwei machen lässt, und das Pferd dann sogleich einen oder zwei Schritte im Wenden vorangehen und danach für ein oder zwei Schläge sich erheben lässt, gefolgt von einem oder zwei weiteren Schritten, um wieder zwei Schläge auszuführen, und so weiter bis zum Punkt C, der die zwei Teile begrenzt, deren dritter das zweite Viertel dieser Volte schließt. Und wenn es mit allen vier Füßen gleichzeitig auf der Linie des Buchstabens C angekommen ist, lässt man es auf einer Stelle drei Takte seiner Air locker ausführen, wie ich es in der vorhergehenden Lektion erklärte, dabei vor allem die Korrektheit des Bodens beachtend, wie auf den Skizzen gezeigt, sowie auch die Gleichförmigkeit in allen seinen nötigen Bewegungen, so gut es geht mehrere Male wiederholt oder wieder beginnt.



In dem Moment, wenn der dritte dieser Schläge auf der Stelle beendet ist, muss man erneut zweimal die Volte im Schritt auf einem Hufschlag umrunden und dann wieder die Linie der Passade aufnehmen, beim Schließen der Manege, wie oben skizziert und wie es unten erneut dargestellt ist, um wieder drei Schläge auf einer Stelle, mit den Vorderfüßen auf D und den Hinterfüßen auf E auszuführen; danach macht man weiter mit derselben Lektion auf der anderen Hand.




F Spur der Hinterfüße, um die Linie der Passade wieder aufzunehmen beim Schließen der Volte.

 

Durch die Gewöhnung an diese Lektion, wenn sie lange genug weitergeführt wurde, wechselt das Pferd leicht vom Schritt in gute Schläge, so dass es die genannten Partien der (schon vorbereiteten) Demi-Volte vollendet, ohne den gleichmäßigen Takt seiner erhobenen Air zu unterbrechen.




Wenn es beim Beginn der Demi-Volte Schwierigkeiten hat, die Schläge seiner Air einzufügen, vor allem in der genannten letzten Proportion, beginnt man im Schritt bis zum Punkt B in der folgenden Skizze, und in dem Maße, wie es sich verbessert beim Erheben und gut den Takt seiner Air schlägt, reduziert man diese Schritte, bis zu den ersten Schlägen geradeaus auf dem Buchstaben A.


Linie der Wand

 




Sodann muss man wieder mindestens ein Mal die ganze Volte im Schritt auf einem Hufschlag umrunden, und das Pferd dann wieder zurück zu bringen und anzupassen auf dieselbe Passege auf der Linie parallel zur Wand, um es sich darauf wieder mit drei oder vier guten Schlägen seiner Air geradeaus erheben zu lassen, auf den Buchstaben D und E und dann die Volte verlassen und entlang dieser Linie zu dem Platz auf der anderen Hand zu gehen, wo man die Lektion weiterführt.


F Spur der erhobenen Air beim Wenden

G Spur um die Volte im Trab zu umrunden



Um die Ordnung dieser Schläge auf den gesamten Kreis dieser Lektionen auszudehnen, muss man sie nach und nach auf der schon im Schritt oder Trab umrundeten Piste vermehren: nämlich wenn es sich im Wenden sauber erhoben hatte auf dem ersten, o.g. Teil der Volte bis zum Buchstaben C, und es danach im Schritt den ganzen Kreis der Volte erzielt hatte, bringt man das Pferd beim Passieren von H in seine Air bis auf C, wobei man den schon erreichten gleichmäßigen, begrenzenden Takt beibehält. Gleichzeitig muss man die Spur der Hinterfüße verkleinern und anpassen, wie es in der folgenden Skizze dargestellt ist, und beachtet danach die vorherige Ordnung: aber viel geschlossener, um es zurückzubringen auf die gerade, erste Linie, bevor man einen Handwechsel durchführt.



I  Spur der Hinterfüße beim Wiedererheben der Manege



Während man so jedes Mal einen Schlag hinzufügt auf dem runden und begrenzten Raum, wird zweifellos die gesamte Volte in wenigen Ritten komplett erhoben und in sauberen und korrekten Airs ausgeführt werden, mit Ausnahme der Strecke zwischen C und G, welche man dafür reservieren soll, den Kopf des Pferdes wieder auf die Spur einzustellen und im Schritt als erste Aktion dieser letztgenannten Volten, die man erheben will, auszuführen, damit das Pferd sich beim Wenden durch dieses Mittel mehr löst: denn würden die Enden aller dieser ersten Proportionen der erhobenen Volten normalerweise auf der Linie der Passade gemacht, könnte das ungeduldige Pferd flegelhaft die Gelegenheit ergreifen, sich zu nah an der Mauer einzuengen, sich nach außen zu biegen oder sich entier zu machen, um dem nötigen Gehorsam und der Leichtigkeit zu entgehen, die nötig sind zum Redoublieren der Volten.



Nachdem der letzte Schlag auf C gemacht wurde, muss man erneut im selben Moment eine Volte im Schritt beginnen, und zwar auf einem oder auf zwei Hufschlägen, je nachdem ob sich das Pferd in der Wendung hart oder locker zeigte.



H  Spur der Schläge auf dieser Volte     K   Spur der im Schritt ausgeführten Volte


Um das Pferd aufmerksamer und leichter in diesen Übungen zu machen, muss man die Volte gelegentlich zur Mauer hin nehmen, d.h. man führt an der Stelle, an der man es auf der linken Hand gewendet hatte, stattdessen die Lektion auf der rechten Hand aus, und für diese Ausführung soll die Linie der Passade ein wenig mehr von der Mauer abgerückt werden, wie man ersehen kann auf der nächsten Skizze; und zweifellos wird diese Variante, wenn sie gut geübt wird, einem ungeduldigen Pferd viel von seiner Ängstlichkeit gegen die Freiheit und Genauigkeiten der schönsten Manegen vertreiben.



Wenn der Kunstreiter nach ausreichender Gewöhnung an all diese verschiedenen besprochenen und dargestellten Lektionen bei seinem Pferd eine ausreichende Kraft, Lockerheit und Schulung zum Doppeln und zum Redoublieren der erhobenen Volten erkennt und spürt, kann er es nach und nach verbessern, indem er jedes Mal die Schläge auf der korrekt umrundeten Spur vermehrt, wie ich es erklärte: und in dem Maße wie das Pferd frei wird, vor allem bei der Aktion des Wendens, muss man es die Volten immer näher an der Linie der Passade schließen lassen, bis es frei jedes Ende auf dieser Linie macht. Diese Ordnung kann verhindern, dass es entier wird; aber wenn der Kunstreiter klug ist, hütet er sich vor allem, mehr Anstrengung zu verlangen als sein Pferd lebhaft ausführen kann.



Um das Pferd in diesen engen Lektionen freier werden zu lassen, muss man diese gelegentlich auflockern und variieren durch eine größere und eckigere Proportion, das heißt, wenn man im Schritt eine mittelgroße Volte auf einem Hufschlag umrundet hat, bringt man das Pferd auf dieser Spur in den Trab, in dem man es 2 Touren machen lässt, und danach pariert man es auf den Hüften durch auf der Linie A und lässt es auf dieser locker drei oder vier Takte seiner Air schlagen.




Beim Beenden des letzten dieser Schläge muss man ihm den Kopf auf dieselbe Hand stellen, um es lebhaft genug angehen zu lassen und es auf derselben runden Spur in den Trab bringen und es erneut eineinhalb Touren ausführen lassen, und es dann gut durchparieren auf der Linie B. Dann erhebt man es wieder wie zuvor und bringt es in denselben entschlossenen Trab auf dem Kreis.





Hat man diese Regel ausreichend weitergeführt zu einer Seite, muss man die Hand wechseln und zurückkehren auf dieselbe Spur, um dort dieselbe Proportion einzuhalten.




Geht man danach wieder auf die erste Hand, muss man die ganzen Paraden auf diesen anderen, durch die Linien dargestellten Stellen machen, und diese Ordnung auf jeder Seite gleich ausführen bis zum Ende der Lektion.



Hat das Pferd zwei oder drei solcher Ritte gut verstanden, nimmt man diese Ordnung zusammen: d.h. nachdem man das Pferd ein wenig hat traben lassen und es auf diesem Kreis gelöst hat, pariert man es erneut durch und lässt es sich auf der Linie A erheben, wie beschrieben. Anstatt es aber gleich wieder traben zu lassen wie zuvor, lässt man es nur im Schritt vorwärts gehen, bis zur Linie B auf der folgenden Skizze, und, nachdem man es sich wieder hat erheben lassen, weitergehen und wenden im Schritt, um dieselben Schläge auf der Linie C zu machen, und danach im selben Schritt bis zur Linie D, und macht so weiter ungefähr drei Touren, sogleich gefolgt von zwei Runden im Trab, bevor man die Hand wechselt, um das willige Pferd Atem schöpfen zu lassen.

Und um das Pferd auf diesem Kreis gelöster zu machen, oder zumindest weniger entier, muss man es die Kruppe etwas nach außen halten lassen, und ihm dazu noch ein wenig den Kopf in die Volte stellen, wenn man auf jeder geraden Linie angekommen ist und bevor man es seine Schläge wieder aufnehmen lässt.



Die Gewöhnung an diese teils eckige, teils runde Lektion macht das Pferd so leicht und locker, dass es von sich aus (und aufgrund des vorhergegangenen Stils) in kurzer Zeit den Schritt in jeder Ecke (hier mit E markiert) in Schläge vorwärts verwandelt, um zu den Linien zu gelangen, auf denen es erwartet, seine Air auf der Stelle ausführen zu sollen, und so wird es durch dieses eine Mittel, begleitet von subtilen Bewegungen des guten Kunstreiters, nach und nach eine komplette Volte in seiner erhobenen Air ohne Unterbrechung absolvieren. Danach muss man die Schläge nach und nach von Quadrat zu Quadrat vermehren, und beendet normalerweise im Trab auf dem Kreis auf einem Hufschlag.

 


 



Gelegentlich muss man diese Lektionen auch einfach mit einer gemächlichen und lockeren Galoppade auf jeder Hand abwechseln, auf Kreisen mittlerer Größe, und danach auf die vorigen Proportionen entlang einer Wand zurückgehen. Denn das Pferd fängt dann zweifellos sehr viel lebhafter, oder weniger gezwungen, wieder an, als wenn man diese Diversifizierung nicht benutzte.











Linie der Wand





Damit der Kunstreiter diese Regeln gut bedacht trainiert, muss er sich daran erinnern, dass ich in allen beschriebenen und skizzierten Proportionen, vor allem denen dieses zweiten Bandes, deren Ordnungen besser aneinandergereiht darstellen wollte, sowohl bzgl. der Korrektheit des Bodens, als auch der Bewegungen die ein Pferd, das gut begonnen wurde ausführen soll, um leicht durch eine Lektion nach der nächsten zur Perfektion aller seiner Manegen zu kommen und damit viel Anmut und Zufriedenheit erreichen. Deshalb habe ich genau die markierten Stellen eingegrenzt, wie auch die Anzahl der Schritte, der Schläge und der Touren. Aber falls ein Pferd so rebellisch und verstockt ist, dass es, anstatt diesen Proportionen trotz der Aufmerksamkeit des Reiters und guter Bewegungen von Reiterhand und -bein zuzustimmen und sich weigert, oder direkt gegen die Ordnung opponiert, soll der Kunstreiter keine anderen Regeln beachten als die wahren Mittel um ein Pferd davon abzubringen oder zu rügen: es erweitern lassen auf der Stelle, auf der es sich einengt; es verengen, wo es erweitern will; es auf der Stelle vorwärts treiben, auf der es sich zurückhalten oder in die Volte zurückkriechen [acculer] will; und es zurückhalten, wo es zu sehr vorwärts drängt: schlussendlich, ihm niemals diese Fehler zu erlauben. Und auch wenn er es durch die guten Mittel dazu gebracht hat, genau auf der korrekten Stelle, die er ausgewählt hat, den angepassten Schritt und die begrenzten Schläge auszuführen: falls trotzdem alle Bewegungen, die es dabei macht, nicht passen zur Freiheit und Leichtigkeit der guten Übung, darf er sich nicht zufrieden geben allein mit der Anzahl, falls es sie in irgendeiner Weise aus Bosheit, Unruhe oder Furchtsamkeit macht oder es den gesuchten Gehorsam verweigert, auch wenn es sich dabei frei präsentiert; vor allem darf man nicht unersättlich sein in diesen Ausführungen, andererseits aber auch nicht mit wenig zufrieden sein. Und abschließend muss man immer die notwendige Sanftheit, Strenge und das Mittelmaß einhalten, was man nicht einschätzen kann ohne Wissen über das Naturell und die Kräfte des Pferdes, und nicht zu einem guten Effekt bringen kann ohne vorher eine große und ungezwungene Praxis erlangt zu haben: denn ohne diese Urteilsfähigkeit wird die Schule wirr. An vielen Stellen habe ich ganz ausdrücklich genau diesen Rat erteilt, der in dieser Kunst nicht weniger wichtig ist als das Steuerruder für ein Boot, das man auf dem offenen Meer navigiert.

Nicht immer habe ich diese Regeln eingehalten: denn in meiner Jugend habe ich dieselben Fehler gemacht wie viele schlecht ausgebildete Reiter, die beim Training der Akademiepferde (sei es im Trab, Galopp oder bei den erhobenen und sehr lebhaften Schulen) nichts anderes im Sinn haben oder berücksichtigen, als furios die Lektionen (egal, ob gut oder schlecht gestaltet) auszuführen und weiterzuführen, bis sie extreme Erschöpfung an Rücken und Mut bemerken, so als würde man die Pferde nur schulen, um große Anstrengungen auszuhalten und um ihre Kräfte zu überwältigen, ohne irgendeine Wertschätzung dafür, dass eine geringere Bewegung der Leichtigkeit in den Manegen dienen kann.

Es gilt absolut bei der Anwendung der Regeln dieser Kunst, dass es im Gegenteil sehr notwendig ist, dass der gute Kunstreiter normalerweise einen feinen und sorgfältigen Geist besitzt zur Verhinderung von Anlässen, oder zum Korrigieren von Fehlern die das Pferd nachlässig, verwirrt oder ungehorsam werden lassen könnten, und dafür, die wahren Mittel zu suchen und befolgen, um es zu gewinnen und sich in Gehorsam begeben zu lassen, und die Leichtigkeit zu erreichen bei denen, wo man dies wünscht. So muss man häufig von der beabsichtigten Ordnung der Lektionen und Proportionen abweichen (die ja nur dazu geschaffen wurde damit man sich angewöhnt, sorgfältig zu arbeiten), und mit diesen Abweichungen je nach den verschiedenen Anlässen prompt und klug und sehr aufmerksam in der Schule zu arbeiten, möglichst ohne einen Schritt zu verpassen, vor allem nicht aus Unkenntnis oder Nachlässigkeit: andernfalls bleibt diese Kunst fremd und die Lektionen erweisen sich als nutzlos.

Ich habe zwar in der Unterrichtung im ersten Band gesagt, dass die Trablektionen in derselben Stärke vom Beginn bis zu ihrem Ende unterhalten werden sollen, und auch die des Galopps in derselben Air und Lebhaftigkeit durchgeführt werden sollen wie begonnen: Aber dies soll man nur so verstehen, wenn das Pferd seine Kräfte mit Lockerheit frei anwendet, ohne Ungestüm oder Stätigkeit und veranlasst allein durch die korrekte Beinbewegungen des Reiters.

 

 


 

 



Band II, Kapitel 27

Verschiedene Regeln bei den weit fortgeschrittenen Lektionen, und auch wenn das Pferd derart abgestoßen und Feind der Schule ist, dass die normalen Mittel keinen ausreichenden Effekt erzielen.


Bis zu den letzten Lektionen mit all den besprochenen Regeln der Volten kann der Kunstreiter seinen Fleiß, sein Wissen und die gute Praxis seiner Kunst trefflich bewiesen haben; es ist aber kein geringerer Beweis, wenn er danach verhindern kann, dass das Pferd irgendeine Veränderung bekommt, die dazu führt, zurückgehen zu müssen bis zu den ersten Lektionen, wie es so häufig geschieht; denn viele Pferde stimmen sehr leicht zu und reagieren mit viel Lebhaftigkeit bei den aufeinander folgenden Lektionen, die sie nach und nach und Regel für Regel, verbessern für die Korrektheit der Manegen, entsprechend ihren Kräften und Neigungen, aber nachdem sie soweit gekommen sind, wollen sie nicht sehr lange in deren wahren Proportionen bleiben. Die Ursache dafür ist, dass abhängig davon, wie sie einige dieser Lektionen begreifen, oder kurz nachdem sie sie begriffen und eine Zeit lang trainiert haben, eine andere neue, gut dazu passende Lektion folgen sollte, mit zunehmender Schwierigkeit und Anstrengung, oder eine, die zumindest in einigen Bewegungen und Proportionen anders ist als die vorhergehenden, so dass diese Abwandlungen den Geist, die Kräfte und vor allem die Aufmerksamkeit eines nervösen und kräftigen Pferdes auf verschiedene Weise und auch geistig beschäftigen und dies folglich häufig viele der Unruhen oder Fantasien und flegelhaften Absichten und Ungehorsamkeiten vertreiben kann, deretwegen es sich ansonsten nicht gut hatte entschließen können sich zu verbessern, und Mühe hatte, daran zu glauben. Und besonders wenn es nicht viel Kraft besitzt, passiert es manchmal, dass die Sorgfalt, die man bei allen Bewegungen der Genauigkeit einhalten soll, und welche es noch nicht gut erlernt hat, es normalerweise in solch einer Erwartung hält, Fehler zu machen und dafür bestraft zu werden, dass es sehr frei all seine Lebhaftigkeit und Veranlagung anbietet, um auf die Aktion des Kunstreiters zu reagieren: und wenn obendrein noch vorher in den geregelten Lektionen langsam nach und nach die höchste Kraft des Pferdes erreicht wurde, bekommt es weniger Gelegenheiten, abgestoßen zu werden. Denn wenn man es so sicher macht, und es sich in der korrekten Praxis der vorgenannten letzten Lektionen unterstützt, soll man es diese starken, neu erlernten und noch zaghaften Trainingseinheiten nicht weiter so fortführen lassen, weil die exzessive Anstrengung oder der Verdruss, zu häufig dieselbe Sache wiederholen zu müssen, es in eine derartige Unordnung bringen kann, dass es wie verwirrt oder verzweifelt versäumt oder verweigert, die ersten Proportionen all dieser korrekten und sehr sorgfältigen Lektionen auszuführen. Um diese Fälle zu vermeiden, soll der Kunstreiter durch die gute Anordnung der aufgeführten Regeln und Lektionen klug erkennen, wann es nahe am höchsten Punkt seiner Kräfte und Neigung ankommt, und dann, anstatt zu versuchen weiter zu machen, und bevor es zu Extremen kommt, ihm etwas Erleichterung von der Schule gewähren, und häufig wieder zurück zu gehen, wenn er Mut und Neigung zu den weniger schwierigen Lektionen erkennt, die es zuvor gelernt und trainiert hatte, und es auch an verschiedenen Tagen arbeiten lässt, zwischen zwei dieser weit fortgeschrittenen Trainingseinheiten jeweils eine mittlere Lektion im versammelten Trab, falls es eine Anlehnung an die ganze Hand hat, oder im sehr entschlossenen Trab und manchmal im Galopp, falls die Anlehnung locker genug ist, ausführen zu lassen; und es nicht häufiger arbeitet als jeden zweiten Tag, damit es immer in seiner Lebhaftigkeit und Lockerheit und im Gehorsam bleibt, und er es dadurch in Atem, Mut und seiner weit fortgeschrittenen Genauigkeit erhält.

Diese Art von Training entspricht allerdings nicht der Meinung jener Kunstreiter, die unterschiedslos wünschen, dass man das Pferd häufig jedes Mal stark arbeitet, um es so rigoros zu dem zu zwingen, was man erreichen möchte (und es dabei durch die kontinuierliche Arbeit strapaziert und abmagern lässt), bis es dann ganz die sehr kräftigen und sehr genauen Proportionen der Air und der Manege verloren hat, die man ihm beigebracht hatte, mit der Absicht, es danach wieder zurückzubringen und wiederherzustellen, durch Loben und sehr sanfte und kurze, oder weniger lang andauernde Lektionen. Ich weiß, dass diese Regel manchmal erfolgreich sein kann, aber wenn all die, die sich bisher genau danach gerichtet haben, meinen Rat wünschen, sollten sie dies ausschließlich anwenden nach vorangegangener sorgfältiger Abwägung bezüglich des natürlichen Temperamentes und der Kräfte des Pferdes. Denn wenn sich eine korrigierbare Neigung findet, eine ausreichende Lebhaftigkeit eines kräftigen Rückens, ausreichend kräftige Beine, ausreichend starke Füße, ein ausreichend robuster Körper, um lange Übungszeiten und derart schwere, zwingende Mittel ständig auszuhalten, kann es zwar manchmal durch deren Wirkung am Ende dieses Unterfangens, das der beherzte und gut ausgebildete Kunstreiter gemacht hat, korrigiert und unterworfen sein. Hat das Pferd aber ein schwaches, furchtsames und empfindliches Gemüt, auch wenn es in Ruhe kräftig genug ist, gleichmäßig in allen Gliedern, oder ist es zwar mutig und trotzdem von sanftem Gemüt, aber mit einem Rücken und Gliedern, denen es an der nötigen Kraft mangelt, ist es sehr schwer und meist unmöglich, durch die übliche Gewalt und die exzessive Arbeit in der genannten rigorosen Weise in sehr kurzer Zeit und vielleicht auch niemals zu erreichen, was der ungeduldige Kunstreiter erzwingen will ohne Rücksicht darauf, dass in dem Maße, wie er glaubt die Ordnung der Lektionen zu beschleunigen, die Glieder seines Pferdes beschädigt werden, und infolgedessen all seine Regeln und seine Mühen in Unordnung und Verwirrung enden; und wenn er sogar, falls dies eintritt, weitermacht mit rigorosen Strafen und plötzlichen Mitteln (im Glauben, jene Kräfte des Pferdes wach zurufen, die gar nicht mehr vorhanden sind), findet er es bald schon sehr erniedrigt, abgestoßen oder verzweifelt.

Denn wenn ein nervöses, lebhaftes Pferd mit ausreichend kräftigen Gliedern ungeduldig, cholerisch und von feurigem Gemüt ist, passiert es leicht, dass die Ungemach einer so starken Unterordnung, wenn diese ohne Unterlass durchgeführt wird, oder die Schmerzen und besonderen Unannehmlichkeiten unendlich verschiedener Strafen, vielleicht sogar obendrein noch außerhalb ihres richtigen Zeitpunktes, oder viel zu stark oder wirr angewendet werden, es derart die Schule hassen lehrt, dass es hinterher durch die Schläge und die Arbeit geschunden und betäubt ist, oder in seiner Not zur Verteidigung gezwungen wird durch sehr wütende Mittel, oder sich sogar im Extremfall zu Boden wirft, und gegebenenfalls den Kunstreiter in eine solche verzweifelte Gefahr bringt, dass dieser sich dann häufig dazu verleiten lässt, es mit Gewalt zu korrekten Proportionen der Airs und Manegen bringen zu wollen, anstatt klug den Gehorsam der Schule mit Geduld und guter Ausübung des Trainings zu erwirken. Diese Art und Weise tritt gewöhnlich an den Orten auf, an denen man Gutes und Schlechtes beim Arbeiten einer großen Anzahl guter und schlechter Pferde sieht.

Ich andererseits bin seit langer Zeit bemüht zu versuchen, jene Pferde wieder zu korrigieren, die schon abgestoßen waren und aufgegeben hatten: bei diesen kann ich ehrlich sagen, dass das Glück mich häufig bevorzugt geleitet hat. Denn ich habe nicht nur eine große Anzahl zur guten Schule zurückgebracht, sondern auch die Kunstreiter, die es vorher versucht und schließlich als unkorrigierbar aufgegeben hatten (durch konfuse oder böswillige Mutationen) dennoch danach mit viel Leichtigkeit und Genauigkeit arbeiten sah als sie es vorher getan hatten. Ich bin deshalb zunehmend sicher, das weder die Arbeit noch die Rügen, die ich angewendet habe, völlig falsch oder vergeblich waren. Und durch diesen Beginn entstand auch das Wenige an Reputation, in der ich danach bei den Pferdemenschen gehalten wurde. Denn für das Wiederanreiten und Korrigieren dieser rebellischen, verwirrten, abgestoßenen oder verzweifelten Pferde benutze ich nicht die normalen Mittel der Kunst, sobald ich erkenne, wenn diese vergeblich oder gar schädlich wären. Im Gegenteil: die erste und größte Sorgfalt, die ich in diesem Falle aufbringe ist, es die Erinnerung verlieren zu lassen, und wenn ich es danach versuchen möchte, mache ich dies an einer Stelle an der es weder eine Spur, noch einen Hinweis auf die Schule gibt, und außerdem zu Zeiten, an denen es nicht im Geringsten den Verdacht auf jene Unannehmlichkeiten hat, durch die es ein dermaßener Feind des Zwangs-Gehorsams wurde. Und es gehört zu den ersten Mitteln nach einer Zeit der Erholung dass ich es häufig genug zur Jagd bringe; ich lasse es promenieren, traben und galoppieren, querfeldein, je nachdem wie ich spüre, wozu es kräfte- und gemütsmäßig neigt, ohne es irgendwie zu vergrämen oder unter Druck zu setzen (falls ich nicht durch eine große Notwendigkeit dazu gezwungen bin). Und mit der Zeit, wenn ich erkenne, dass es die Abneigung gegen die rigorose Schule verloren hat, lade ich es auf verschiedene Arten ein, vorsichtig und an unverdächtigen Stellen, sich wie von selbst in die guten Airs seiner Lektionen zu bringen, gelegentlich während des Gehens im Schritt, oder im Trab, oder im kleinen Galopp, mal mit einer ganzen Parade, mal ohne es anzuhalten; manchmal geradeaus, ein anderes Mal auf Volten, und lobe es, wenn es frei reagiert und zwinge es in keiner Weise, falls es sich weigert auf die Hilfen oder die stimmliche Ansprache, die Gerte, die Hand oder der Waden zu reagieren, sondern vertreibe eher das Unangenehme und das Misstrauen, das ich bei ihnen voraussehe, durch ein scheinbares Verfolgen der Jagd, oder durch Untermischen unter andere Pferde, oder durch irgendwelche anderen Mittel, die mir geeignet erscheinen. Und je nachdem, wie ich spüre, ob das Pferd eine gute oder schlechte Stimmung hat, versuche ich es erneut oder lasse es in Ruhe. Falls ich nicht die Möglichkeit habe, an einer Jagd teilzunehmen, lasse ich es wenigstens zweimal die Woche ungefähr 2 Leagues (6 bis 12km) oder mehr über Land gehen, und besuche einige meiner Freunde. Abhängig davon, wann ich spüre, dass es sich in einiger Lebhaftigkeit und Ausgeglichenheit und einer geistigen Gemütsruhe befindet und wenn ich an eine passende Stelle komme, zeige ich ihm jedes Mal, lebhaft oder gemächlich einige Proportionen der Air und der Manege, und mit diesem Mittel gewinne ich es nach und nach so sehr, dass es gelegentlich auf mein Verlangen hin ganz frei reagiert mit allem, was ich von ihm möchte. Und um es erscheinen zu lassen vor einigen Pferdemenschen, geschieht dies nie morgens, weil dies die Tageszeit ist, zu der es sonst seine größten Quälereien und Unannehmlichkeiten erhielt, und auch nicht in einer Reitbahn oder an einer anderen Stelle, die es auch nur im Mindesten verdächtig findet, sondern gewöhnlich abends, welches die wahre Tageszeit ist, zu der es sich am muntersten und schönsten zeigt, und lasse es danach lange genug und sanft geradeaus an diversen Plätzen promenieren, sei es in der Stadt oder über Land, und vor allem ohne Schweifschomer oder einen Schweifriemen oder andere spezielle Carriere-Ausrüstungen, die es belästigen oder in Alarm der Schule bringen könnten. Und dann, wenn ich es in guter Laune und ohne Misstrauen spüre, bringe ich es sanft in seine schönste Manege, und suche dazu das Gelände aus, das mir am passendsten scheint, da wo es sich gelegentlich in einer solchen Lockerheit befand, dass man erstaunt war, es dermaßen ruhig und gut arbeiten zu sehen, dass es brillierte.

Ist ist es aber danach aus meinen Händen, und falls dann einige, die die Art und Weise, in der ich es behandelt hatte, nicht kennen, glauben, sie würden schöne Reiter und gute Kunstreiter werden durch das Arbeiten mit diesen Pferden, geschieht es häufig, dass die einen zwar für zwei oder drei Ritte einiges Vergnügen erfahren; wenn sie aber danach weitermachen, es ihnen unmöglich ist, irgendeine Zufriedenheit daraus zu ziehen. Andere erleben schon beim ersten Mal den vollen Affront, während sie sich in einer gutsituierten Gruppe präsentieren, um ihre Galanterie und die Kunstfertigkeit ihres Pferdes zu zeigen, die man es einen oder zwei Tage vorher zeigen gesehen hatte, dieses sich nun aber trotzdem so aufführt wie das unwissendste oder bösartigste Pferd, das man überhaupt finden kann; und das, worin sie sich täuschen, ist ihr Glaube, sich und die Pferde schöner erscheinen zu lassen, wenn sie nach nur sehr oberflächlicher Vorbereitung damit zufrieden sind, was sie verbessert, und sie zwar an der Hand führen mit Augenklappen bis zu der erwarteten Stelle für das Training, um ihnen sorgfältig den Mut zu erhalten, die Lebhaftigkeit und die Fähigkeit des Rückens, wie man es zweifellos bei den meisten Pferden machen soll, die sich im Gehorsam einer guten Schule erhalten; aber im Gegenteil helfen all diese Rücksichtnahmen nicht bei den bösartigen und durchtriebenen Pferden wenn man sie auffordert in der verhassten Schule, oder an einer Stelle, an der sie auch die Unannehmlichkeiten erhielten, durch die sie zuvor abgestoßen und verzweifelt wurden, weil die Reiter, die glauben, hiermit Wunder zu vollbringen, sie im Gegenteil derart bereit zur Abwehr machten, oder zum Begehen von solchen Bösartigkeiten und Vergehen, dass sie von ihnen nichts als Beschämung und Ungemach erhielten.

Daraus kann man lernen, dass der Kunstreiter in einer gleichartigen Situation seine Lektionen, Hilfen und Rügen in einer sehr bedachten Anordnung einsetzen soll, die dem Naturell des Pferdes angemessen ist, wenn er in der Lage ist, ihre Kräfte und Neigungen gut einzuschätzen, und sie durch eine gut geregelte Gewöhnung an die Air und die Genauigkeit der Manege, die man ihm beibringen möchte, zustimmen zu lassen. So soll man nicht versuchen, wenn man durch die Reihenfolge guter Lektionen bereits bei der größten Anstrengung, die das Pferd frei produzieren kann, angekommen ist, noch mehr zu verlangen; sondern man soll ihm dann lieber häufig eine Entspannung geben und Gelöstheit auf seinen weitesten, genauen und festen Proportionen der Manege entsprechend seines Alters gewähren, und eine gute Ernährung und Pflege durch die Betreuer, die es mit ihren Händen putzen, und eine kontinuierliche gemäßigte Übung der Schule, wodurch die Natur sie stärkt und verbessert, und erst danach die Anstrengung und die Leichtigkeit der erlernten und beachteten Lektionen zu erhöhen, und dass man, um ein cholerisches, empfindliches und bösartiges Pferd, das durch Verzweiflung oder durch Erhitzen abgestoßen wurde und ein extremer Feind der Schule ist, zu besänftigen und zu beruhigen, niemals Härte bei seinen Mitteln einsetzen soll, sondern im Normalfall eher ablassen von dem, was es eher aufregt und ihm möglichst die Erinnerung schwinden lassen; und dieselben Mittel, durch die das Pferd gut ausgebildet, beruhigt, oder zurück zur Schule gebracht wurde, soll man dann auch danach beibehalten. Und schließlich wird man erkennen, dass die Übung, zu der das Pferd am freiesten und am längsten zustimmt, diejenige ist, die am ehesten zu seiner Neigung passt, und ebenso, dass es eine Gewöhnung daran erreicht mit der nötigen Zeit und der guten Anordnung der Lektionen.

 



 

 


 

Band II, Kapitel 28

Regeln für die Handwechsel auf redoublierten Volten


[La Broue legt Wert darauf, die Übungen normalerweise immer an verschiedenen Stellen auszuführen, damit das Pferd sie nicht vorausnehmen kann und sie wirklich allein auf die Hilfen des Reiters hin ausführt, deshalb benutzt er hier das Wort "redoublieren" um damit auszudrücken, dass im Gegensatz dazu in diesem Falle die Übung mehrfach auf derselben Stelle wiederholt wird; DA].

Ich habe in diesem zweiten Band noch nicht die Ordnung besprochen, die beim Handwechsel auf der Stelle auf redoublierten Volten eingehalten werden muss, denn mein Rat ist, nicht schon von den Übungen der getrennten Volten aus weiter zu gehen, bevor das Pferd nicht ausreichend fundiert, sicher und korrekt ist. So muss der Handwechsel, um gut proportioniert in seinem wahren Takt und Ort zu sein, durch eine sehr kräftige, gehorsame und begrenzende Aktion ausgeführt werden: denn so gut das Pferd auch schon fähig und geregelt in seiner Lektion und seiner Manege sei: falls es nicht obendrein einen sehr freien Mut hat, bringt es diese Aktion sehr bald von seiner guten Schule ab anstatt es voranzubringen, wie ich noch bei Gelegenheit ausdrücklich besprechen werde. Dieser Fehler passiert häufig dann, wenn der Kunstreiter die Fähigkeit eines Pferdes schlecht beurteilte, während er es beobachtet hatte, als es in guten Händen war, möglicherweise gut angeritten und schon in einer ausreichend schönen Air gearbeitet, und dies auch entsprechend seinem Naturell und seinen Kräften. Wenn er nun aber hoffnungsvoll beginnen möchte, es zu noch besserem Gehorsam und höherer Perfektion zu bringen, kommt es dennoch aber nur zu dem Ergebnis, dass er nach sehr langen Mühen beschämt gezwungen ist, aufzugeben und stehenzubleiben bei dem Status, in dem er es vorgefunden hatte, und manchmal sogar mit noch viel weniger. Und dazu kommt es deshalb, wie ich schon anderswo erklärt und zu diesem Zweck hier wiederholen möchte, weil der gute Kunstreiter niemals die Kräfte des Pferdes, das schon eine gute Übung schön ausführt, schwächen und nutzlos werden lassen soll, indem er versucht es mit extremem Zwang zu etwas zu bringen, was es nur unter zu großer Anstrengung zustande bringen kann. Stadtdessen sollte er sich lieber mit dem zufrieden geben, was er mit Hilfe der gut erlernten und angepasst ausgeübten Kunst aus der Neigung und den Kräften des Pferdes ziehen kann, ohne es zu überlasten oder zu überfallen, und die Ordnung der Lektionen seiner schwereren und korrekteren Manege klug nur so viel verstärkt wie es von Natur aus versteht und fühlt, dass es dies lebhaft ausführen kann.

Damit also das Pferd lernen kann zu wechseln, und jede Hand korrekt wieder aufnimmt, beim Arbeiten und Redoublieren in einer gut unterhaltenen und auf einem Rund weitergeführten Ordnung, soll der Kunstreiter zu Beginn ausreichend eine gute Haltung von Kopf und Hals sichergestellt haben, und auch das Temperament der Anlehnung des Mundes, der Air seiner Lektionen und der Leichtigkeit der Manege der normalerweise verdreifachten Volten (damit durch diese, wenn es an der Zeit ist, die doppelten leichter werden), und er soll vor allem beachten, dass das Pferd ausreichend kräftig und locker ist, um eine gute Air gleichmäßig, lebhaft, in einem Atem und gut geformt ausführen zu können, ohne Unterbrechung auf den gedoppelten Volten, korrekt und wiederholt an einem Ort, ganz bis zu deren Ende; und ebenso, dass es keinerlei Hinweis auf ein entier-werden gibt, damit die Manege sich nicht am Ende als unsicher und gezwungen und dadurch viel weniger erfreulich erweist, als wenn man sich beschränkte auf die Ordnung der korrekt redoublierten Volten, getrennt bzgl.der Air und nomalerweise der Stelle um die Hand zu wechseln, und dabei jedes Mal das Pferd Atem und Kraft schöpfen lässt, anstatt es falsch zu machen.

Man kann viele gute Lektionen benutzen, die geeignet sind den Wechsel und das Wiederholen der Volte zu erleichtern, von denen ich hier nur die nötigsten erklären werde. Aber zuvor rate ich dem Kunstreiter, der es üben will: wie sicher sein Pferd auch sei auf den zuletzt beschriebenen Lektionen, er sollte es zusätzlich einige Ritte auf engen Volten im zurückgehaltenen Trab oder im langsamen oder entschlossenen Galopp ausführen lassen, je nachdem ob es eine schwere, harte, stete, lockere oder schwache Anlehnung des Mundes hat, und es dabei häufig die Hand wechseln lassen, ohne anzuhalten, bis zum Ende der Manege, und dabei nicht vom korrekten, zu seinen Kräften und seiner Statur passenden Kreis abweichen, falls er nicht die Ordnung in den folgenden Skizzen beachtet, welche schon ausführlicher im ersten Band erklärt wurden, aber erst hier dargestellt sind.



A  Spur um die Volte auf der linken Hand zu nehmen

B  Spur um die Volte auf der rechten Hand wieder aufzunehmen


Wird diese tiefe Lektion angepasst ausgeführt, löst sie die Bewegungen des Pferdes zusätzlich durch den Handwechsel und dient dazu, es auf eine andere, mehr unterstützte Aktion vorzubereiten und ist dann die Grundlage dafür, dass es nicht nur freier seine erhobene Manege wieder aufnimmt, sondern auch besser die Regeln der besagten Wiederholungen versteht. Denn um diese zu beginnen, muss man zunächst die Kräfte des Pferdes entfesseln und temperieren, denn ist es zu fest im Rücken oder zu weich, kann dies einige Unordnungen verursachen, was den Kunstreiter vielleicht dazu verleiten könnte, es zu schlagen, um es zu erziehen oder um ihm zu helfen, und dieses Missvergnügen auszulösen wird dann ein Fehler sein, weil alle Anfänge auch der bestbeachteten Genauigkeiten viel eher durch Sanftheit und Streicheln als durch Strenge erreicht werden sollten, damit die Schwierigkeit der Schule dem Pferd weniger missfällt.

Sind Kräfte und Aufmerksamkeit des Pferdes also gut dazu geneigt, lässt man es korrekt auf einer Hand zwei Volten in seiner Air ausführen, beendet dies mit ein oder zwei Takten auf der Stelle, etwas nach vorwärts, um es zu lehren seine vier Füße auf einer geraden Linie abzustellen, die den Kreis seiner Piste halbiert.



Ist es eingestellt auf dieser bestimmten Stelle, lässt man es sanft einige Schritte rückwärts gehen um es auf die wahren Kreise seiner Lektion zurückzubringen, und stellt ihm danach ein wenig den Kopf auf die andere Hand, und lässt auf dieser sogleich die Vorderfüße ungefähr zwei Schritte in einer sorgfältigen Passege angehen, ohne dass die Hinterfüße die eingezeichnete Linie verlassen, die man sieht am Buchstaben A, und ohne eine neue Spur zu erzeugen, um dann seine erhobene Manege wieder aufzunehmen; und macht danach zu dieser anderen Seite zwei in Takt und Korrektheit gleiche Volten wie die ersten.


Für die linke Hand



Sind diese anderen beiden Volten beendet auf der beschriebenen Stelle auf der geraden Linie, hält man dann geduldig dieselbe Ordnung ein, um die Volten auf der anderen Hand wiederaufzunehmen und auszuführen; und benutzt so klug diesen Stil, ohne von der Spur und dem korrekten Kreis abzuweichen; dabei muss man nach und nach die Zeiten verkürzen, an denen man das Pferd durchpariert, nachdem es die zwei Schläge auf der Stelle ausgeführt hat, und durch die es jedes mal auf die Linie platziert und beruhigt wird am Ende der Volten auf jeder Hand. Und bald danach kann man die zwei Schritte, mit denen man das Pferd mit dem Kopf und den Schultern die erste Aktion der Volte machen lässt, wenn man sie wiederaufnehmen oder wieder beginnen möchte, leicht verringern, einen nach dem anderen, durch ein früheres Erheben des Pferdes, und mit diesen Mittel wird seine Air beim Handwechsel dann gar nicht mehr unterbrochen; so führt man dann bei dieser Art des korrekteren Wiederaufnehmens nur einen einzigen Schlag auf der Stelle aus, ein wenig vorwärts auf der Linie, beim Schließen der Volte.



Sollte sich das Pferd beim Ausführen dieser Lektion zu locker oder zu zurückhaltend erzeigen, muss man die Schläge, die es vor dem Handwechsel wieder einrichten auf der Linie, die die Volte halbiert, weiter nach vorn gehen lassen, wie es hier unten in der ersten der beiden Skizzen gezeigt ist; verhärtet es dagegen die Anlehnung des Gebisses mehr als an die ganze Hand, muss man die letzten Schläge mehr zurückhaltend auf einer Stelle machen lassen, und manchmal sogar es gleich darauf rückwärts gehen lassen an deren Ende, um die Hand da zu wechseln, wo es sich leichter erzeigt, und dabei immer die korrekten Proportionen dieser Volten einhalten, in welchem Teil auch immer man sich befindet, je nach dem Gehorsam, den das Pferd zeigt.



Band II, Kapitel 29

Über den Irrtum jener, die glauben, dass man nicht viel Kunst braucht, um die gut ausgebildeten Pferde der Manege in der guten Schule zu erhalten


Der gemeine Glaube, dass ein mittleres Wissen ausreiche, um vielerlei Arten von Pferden in einer guten Schule zu erhalten, vorausgesetzt sie seien zuvor gut ausgebildet worden, ist ein großer Irrtum. Denn der Kunstreiter muss, um dies zu erreichen, genauso viel oder noch mehr wissen, will er dies versuchen, und eine gute Geschicklichkeit besitzen, um sie gut arbeiten zu können; denn zwar ist es wahr, dass man häufig die jungen Reitschüler in dieser Kunst die neu angerittenen Pferde lösen sieht, und sie auch manchmal eine Zeit lang dazu bringen, eine gute Manege auszuführen (sei es durch Zufall oder anderweitig), weil das unwissende Pferd so sehr die Hilfen und Rügen, die es noch nicht gut kennt, annimmt und fürchtet, dass es damit reagieren möchte, und von Natur aus viele derartige Anstrengungen unternimmt, so das es eine viel bessere Air und Genauigkeit liefert als später, wenn es schon einige Male den Stil und die Schule seines jungen oder neuen Kunstreiters trainiert hat, der sehr bald darauf sein Latein verliert, wenn er weiter vorankommen möchte; und je häufiger er sich am Boden seines Wissens angekommen sieht, findet er sein Pferd, von dem er sicher war, es gut ausgebildet zu haben, abgestoßen. Deshalb ist es eine Maxime dass es nur den klügsten und exzellenten Meistern gelingt, verdorbene, verwirrte und abgestoßene Pferde gut zurückzuführen und zu verbessern. Denn dazu muss man nicht nur deren natürliche Gemüte und Charaktere erkennen können, sondern schon anhand weniger Ausschweifungen und Anzeichen erahnen, was sie zu sehr angreifen und erschrecken könnte, und wissen, wie sie zu trainieren und zu beruhigen sind durch Regeln und Hilfen, die geeignet sind, das Misstrauen zu vertreiben, welches sie die Schule hassen ließ.

Dies beweist leicht genug, dass nur die besten Meister das ausgebildete Pferd in einer guten und korrekten Schule erhalten können, weshalb man bei dem größten Teil der alten Manegepferde sieht, dass sie fast immer von sich aus spüren, ob man ein guter oder schlechter Pferdemensch ist: so sehr, dass sie, werden sie gebeten von einem Reiter, der keinen ausreichend festen Sitz im Sattel hat, diesem keine Zufriedenheit verschaffen, und es so scheint, als hielten sie ihn zum Narren; wenn sie aber andererseits erkannt haben, dass ein guter Kunstreiter etwas von ihnen möchte, begeben sie sich sogleich in die Air und in den guten Gehorsam ihrer Manege, an der Stelle, an der es von ihnen verlangt wird. Ich könnte hier unendlich viele böse Tricks und Durchtriebenheiten auflisten, zu viele, um sie alle zu beschreiben, die ich gesehen habe bei vielen alten Pferden der Schule, unter denen ich sicher bin, dass man darunter so Erstaunliches findet, dass man kaum an deren Wahrheitsgehalt glauben mag. Aber nun werde ich mich nicht weiter mit deren Beschreibungen amüsieren. Am Ende sieht man sehr wenige gut geschulte und angepasste Pferde in einer lebhaften Manege, die nicht unter den Regeln zumindest eines guten Meisters korrigiert wurden, und gewöhnlich sogar vieler, unter denen sie häufig mit dem größten Teil der besseren Hilfen, Rügen und diverser anderer Mittel der Kunst trainieren konnten, gegen die sie vielleicht zuvor sehr eingestellt und in Abwehr gewesen waren, so dass sie viel, und häufig wirr, den Geist der Kunstreiter beschäftigt hatten, bevor sie frei der Air und der Korrektheit ihrer Lektionen zustimmten; und ebenso sieht man häufig genug, dass die geschulten und besser angepassten Pferde von Natur aus häufiger viele Abwandlungen in ihren Übungen machen aufgrund ihrer bizarren und verschiedenartigen Gemüter als durch den Fehler des Kunstreiters. Weit entfernt davon also, dass ein Reiter, der nicht viel Grundlagen in dieser Kunst besitzt, Manegepferde verbessern oder lange Zeit in der guten korrekten Übung halten könnte, die durch eine lange Gewöhnung und Routine der Schule trickreich und durchtrieben wurden, sind selbst die exzellentesten Meister gezwungen, jeden Tag neue und subtile Mittel zu erfinden, die geeignet sein könnten, sie zum guten Gehorsam der guten Schule zustimmen zu lassen.

 



Band II, Kapitel 30

Andere Regeln, die gewöhnlich am besten geeignet sind, Pferde mit großer Kraft, die gut an der Hand sind und schon gut geschult waren, zur Schule zurückzubringen, nachdem sie abgestoßen und unkorrekt wurden


Es darf nicht ungewöhnlich erscheinen, dass die häufigste Schwierigkeit der Genauigkeit der Volten in der Ordnung besteht, die das Pferd mir den Hinterbeinen einhalten soll, weil der Reiter, der auf dem Pferd und auf der Vorhand des Pferdes getragen wird, seine Zäumung in seiner Hand hält und normalerweise seinen Blick auf die Haltung von Kopf und Hals richtet, oder auf die Aktion der Schultern und der Vorderbeine, und ebenso alle seine Hilfen und Rügen sich auf die Fehler richten, die es in den Partien der Vorhand machen kann; so fällt es ihm auch leichter, die Bewegungen, die das Pferd mit den Schultern und dem Vorderbein macht, korrekt zu proportionieren als die begrenzende Ordnung der Hinterfüße und der Kruppe einzuhalten; dennoch ist es notwendig, dass die Leichtigkeit der einen wie der anderen dem guten Meister geläufig ist. Denn man soll nie all das, was das Pferd mit der Vorhand macht, mehr beachten als das, was es mit der Hinterhand macht, bis hin zu den kleineren Fehlern der Hüften, des Schweifes, der Sprunggelenke und auch der Füße; und um klug die passenden Mittel bei gewöhnlichen Fehlern einzusetzen, die in der Korrektheit der Volten auftreten, muss man berücksichtigen, dass wenn ein von Natur aus nicht störrisches sich eingeengt und dabei die Hüften zu sehr in die Volte trägt, dieses gewöhnlich ein Hinweis darauf ist, dass es nicht viel Kraft besitzt, oder dass es zu empfindlich, abgeneigt und furchtsam ist; wenn es dagegen sehr schlecht daran zu hindern ist, die Kruppe nach außen zu werfen, ist dies ein Zeichen dafür, dass es sehr böswillig, nachtragend und Feind der Schule ist. Wenn das Pferd aber eine steten Kopf und einen steten Mund hat, wenn es frei geht im Trab und im Galopp auf jeder Hand, und wenn überhaupt die engsten und korrektesten Passegen der zuvor beschriebenen und skizzierten Lektionen nicht ausreichen, um es die Kruppe häufig aus der Volte werfen zu lassen, wenn es seine Manege erhebt in einer lebhaften Air, möchte ich, dass man es, ohne es den Hals oder Körper biegen zu lassen, im Seitwärts gehen lässt, die Vorderfüße auf der Linie A, und die Hinterfüße auf der Linie B.


Hat es einige Schritte in dieser Weise zurückgelegt und gut gehorcht, hält man es an und hält seine Hinterfüße zurück auf der Stelle des Buchstabens C, und wendet dementsprechend die Vorderfüße, ohne zu acülieren oder vorwärts zu gehen, bis diese auf dem Buchstaben D angekommen sind, und sobald der Winkel mit den Hinterfüßen wieder hergestellt ist, lässt man es wieder seitwärts gehen wie zuvor.



Diese Figur muss man weiterführen in der selben Ordnung, bis sie viereckig und geschlossen ist, und falls das Pferde eine zu harte oder zu schwere Anlehnung des Mundes hat, verschafft die Bequemlichkeit eines ausreichend engen viereckigen Raumes, oder mit wenigstens drei ausreichend hohen Wänden, die einen viereckigen Platz bilden und eingrenzen der zu dieser Übung passt, dem Kunstreiter und dem Pferdemund viel Gelöstheit. Denn dieses Mittel ist geeignet für seine Lockerheit und sein Gedächtnis, und obendrein helfen die engen Lektionen, die normalerweise an einem geschlossenen und begrenzten Raum gegeben werden, häufig dabei, ein ungeduldige Pferd zu schulen und auf kleinem Raum zu arbeiten, umgeben von vielen Personen; allerdings kann diese Unterordnung diejenigen, die von Natur aus furchtsam oder mit wenig Kraft ausgestattet sind, gelegentlich erniedrigen.



Nachdem man ihm diese viereckige Seitwärtspassege gut beigebracht und trainiert hat, bringt man es in seine erhobene Air beim Ankommen der Vorderfüße auf dem Buchstaben E, und wendet von hier auf der Anlehnung der Hüften bis zum Buchstaben F, hält ihm dabei die Hinterfüße auf C, wie ich es für den ersten Winkel beschrieben hatte, und macht danach weiter seitwärts im Schritt auf allen geraden Linien bis zu den Ecken.


Hat das Pferd diese Lektion verstanden und gut ausgeführt, lässt man es die Seitwärtspassege verkürzen und verlängert entsprechend die Tour und die Schläge wie in der folgenden Skizze: d.h. wenn die Vorderfüße im Seitwärtsschritt am Buchstaben E ankommen, lässt man das Pferd sich erheben zum Wenden in seiner erhobenen Air, ohne den Takt zu unterbrechen, bevor die Vorderfüße nicht auf den Buchstaben F gesetzt wurden (dabei unterstützen die Hinterfüße die Air und die Unterordnung und begleiten die erhobene Manege entsprechend der Spur C), und macht dann weiter mit der Seitwärtspassege auf den geraden Linien, bis zum Buchstaben G, um dort sogleich die erhobene Air wieder aufzunehmen und von hier wieder weit und locker zu wenden, und so diese Figur zu schließen und zu beenden nach derselben Regel auf dem Buchstaben H.



Damit das ungehorsame und schelmische Pferd sich nicht so leicht an die Stellen, die in dieser Lektion eingehalten werden, erinnert, und es nicht normalerweise an diesen von selbst die Ordnung der Passege beendet mit der erhobenen Air auf der gemerkten Stelle, muss man gelegentlich diese Bahnfigur drehen, wie unten dargestellt, dabei immer dieselben Proportionen einhaltend: denn mit diesem Mittel sieht es weniger seine Bewegungen voraus und bleibt deshalb viel aufmerksamer für die des Reiters.



I  Spur  der Vorderfüße beim Ausführen der erhobenen Air auf der Demi-Volte dieser Lektion

K  Spur  der Hinterfüße die es in diesen Demi-Volten hält

L  Spur  der Vorderfüße auf der traversalen Passege 

M  Spur der Hinterfüße die diese traversale Passege begleiten.


Nachdem das Pferd die Passege und die Schläge dieser Lektion schon gut und leicht geübt hat, lässt der Kunstreiter es nach und nach die Seitwärtsschritte auf den geraden Linien verringern, bis durch diese Maßnahme die Volte abgerundet und ebenmäßig in Air und Korrektheit ausgeführt wird.


Wenn sich das Pferd beim Ausführen dieser Übungen zu locker zeigt, zu laufen beginnt oder sich acüliert, lässt man es einige Schritte geradeaus gehen nachdem man es hat seitwärts gehen lassen, und wenn die Vorderfüße am Buchstaben A angekommen sind, lässt man es sogleich ein Viertel einer Volte im Schritt ausführen, und beendet dieses auf B, ohne dass die Hinterfüße C verlassen, und lässt es sofort danach erneut seitwärts gehen wie zuvor, und macht auf diese Weise Viertel für Viertel weiter gemäß folgender Skizze.


Für die linke Hand



Indem man nach und nach und zur rechten Zeit die Schritte reduziert die das Pferd macht, sowohl seitwärts als auch geradeaus, kann sich diese Schulproportion abrunden bis zur Vollendung, was man leicht verstehen kann mithilfe der vorhergegangenen Übungen.

Falls aber das Pferd, anstatt zu locker zu sein, derart hart und schwer in der Anlehnung an den Mund sein sollte, dass die Übung es nicht ausreichend leichter macht, soll sie nach der untenstehenden weiteren Figur ausgeführt werden: nämlich, wenn das Pferd seitwärts geht, wie ich es erklärte, und ankommt mit den Vorderfüßen auf O, lässt man es rückwärts gehen bis zum Punkt A (die Hinterfüße auf C), und wendet es von hier aus kurz im Schritt ein Viertel einer Volte bis auf B, und macht so weiter, Viertel für Viertel nach dieser Skizze, und verkleinert nach und nach in dem Maße, wie das Pferd lockerer und leichter wird: mit diesem Mittel kann man in kurzer Zeit eine sehr nutzbringende Wirkung erzeugen. Dabei muss man vor allem vermeiden, dass das Pferd weder beim Rückwärtsrichten noch beim Wenden die Kruppe zu sehr nach innen bringt, und den Kopf genauso wenig heraus.


Für die linke Hand



Weil ich sicher bin, dass man häufig cholerische und durchtriebene Pferde findet, die derart ungehorsam, verdrossen und verstockt sind, dass diese Übungen (welche viele einzigartige Effekte bzgl. des Gehorsams der Kruppe erzielen) nicht ausreichen, sie genug in der Volte zu halten, ohne dass die Aktion des Reiters sehr beansprucht und zwingend ist, möchte ich, dass man ein Pferd dieses Naturells gelegentlich entlang und nahe einer Wand trainiert, und dass es dort beim korrekten Passegieren auf der Volte beginnt, sich in seiner Air zu erheben und zu lösen, mit fast geradem Kopf und gegenüber der Wand (aber mit auf einem oder zwei Schritten Abstand von dieser, um die Schläge besser ausführen zu können), und dass man es, sobald es die Volte geschlossen hat, auf derselben Stelle, an der es sie begonnen hatte, hinein und seitwärts treibt, mit äußerem Sporn, Gerte und Hilfe des äußeren Kappzaumes, wodurch man ihm die Frontseite gerade und nah genug an der Wand hält; und wenn es gehorcht hat, geht man frei im Seitwärts weiter, gewöhnlich sechs Schritte, lässt es sehr kurz wenden auf dieselbe Hand, ohne anzuhalten, und bringt es wieder zurück in seine Air, und lässt es eine andere gleichartige erhobene Volte ausführen, beginnt und beendet sie gegenüber der Wand. In dem Moment, indem es zu sehr mit der Hinterhand ausfallen sollte, rügt man es von neuem auf dieser Seite und treibt es zurück, um mehrmals weiterzumachen wenn es nötig ist, auf dieselbe Art, ohne aber die Kräfte und den Geist des Pferdes zu überwältigen, damit es nicht abgestoßen, verdrossen oder verzweifelt wird.


Skizze für die rechte Hand


A  Linie der Wand

B  Linie der Spur  der Vorderfüße auf der geraden Seitwärtspassege

C  Linie der Spur der Hinterfüße auf dieser Passege


Auch passiert es gelegentlich, dass sich trotz der engen Unterordnung dieser Übung ein extrem böswilliges und ungehorsames Pferd entzieht durch ein geringes oder starkes Herausbringen der Kruppe, fast so sehr, dass es beginnt zu wenden, um den Zwang der Wand zu verlassen, und verfälscht mit dieser Aktion die Volte durch das Ausfallen der Hinterhand, bis es sich zum Schließen wieder nahe der Wand wiederfindet, was es notwendigerweise zurückversammelt und zurück anpasst gegenüber der Wand, oder aber, falls es sich nicht durch dieses Mittel der Korrektheit und Leichtigkeit der Volte widersetzt, es böswillig träge wird, oder sich zurückhält und völlig die erhobene Bewegung der Schultern verweigert, oder in Wut derart seine ganze Aktion aufgibt auf der Anlehnung der Hand, dass der Kunstreiter so kräftig er auch sei, nicht gut deren Schwere oder Härte aushalten kann.

Aber wenn das Pferd sich in dieser Art und mit diesen Mitteln verweigert oder wehrt, sollte der Kunstreiter gut abwägen, welche Rügen angemessen und normal sind, und diese nur, um es spüren und erkennen zu lassen, dass man es nicht verschont von den Strafen für diese Böswilligkeiten. Allerdings zu versuchen, es völlig zum Gehorsam und zur Leichtigkeit der Air und der Korrektheit und einer Lektion der Geduld und des Gedächtnisses, durch die Gewalt der Schläge, durch Quälerei und Arbeit zu bringen, wenn es in diesem Gemütszustand so schlecht und bösartig ist, kann es zwar dadurch zufällig auch mal besser werden, wie es schon mal geschieht bei einem Pferd, das mehr Kraft und Neigung hat als Ungestüm und Mut; ist es dagegen cholerisch, empfindlich und mutig, gibt es häufig zwischen Ungehorsam und Rüge eine solche Gleichheit, dass dies nicht nur die Gefahr birgt, das Pferd völlig zu erniedrigen und abzustoßen, sondern dadurch auch eine so große Gefahr für seine Gesundheit entsteht, dass vielleicht sein Leben gefährdet wird oder es dies gar ganz verliert. Es ist deshalb viel besser, die Kunst zu suchen und die sichereren Ausführungen: nämlich anstatt das Pferd zu treiben, wie ich sagte, beim Aufnehmen der Volten und Verlassen der Wand, es besser sorgfältig sanft auf seine korrekte Passege zu bringen, am Buchstaben A, wie es hier nach der ersten Skizze markiert ist, und es bei der Ankunft an diesem Buchstaben mit wenig Hilfeneinsatz, gemächlich und locker in seine Air zu bringen, um in dieser die Volte zu schließen, mit korrekter Ankunft auf B direkt gegenüber der Wand, es danach seitwärts gehen zu lassen und auf die Volte zurückzuführen, nach der beschriebenen Regel. Und in dem Maße, wie es friedlicher und ruhiger wird, muss man subtil den Takt seiner erhobenen Air verstärken, und es so durch Geduld nach und nach auf dem korrekten Raum der Volte verbessern, bis zur ihrer Perfektion wie es hier dargestellt ist:


Für die rechte Hand


A Linie der Wand

B Linie der Passege der Vorderfüße seitwärts gehend

C Linie der Spur der Hinterfüße seitwärts auf dieser Passege


Mit diesen 4 Kreisen meine ich nicht, dass die erhobene Volte viermal ganz ausgeführt werden soll, sondern dies ist nur eine verkürzte Demonstration, durch die man die Ordnung dieser Übung verstehen soll. Aber bei der Durchführung muss man Fuß für Fuß die Schläge der Air des Pferdes auf seiner korrekten Passege gewinnen, und sie gelegentlich verringern je nach seiner Disposition, je nach gutem oder schlechtem Gehorsam; und schließlich soll die Anzahl der Touren allein durch das gute Urteilsvermögen des Kunstreiters bestimmt werden.

Je nachdem, ob das Pferd leicht den Stil dieser Voltenübung praktiziert, lässt man es dabei klug die Ordnung der erhobenen Manege von Viertel zu Viertel auf seiner Passege verstärken, ohne irgendetwas zu verändern, verdoppelt und schließlich verdreifacht oder noch mehr, so wie es kann die ganzen Volten, durch dieselben Mittel, und ganz so, wie ich es beschrieben habe bei den vorhergehenden Übungen, verkleinert oder vergrößert wenig oder viel die besagte Ordnung, je nachdem man erkannt hat, ob das Pferd sehr erschrickt über diese sehr starke Lektion, oder ob es nicht mehr der Freiheit dieser Lektion oder der begrenzenden Unterordnung der Genauigkeit zustimmen will; denn eine der Maximen, die der Kunstreiter bei all diesen Übungen und Regeln sehr genau beachten muss, ist, immer den Mut und das Gedächtnis des ablehnenden Pferdes, das eine gute Neigung hat, zu erhalten, und die Dinge vorauszusehen und zu vertreiben, die cholerisch und bizarr sind, und durch deren flegelige Phantasien es opponieren und sich wehren könnte gegen den Gehorsam und das Reglement der guten Schule.

Mit all diesen Berücksichtigungen, zusammen mit den guten Auswirkungen der genannten Regeln, bringt der gute Kunstreiter in kurzer Zeit das Pferd zu der Perfektion, zu der es fähig ist. Am Ende vereinigen diese Lektionen, wenn sie gut praktiziert werden, die Kräfte des Pferdes, indem sie ihm die Kruppe unterordnen, ihm das Gedächtnis stärken, den Kopf, den Mund und den Schweif ruhig stellen und es in dem selben Maße leichter machen, vorausgesetzt, der Kunstreiter ist gut fundiert und besitzt die Hilfe und Aktion einer subtilen und gemäßigten Hand, und auch all seine anderen Bewegungen sind stet, leicht und sorgfältig. Aber dieselben Übungen können die Fähigkeit zum Wenden verhärten und zurückhalten, wenn sie nicht gelegentlich erweitert, und häufig im Trab, oder Galopp auf einem Hufschlag und Kreis beendet werden, wie ich gesagt habe, vor allem, wenn das Pferd zu schwer auf den Schultern liegt oder von Natur aus einen steifen oder harten Hals hat. Auch deshalb habe ich an vielen verschiedenen Stellen geschrieben, dass die Leichtigkeit der erhobenen und korrektesten Volten nicht zuletzt aus der Manege des resoluten und fleißigen Terre-a-Terres entsteht.

 



Band II, Kapitel 31

Die Aktion des Schulpferdes auf der Volte lösen und schulen, ohne sie zu verfälschen, falls es nach einem zwingenden Unfall oder durch eine böswillige Anwandlung die Bewegung der Schultern, des Halses und der Anlehnung des Mundes verhärtet und in seiner korrektesten und sorgfältigsten Manege entier wird


Wenn der ungeduldige Kunstreiter die Ordnung der korrektesten Lektionen auf den Volten hastig und plötzlich erreichen will, ohne diese gelegentlich zu erweitern und ohne dem Pferd die notwendige Muße zum Verstehen und Üben zu verschaffen und es nur nach und nach in seine Perfektion zu trainieren, verursacht er zweifellos viele konfuse Gelegenheiten, vor allem zum Einengen und Entierwerden, anstatt es einzurichten und zu schulen. Denn die meisten sehr engen Rügen, die man normalerweise außen gibt, werden, wenn sie zu lange andauern, in kurzer Zeit solche Unordnungen verursachen, dass das cholerische und empfindliche Pferd die Geduld verliert, und, falls es sehr ablehnend und melancholisch ist, furchtsam wird in der Weise, dass es gelegentlich in mancher Reiteinheit so scheint, als kenne das eine oder andere Pferd die wahren Proportionen und freien Bewegungen der korrekten Manege der Volten gar nicht mehr und könne sich an nichts anderes mehr erinnern, als nur ängstlich den Rügen nachzugeben, und diese einzige Furcht lässt sie sich so stark einengen in die Volte hinein, dass sie dadurch hart in der Hand und entier werden. Das ist es, woraus der noch schlecht fundierte Kunstreiter lernen kann, dass er sich besser an die gewöhnlichsten Regeln hält, als solche zu versuchen, die nicht gut wirken können, außer vielleicht gelegentlich unter Reitern, die sehr viel Urteilsvermögen, Wissen und Praxis haben.

 

Um bei diesem Ereignis, das eines der konträrsten gegen die Freiheit aller schönsten Manegen ist, zu helfen, soll man normalerweise einen freien und ausgreifenden Trab benutzen, und häufig einen resoluten Galopp, und in dem einen und wie dem anderen das Pferd auf einer Volte mit einer Hufspur und mit freiem Vorwärtsschieben des Armes und der Zügelhand und mit den normalen Rügen helfen, vor allem mit dem Sporn auf der Seite, auf der es sich einengt, und häufig auch ganz vorsichtig mit der Gerte an der Nase außerhalb der Volte: denn durch diese Mittel kann man es schulen und ihm die Eindrücke oder schlechten Angewohnheiten vertreiben, die es sich zurückhalten, verhärten und zu sehr einengen lassen. Trotzdem doch die Korrektheit der sehr engen Regeln schon der Grund für diese falsche Anwandlung war, kann dass ablehnende oder böswillige Pferd wieder in denselben Fehler zurückfallen, wenn man es danach verengen möchte, und aus diesem Grunde soll man gelegentlich eine andere Regel anwenden, die geeignet ist für die Leichtigkeit auf der Volte, ohne ihm die Kräfte auseinander fallen zu lassen, wie es vorkommen kann, wenn man ihm die o.g. Freiheit des Trabes und durch Treiben und Loslassen im Galopp auf der Volte mit einem Hufschlag gibt.

Wenn also das Pferd an einer Stelle der Volte sehr stark die Anlehnung an das Gebiss verhärtet, sei es während der Passege oder beim Ausführen seiner Air, und es den Hals zu gebunden hält, und es die wahre und notwendige Bewegung der Schultern zurückhält, mit spornstätigem und ungehorsamem Mut, oder völlig unwillig, und sich einengt, indem es den ganzen Körper in einem Stück in die Volte oder seitwärts in der Volte trägt, um dort weder zu arbeiten noch hinein zu sehen; dann wünsche ich, dass man es, anstatt es auf einer sehr langen Strecke der Volte entschlossen traben oder galoppieren zu lassen, an der Seite rügt, die man so hart und entier findet, und es im Schritt seitwärts treibt, und stark genug an der anderen Seite mit dem Sporn, der Gerte und dem Kappzaumzügel rügt, aber nur so stark, wie es entsprechend seiner Verstocktheit nötig ist, und sobald es diesen Rügen im Seitwärts nachgegeben hat, es zurückbringt in die Ordnung seiner Manege an der Stelle, an der es sich am besten gehorsam und locker zeigt, gemäß der Ordnung auf der unten stehenden Skizze.

Um diese Skizze gut zu verstehen, muss man die Proportionen der vorangegangenen korrekten und auf derselben Stelle wiederholten Volten im Gedächtnis haben, sowohl die, bei denen das Pferd seine vier Füße auf einem einzigen Kreis hat, als auch die, bei denen die Hinterfüße eine getrennte Kreisspur von und innerhalb der der Vorderfüße machen. Und wenn man nun das Pferd an einer Stelle dieser Volte rügen will, weil es entier wird, durch Seitwärtstreiben aus der Volte heraus mit Sporn und Gerte, soll dies beibehalten werden vom Verlassen der Vorderfüße des Punktes A und der Hinterfüße des Punktes B an, wenn es den Rügen durch Seitwärtsvergrößern nachgibt, und ohne die geraden Seitwärtslinien zu verlassen bis zu den Buchstaben C und D: diese letzten Punkte bezeichnen die Stelle, an der das Pferd der Hilfe und Rüge zustimmt, und hier, wo dieser Gehorsam umschlägt, versammelt man es dann ganz kurz und bringt es in seine Manege zurück, sei es im Schritt oder mit den Schlägen seiner erhobenen Air, oder aber in den Trab auf einem Hufschlag, um es noch weiter an die Hand zu arbeiten, falls es Schwierigkeiten hatte, und nimmt dabei wieder dieselben Rügen auf, an jeder Stelle, an der das Pferd sich verhärtet und sich in die beschriebene Abwehr begibt.

Und wenn es eine zu harte oder zu schwere Anlehnung des Mundes hat, ist die Bequemlichkeit einer Wand sehr hilfreich, um es leichter zu machen: man beendet dann häufig die Volten, indem man ihm die Front nah der Wand hält und es sogleich seitwärts gehen lässt, gegenüber und entlang der Wand.


Skizze für die linke Hand


E  Spur der Vorderfüße auf der gerden Seitwärtspassege vom Buchstaben A bis zu C

F  Spur der Hinterfüße auf dieser Passege, seitwärts von B bis D


Der gute Kunstreiter urteilt leicht, dass diese Regel, wenn sie gut ausgeführt wird, als Mittel für ein Schulpferd dienen kann, das durch ein Ereignis entier wurde, und dass ihm diese seine Kräfte vereinigt hält, denn es kann nicht korrekt seitwärts gehen, ohne sich zu versammeln; dass sie ihm eine falsche und zurückhaltende Aktion der Kruppe vertreibt, durch die es sich verhärtet und zurückhält mit Verweigern einer freien Wendung, weil es so zur entgegengesetzten Seite getrieben wird; dass sie ihm Kopf und Mut auf die Piste der schweren Volte einstellt, durch die Unannehmlichkeit und den Druck der Rügen, vor allem dem des Sporns, der nur innen und häufig nahe der Schulter ausgeübt wird; dass sie das Pferd nicht falsch einrichten kann, wenn es normalerweise durch eine stete und temperierte Anlehnung der Hand unterstützt und dadurch in einer verkürzten und ausreichend untergeordneten Haltung erhalten wird. Dennoch findet man gelegentlich derart verstockte, erschreckte oder verwirrte Pferde, dass diese Regel Ihnen nicht viel Können bringt, vor allem wenn sie zu lang andauernd fortgeführt wird ohne bei guten Gelegenheiten nachzugeben und zu erweitern, denn dann ist es ja nötig, im Trab oder Galopp in dem Moment, in dem das Pferd frei zur Seite nachgibt, abzurunden, vor allem beim Beenden dieser Lektionen und schweren Rügen: denn nach diesen Mitteln wird es der engen Unterordnung weniger abgeneigt sein und sehr locker zu den folgenden Lektionen weitergehen. Am Ende bringt das Benutzen dieser Regel mit gutem Urteil zweifellos viele gute Effekt für die Leichtigkeit der Volte.

 


Band II, Kapitel 32

Wichtiger Hinweis für das Zusammenspiel von Kappzaum- und Gebisseinwirkung beim Training eines noch unruhigen Pferdes für die guten Manegen


 

Beim Training eines Schulpferdes kann man leicht zwei sehr gewöhnliche Irrtümer begehen: der eine ist, zu sehr den Zwang des Gebisses einzusetzen und dabei den Großteil der Hilfen mit dem Kappzaum zu vernachlässigen; der andere, zu stark an den Kappzaumleinen und an der Anlehnung des Kappzaumes zu ziehen und dadurch die guten Wirkungen des Mundstücks fast völlig nutzlos werden lassen, vor allem beim Wenden zu einer Seite. Beim ersten dieser Fehler bekommt ein Pferd, das eine Anlehnung mehr als an die ganze Hand hat, normalerweise Druckgeschwüre im Mund und am Kinn. Durch den anderen passiert es, dass das Pferd, welch Naturell auch immer es hat, hart oder entier wird, wenn man es dann ohne Kappzaum arbeiten will. Deshalb wünsche ich mir, dass der Kunstreiter sich als Maxime erinnert und daran hält, dass bei allen Bewegungen der Hand, die dem Pferd den Willen des Reiters kundtun sollen, die Aktion des Kappzaumes immer von einer zum selben Effekt ausgeführten Aktion des Mundstückes gefolgt werden soll. Denn der Nutzen des Kappzaumes besteht darin, ein junges oder unwissendes Pferd zu leiten und zu gewöhnen an die Leichtigkeit der korrekten Bewegungen der Zaumhand. Dies erfährt der auf dem Pferd Sitzende, der sich angewöhnt hatte, mit dem Kappzaum ohne die o.g. Vorsichtsmaßnahme zu arbeiten, und nur mit dem Gebiss locker durchpariert und in dieser Weise das Ungestüm des furiosen Ansprengens von der Hand beendet und zurück hält, oder eines Kurses angetrieben mit vollem Schub (normalerweise soll ja eine solche Unterordnung notwendigerweise durch die gemeinsam eingesetzten Zügel und Leinen erzielt werden), denn wenn er es dann arbeiten lassen möchte, findet es sich zweifellos häufig hart oder entier, weil er es vorher gelehrt hatte zu wenden allein auf eine Aktion des Kappzaumes hin, ohne die Unterstützung des Mundstückes, das nur den Kopf beigezäumt gehalten hatte.



Band II, Kapitel 33

Anleitung zur Anpassung und Verfeinerung der Manege eines Pferdes, das bereits gemäß der vorhergehenden Regeln, oder auf andere Art, auf den erhobenen, redoublierten Volten in der Demi-Air geschult wurde


Viele Personen reden leichthin über diese Kunst und meinen, die wahren Korrektheiten der schönsten Airs und Manegen unserer Schulen gut beurteilen zu können und zu wissen, aus welchen Aktionen und subtil beachteten Proportionen die Perfektion einer solchen Übung zusammengesetzt ist. Der größte Teil derer, die glauben, dies gut zu verstehen, redet vielleicht weniger verwegen vor guten Meistern. Obendrein meine ich, dass unter denen, die für exzellente Kunstreiter gehalten werden, es nur wenige gibt, die zu einer korrekten Anwendung dieser Proportionen fähig sind, wie lange Zeit sie auch geübt und wie viel Wissen sie auch erworben haben mögen in ihrer Kunst. Denn die leichte Beachtung dieser Korrektheiten ist eine besondere Eigenschaft, die sich nicht von allen Geistern, die sie erlernen möchten, erreichen lässt. Und deshalb findet man normalerweise auf allen guten Schulen einige Pferde, die unterschiedlich schlecht ausgebildet und bösartig wurden, aber durch die Mittel der guten Meister am Ende friedlich, entschlossen und gut arbeiten, ich meine damit: mit einem steten Mund, Hals und Kopf, sehr gehorsam beim Durchparieren und Wenden, gleich auf welcher Hand. Und diese sind tatsächlich, wie man zugeben muss, ganz offensichtliche Beweise für die Kompetenz der guten Kunstreiter. Aber nach all dem wäre es schon viel, wenn man sagen könnte, dass alle die Korrektheit so exakt und leicht wie es sein soll, einhalten und in der Art, wie ich möchte, dass sie eingehalten werden soll. Man sieht in der heutigen Zeit nur sehr wenige Pferde, die sich gut anpassen und vollenden lassen, ich meine auch im Königreich Neapel, wo es Gestüte gibt, die gewohnt sind solche zu produzieren, und ich habe dort gelernt, wo sie geschult werden, an einem ganz besonderen Ort, so dass man sich nicht sehr wundern sollte, dass hier in Frankreich nur wenige gut geschulte Pferde gehalten werden, weil hier der Kunstreiter sich normalerweise lange Zeit mit anderen Übungen beschäftigt als mit den schönen Künsten und zarten Airs und Manegen unserer Schulen; und obendrein dienen die besseren Kunstreiter heute in den Reitställen der Granden als gewöhnliche Angestellte zum Pflegen und Füttern der Pferde.

Um zu beginnen mit dem Stil der Regeln, die man einhalten muss für die Perfektion der Korrektheiten, und die gut beachtet werden müssen auf den hohen und redoublierten Volten, möchte ich den Kunstreiter zunächst darauf hinweisen, dass es schlecht ist, falls das Pferd hierbei scheinbar lange Zeit aushalten kann, wenn es von seinem Naturell aus sehr ungeduldig und cholerisch ist, weil diese Unruhen ihm gewöhnlich viele verschiedene ungleiche Bewegungen verursachen. Und als Maxime ist es fast unmöglich, ein Pferd in einer sauberen Schule zu halten, während sein Mut normalerweise während seiner sorgfältigsten Übung mit anderem beschäftigt ist als mit den Lektionen, die man ihm erteilt: deshalb ist es notwendig, dass es geduldig ist und etwas im Gedächtnis behalten kann, und um die heitere und erhobene Anstrengung der Manege gut zu unterhalten, muss es dazu noch kräftig und gut an der Hand sein. Außerdem soll es, bevor man es einengt auf der sehr genauen Proportion der Volten, einen ruhigen Kopf und Mund haben, und vor allem bereitwillig sein für die Air und die Manege, die am besten zu seiner Stimmung und lebhaften Naturell passt. Ist es so ausgestattet, und hat es schon eine ausreichende Praxis der Schule, kann der Kunstreiter seine Air und seine Manege verbessern, indem er es zunächst auf die korrekte Passege der Volten bringt, und es die Spur der Hinterfüße innerhalb der Spur der Vorderfüße machen lässt, ihm dabei den Hals und den Körper gerade hält, ohne es zu sehr zu versammeln oder zu sehr auseinander fallen zu lassen, sondern die Ordnung, die hier mit dieser Skizze erklärt wird, sehr genau einhält, und es dabei vor allem auf die Spur blicken lässt.


Falls das schon ausgebildete oder auch ein neu angerittenes Pferd (das schon ganz frei in der Manege des Galopps ist) die Korrektheit dieser Passege nicht schon kennt, weil man sie ihm durch die vorangegangenen Lektionen, die besser zu seinem Naturell passten, beigebracht hatte, kann man dies mit wenigen Reiteinheiten tun durch diese folgende Regel, falls sie gut ausgeführt wird. Wichtig ist, dass man das Pferd, wenn es alle seine vier Füße auf einer geraden Linie hat, im Schritt ein Viertel einer Volte beginnen lässt, durch Angehen der Vorderfüße von B, und deren Bewegung auf C beendet, wo es auf einer anderen geraden Linie zum Stehen kommt, und zwar ohne dass die Hinterfüße den Platz bei A verlassen, genau so, wie ich es vorher schon an verschiedenen Stellen erklärte und es hier unten skizziert ist.


Für die rechte Hand


Sobald es dieses erste Viertel gut proportioniert hat, in der Ordnung wie ich es vorher erklärte, lässt man es schräg vorangehen, d.h. vorwärts und seitwärts wie auf einer anderen geraden Linie parallel zur ersten, wobei die Vorderfüße die Spur D, und die Hinterfüße die Spur E bilden wie unten skizziert, dabei immer verhindernd, dass dass es sich zu sehr zurückhält oder Kopf oder Mut zu Gegenseite richtet.

 


Ist es korrekt angekommen auf dieser zweiten Linie,, muss man es anhalten und einige Zeit darauf stehenlassen, falls das Pferd sehr ungeduldig ist; wenn es aber klug und ohne Ungestüm gehorcht, ist es nicht nötig, anzuhalten, sondern man lässt es sofort, wenn die vier Füße auf dieser besagten zweiten Linie angekommen sind, erneut genau so ein Viertel ausführen, und es danach erneut vorwärts/seitwärts gehen wie auf der nächsten Skizze. 




Auf dieser dritten Linie beginnt man wieder ein drittes Viertel, genau wie das erste und zweite, und lässt das Pferd dann erneut eine gerade Linie vorwärts/seitwärts gehen, wie unten zu sehen.




Um diese Bahnfigur zu vollenden, muss man es wieder genauso ein weiteres Viertel machen lassen und dann wieder die erste Linie erreichen nach einer erneuten geraden Linie im Vorwärts/Seitwärts, wie die vorigen mit D und E markierten..




Diese Lektion führt man weiter, bis das Pferd sie verstanden hat, und falls es dies ohne Probleme angenommen hat, lässt man es sie danach verkleinern durch Verringern der Schritte, die es vorwärts/seitwärts macht; und in dem Maße, wie sich die Viertel annähern, muss man nach und nach deren Raum vergrößern, und dabei sowohl die Spur der Vorder- als auch die der Hinterfüße, wie man auf den vier nachfolgenden Skizzen sehen kann.

Für die rechte Hand





Bei diesen Übungen muss man die Gleichmäßigkeit der Schritte beachten, sowohl während des Wendens als auch beim Schräggehen, so wie ich es in einigen vorhergehenden Lektionen beschrieben habe, und vor allem muss man verhindern, dass das Pferd sich beim Ausführen der Viertel acüliert oder ausfällt und sich weder zurückhält noch zu sehr hastet; und beim Schräggehen, dass es nicht mehr und nicht weniger seitwärts geht als vorwärts, und dass die Kruppe weder zurückbleibt noch vorkommt, sondern die Schultern mit einer geraden Haltung begleitet, wie man an den Linien der Viertel beurteilen kann und auf den Linien D und E.

Wird diese Regel gut geübt, bringt sie eine derartige Kürze zum Erlernen, dass wenn der Kunstreiter das Pferd mit diesem Mittel nicht innerhalb von drei Reiteinheiten in die Passege der wiederholten, perfekten Volten frei und korrekt einrichten kann, zweifellos irgendein Defekt in seiner Kapazität besteht, und es ebenso bedeutet, dass das Pferd niemals in eine enge Passege gebracht werden kann, und das es ungestüm oder störrisch ist oder dass es eine schwache oder harte Anlehnung des Mundes hat (vorausgesetzt, es konnte vorher schon eng genug auf jeder Hand frei traben und galoppieren).

Hat man dem Pferd diese kreisförmige, doppelte Proportion gut beigebracht, lässt man es vier Viertel auf dieser erlernen, wie ich auf den vorigen Regeln erklärte, und wie es unten erneut skizziert ist,lässt es nämlich auf der Stelle und ruhig, gerade auf jeder Linie normalerweise zwei oder drei Schläge seiner Air machen, ohne zu acülieren oder sehr vorwärts zugehen, und lässt dann die Ordnung der Passege folgen, und in dieser Weise von Viertel zu Viertel, und wählt die Anzahl der Volten auf jeder Hand danach aus, wie gut das Pferd in dieser Lektion gehorcht und wie es sie versteht, und wechselt die Stelle oder behält sie bei, je nach der Unruhe oder der Geduld, die der Kunstreiter entdeckt. Denn man muss immer, so gut es geht, Ungemach und großes Missvergnügen vermeiden, welches beim empfindlichen Pferd bei all diesen Regeln des Gedächtnisses und der Genauigkeit auftreten können, vor allem am Anfang.


Nachdem das Pferd so den begrenzten Kreis seiner Lektion erlernt hat, bringt man es auf der korrekten Spur in seine erhobene Air, und lässt es auf dieser ein Viertel ausführen, und danach ein Viertel im Schritt, und danach wieder ein weiteres mit seinen Schlägen, und erneut ein weiteres im Schritt, und hält es dabei immer kurz auf den Linien des Viertels an, auf denen es ein erhobenes beendet hatte, und führt geduldig diesen Stil für normalerweise drei Volten weiter, oder mehr oder weniger, je nachdem, wie es nötig ist, auf jeder Hand (vor dem Wechsel), ohne zu hasten oder den Takt seiner wahren erhobenen Air zu unterbrechen, noch die Ordnung der erlernten und gut eingehaltenen Passege, und ohne die korrekten Proportionen der unten dargestellten Volte zu verfälschen. Um diese Proportionen besser zu verstehen, muss man zunächst die anderen, vorhergegangenen Regeln gelesen und verstanden haben, die lehren, dass jedes Mal, wenn das Pferd sich auf der Volte in die erhobene Air bringt, es seinen natürlichen Körper und dessen Haltung, in der es die korrekte Passege ausgeführt hatte, verkürzt, schräg in dem Kreis seiner Piste, wodurch es seine erhobene Air unterstützt, und dass die Hinterfüße beim Beenden besagter Schläge zurückgehen in dem Moment, in dem sie wieder ihre korrekte Spur der Passege aufnehmen, ich meine, falls der Kunstreiter, der das Pferd trainiert, sorgfältig genug und fähig ist, alle aufeinander folgenden Lektionen in diesem zweiten Band gut auszuführen.

Für die rechte Hand


Hat das Pferd diese Lektion gut verstanden und trainiert, lässt man es in seiner Air zwei Viertel nacheinander ausführen, was eine Demi-Volte ergibt, beginnend bei A und hält es (wenn es damit fertig ist) für kurze Zeit auf der Linie B an, die man auf der folgenden Skizze sieht, ohne sich damit zu amüsieren, mehr als einen Schlag auf der Stelle auszuführen, um seinen Körper auf der geraden Linie auszurichten, vorausgesetzt, dass dieser Takt korrekt und sauber ausgeführt wurde. Wenn es vielleicht durch diesen Schlag nicht gut angepasst wurde, korrigiert man es im Schritt, wobei man es vorsichtig rügt oder ihm an der Seite droht, zu der es den Fehler macht oder gemacht hatte, denn auf diese Weise erlernt es in kurzer Zeit, ohne sich zu verhärten, einzuengen oder zu acülieren, dass es beim Schließen der Demi-Volte seine vier Füße korrekt auf der Linie einrichten soll.

Um den Grund zu erhellen, warum ich möchte, dass das Pferd in dieser Regel beim Schließen der Demi-Volte nicht mehr als einen Takt auf der Stelle macht: wenn es gewohnt ist, mehrere Takte auszuführen, hat es hinterher mehr Schwierigkeiten, seine Air beim Wenden weiterzuführen und beim Verstärken seiner Lektionen ohne Anhalten.


Für die rechte Hand


Wenn das Pferd die korrekten Proportionen und die Leichtigkeit dieser Demi-Volte nicht beachtet hat, muss man es sanft wieder versammeln mit der Ordnung der korrekten Passege (und es dabei nur ganz wenig vorwärts gehen lassen) auf derselben Spur, bis zur Linie A, wo es zuvor begonnen hatte, seine Air zu erheben. Ist es auf dieser gut eingerichtet, lässt man es erneut dieselbe Demi-Volte für ein oder zwei Schritte beginnen, und beendet diese erneut in seiner Air auf der Linie B, und versammelt es danach erneut auf der Spur der Passege, falls sie nicht gut genug war, um dasselbe zu wiederholen; und führt so diese Retouren und Wiederholungen weiter, bis es seine Demi-Volte korrekt und sauber erhoben hat, entschlossen und gut proportioniert, oder wenigstens so gut es kann, je nach seiner Kapazität; und hat man es danach gestreichelt, muss man weitergehen auf dem Kreis der Volte, um es die andere Hälfte der nächsten, unten zu sehenden Figur ausführen zu lassen. Um es leichter an die Korrektheit dieser Demi-Volten anzupassen, muss man es bei jedem Beginn sanft dazu bringen, einen oder zwei Schritte auf der runden, angepassten Spur zu machen und ihm gleichzeitig den Kopf nach innen stellen, bevor man es in seine Air bringt, ohne ihm zu gestatten, sich von selbst hinein zu begeben, und es seinen ersten Schlag gemächlich genug machen lassen.

Diese Regel wird weitergeführt Demi-Volte nach Demi-Volte, bis es Zeit ist, die Hand zu wechseln, um danach auf der anderen weiterzumachen, nämlich dann, wenn das Pferd in dieser Lektion frei und zufriedenstellend auf die korrekten Bewegungen des Reiters reagiert hat: man darf es aber nicht so lange wenden oder arbeiten, dass das dann entstehende Missbehagen Fehler auslöst. Vor allem muss man verhindern, das es eilig wird auf seiner Passege, und nicht in seine erhoben Air kommt, wie ich schon an anderer Stelle erwähnt habe, und hier ausdrücklich wiederhole, dass es eine wichtige Maxime ist, dass jedes Mal, wenn das Pferd von sich aus die Passege schließen oder die Schläge seiner Air aufnehmen will, bevor es die Proportionen der Lektion, die man ihm erteilen will, verstanden und trainiert hat, es damit einen Hinweis gibt auf ein Unbehagen oder eine Unruhe, die es sehr bald dazu bringen kann, entier oder völlig abgestoßen zu werden, wenn der Kunstreiter nicht ein gutes Urteil und viel Erfahrung mit den Mitteln hat, die diese falschen Ereignisse vertreiben können (im Gegensatz zur Meinung derer, die diese Furcht oder diesen stätigen Gehorsam der Passege und dieses wirre Vorziehen der Schläge für einen guten Beginn einer korrekten Schule halten).

Für die rechte Hand


C  Spur der erhobenen Demi-Volte

D  Spur der Retour in einem angepassten Schritt, um zu beginnen, die falsch ausgeführte zu verbessern


Wenn das Pferd beginnt, diese Lektion gut auszuführen, muss man gelegentlich die Figur drehen, wie es unten dargestellt ist, und dabei sorgfältig die beschriebene Ordnung einhalten, denn dadurch wird das Pferd aufmerksamer und geneigter zur folgenden Lektion.


In dem Maße, wie das Pferd sicherer wird in der Fähigkeit zu dieser Lektion, muss man nach und nach die Takte zurücknehmen, an denen man es normalerweise auf den Linien an allen Enden der Demi-Volten angehalten hatte, so dass die zwei Demi-Volten sich durch diese Verringerung vereinigen können und eine ganze korrekte Volte entsteht, ohne dass das Pferd hierdurch beunruhigt wird oder Anlass hat, seine erhobene Air zu unterbrechen oder verändern. Dazu ist es nötig, dass der Kunstreiter geduldig und subtil in Stil und Training dieser Regeln ist, und genauso, wie nachdem man das Pferd einige Male auf der Linie gehalten hatte, um es (je nach seiner Ausführung) zu beruhigen, zu streicheln, oder vorwärts, oder rückwärts gehen zu lassen oder um ihm die Hand nachzugeben, wenn es die Demi-Volten gut oder schlecht geschlossen hat, behandelt man es genauso, nachdem es die ganze Volte vollendet hat, bevor man es wieder beginnen lässt; und mit diesem Mittel lässt man es seine erhobene Air weiterführen, um die beiden Volten zu vereinen, dann zu verdoppeln und schließlich seine Manege mehrfach hintereinander an derselben Stelle zu wiederholen (redoubler).


 

Beim Verdoppeln und Redoublieren dieser korrekten erhobenen Volten muss der Kunstreiter die vier Viertel dauernd im Gedächtnis halten, die er beachten soll auf vier korrekt begrenzten Flächen auf der Stelle, auf der er diese Lektion erteilt, und jedes Mal wenn er spürt, dass das Pferd die korrekten Proportionen der Volte verfälscht, hält er es ganz kurz an auf dem Viertel, auf dem er sich befindet, rügt es klug an der Seite, zu der es den Fehler gemacht hatte, um es sogleich zu versammeln und seinen Fehler erkennen und reparieren zu lassen, an derselben Stelle, an der es ihn begangen hatte, und hält dabei genau die Figur, die unten dargestellt ist, ein: nämlich wenn das Pferd den Fehler bei der Arbeit in seiner erhobenen Air auf dem Viertel zwischen den Linien A und B begeht, muss man es anhalten und einrichten gerade auf der [gedachten; DA] Linie B, durch einen Takt oder höchstens zwei auf der Stelle, und im selben Moment, ohne es zu streicheln oder noch mehr zurückzuhalten, es friedlich im Schritt zurückgehen lassen auf den Spuren der korrekten Passege, bis auf die [gedachte;DA] Linie D, und nachdem es darauf ein wenig seine vier Füße beruhigt hat, und ebenso seinen Atem, sein Gedächtnis und die Anlehnung seines Mundes, muss man es wieder versammeln durch seine korrekte besagte Passege bis zur Linie A, und bei der Ankunft mit seinen vier Füßen gerade auf dieser, bringt man es sanft und locker in seine Air, lässt es in dieser dasselbe Viertel wiederholen, das es schlecht ausgeführt hatte, also das Viertel zwischen A und B, hält es dazu so gut wie möglich aufmerksam und untergeordnet durch Schenkel, Gerte und Hand, damit es nicht schlurft oder eilt, nicht ausfällt oder sich zu sehr einengt, und wenn es zum zweiten Mal dieses Viertel nicht korrekt proportioniert hat, muss man es wieder dieselbe Reprise wiederholen lassen, ich meine damit nicht nur zwei- oder drei Mal, sondern vielleicht ein Dutzend Mal, falls nötig, bis es schließlich korrekt und leicht gehorcht hat; und falls es von Natur aus furchtsam oder zu empfindlich ist, darf man es normalerweise nicht jedes Mal schlagen bei jedem Fehler, den es bei diesen Korrektheiten macht, denn die andauernden Retouren und Wiederholungen dienen ja schon als Rügen, wenn man hierbei die nötige Geduld und Sorgfalt anwendet.

Wenn der Kunstreiter fühlt, dass das Pferd ihn zufriedengestellt hat bezüglich der Sorgfalt und der Korrektheit der Schläge und des Raumes, macht er weiter ohne das Gleichmaß der Schläge zu unterbrechen und ohne anzuhalten, außer zum Beenden der korrekt ausgeführten Volte, es sei denn, er spürt Fehler in einem anderen Viertel, auf dem er es dann, wenn das passiert, ganz kurz durchpariert, und wenn das z.B auf der Linie C passiert, versammelt er es sanft in die korrekte Passege bis zur Linie A, um es von neuem seinen Fehler an der Stelle, auf der es ihn begangen hatte, erkennen und reparieren zu lassen.


E  Spur der erhobenen Air

F  Spur der Passege um zurück zu kommen zur Wiederholung der erhobenen Manege


Um besonders zu erläutern, warum ich möchte, dass das Pferd bei jedem dieser Fehler wieder zwei Viertel der Volte nimmt, obwohl es nur auf einer gefehlt hatte: dies dient dazu, dass das Pferd sanft im Schritt auf dem Viertel, das scheinbar überflüssig ist, mehr Muße hat und Gelegenheit, die Stelle zu erkennen, auf der es den Fehler machte, als wenn man es sehr eng erschreckte: und auch um ein Mittel zu haben, es sehr leicht in die Haltung und den Gehorsam auf der korrekten Passege zu bekommen, vor oder bei der Ankunft auf der Stelle des Fehlers, und auch damit es nach dem Gehen in der Passege bis zu dem Viertel, auf dem man es erheben und anpassen möchte, mit mehr Lebhaftigkeit und Korrektheit in seiner Air und in all seinen Bewegungen arbeiten kann.


Nachdem das Pferd dies gut verstanden und sich an all die korrekten Proportionen gleichermaßen auf jeder Hand gewöhnt hat, und der Kunstreiter spürt, dass es genug Kraft, Neigung und Freiheit hat zum Erhalten seiner erhobenen Air in gleichbleibender Stärke beim Wechsel, Wiederaufnehmen und Redoublieren der besagten Volten, kann er beginnen, es die Aktion und Korrektheit des Handwechsels und Wiederaufnehmens zu lehren, unter Einhaltung der Ordnung in folgender Skizze:


Für die rechte Hand


Dazu muss man das Pferd, nachdem es zwei ganze Volten gut gestaltet ausgeführt und auf der Linie A beendet hat, im Wenden weiter gehen lassen und es in seine korrekte Passege bringen, und in dieser dem Kreis seiner Manege folgen bis B, wo man es ohne anzuhalten mit den gewöhnlichen, zu seiner Air passenden Hilfen, vor allem der Zungenhilfe und der Gerte auffordert, so dass es, wenn es locker dieses letzte Viertel der Volte erhebt, und sie gerade auf der Linie A schließt (wo auf dieser Skizze die Eisen zu sehen sind), die Schläge trotzdem sehr tief und weniger stark als normal ausführt und die Hinterfüße mehr zurück und untergeordnet hält, so wie es vermag auf seiner engeren Spur, ohne accüliert zu sein, im Gegenteil fast so wie in der normalen Regel der vorausgegangenen Proportionen: damit es bei dieser Gelegenheit die Möglichkeit hat, leichter seine vier Füße auf der genannten Linie ankommen zu lassen beim Schließen der erhobenen Volte gerade auf A, und ohne von der wahren Kreislinie der Volte abzuweichen oder diese zu überschreiten.

Hat das Pferd so das erhobene Viertel auf der geraden Linie A gut beendet und geschlossen, mittels dieses gerade ausgeführten Schlages, lässt man es mit dem folgenden Schlag die Volte auf der anderen Hand beginnen, ohne anzuhalten oder in irgendeiner Weise den Takt der erhobenen Air zu unterbrechen, hält ihm erneut die Hinterfüße auf der genannten Linie und auf derselben Spur (die Schläge begleitend), bis der erste Takt und die Bewegung des Wechsels gemacht sind; nach diesen soll man die Hinterfüße ohne Unterbrechung des Gleichmaßes der Air der Schläge auf den generellen Raum ihrer korrekten Spur bringen, wie es unten dargestellt ist.

Erschrickt das Pferd über diese neue Lektion des Wechsels, reagiert es nicht frei und sauber mit den richtigen Proportionen, darf man es dafür nicht schlagen oder bedrohen, sondern bringt es sanft in seine Passege ab B, und lässt es durch Weitergehen die Demi-Volte schließen auf C, und versammelt es sogleich wieder klug und korrekt durch seine Spur im Schritt zurück zu B, um es beim Wiederpassieren von B wieder in seine Air zu bringen und das besagte erhobene Viertel auszuführen, und beendet dieses auf A, um dann den Handwechsel genau so, wie ich es erklärt habe, weiter zu führen; und um den Gehorsam und die Bewegungen des Pferdes noch mehr zu erleichtern (in dieser ersten Proportion) soll der erste Takt des Handwechsels auf der Volte tiefer als die normalen Schläge ausgeführt werden und ein wenig vor der Figur der Manege.


Für die linke Hand


D  Spur der besagten Passege: sei es, dass man diese weiter oder enger ausführen möchte als die der 

 erhobenen Manege

E  Spur der Schläge beim weiter oder enger Wenden als die Passege

F Generelle Spur der erhobenen, vollendeten Volte



Der Unterschied zwischen diesen beiden Skizzen ist, dass man in der einen die Spur der erhobenen Air sieht, wenn sie außerhalb der Volte gehalten wird, und in der anderen innen, was nichts anderes bedeutet, als dass der Kunstreiter die besagte Piste enger oder weiter als die der Passege machen soll, je nachdem, ob das Pferd sich zu sehr oder wenig an die Hand anlehnt, wie ich in einigen vorigen Lektionen erwähnte.

Es kann sein, dass das Pferd weder beim zweiten oder dritten Mal, noch in einer oder zwei Reiteinheiten, gut verstehen kann oder frei zustimmen möchte zur Leichtigkeit und Perfektion dieses Handwechsels; wie es auch sei muss man jedes Mal, wenn es ihn fehlerhaft macht, sei es bezüglich des Taktes seiner erhobenen Air oder der Korrektheit des Bodens, es häufig wieder bei A versammeln (durch die Retour die ich beschrieben habe), es dabei gelegentlich rügen, um es zu lehren, seinen Fehler zu reparieren, an der Stelle, an der es ihn gemacht hatte, und dabei immer ganz genau die besagte Ordnung einhalten; hat es aber leicht und korrekt gehorcht, lässt man es weitermachen und führt den Kurs und die Tour der begonnen und gut gewechselten Volte weiter, bis sie vollendet, gedoppelt und schließlich korrekt geschlossen ist auf der Linie A, und unterhält dabei vor allem die Gleichmäßigkeit seiner Schläge. Und sobald man es erneut zur selben Seite drei Viertel der Volte bis B hat passegieren lassen (siehe unten stehende Skizze), bringt man es bei E in seine Air, um das letzte Viertel zu erheben und bei A zu beenden, um dann im selben Takt die rechte Hand wieder aufzunehmen, auf der Spur E, gemäß dieser sorgfältig eingehaltenen Ordnung, hält es, falls nötig, auf C an, und lässt es ebenfalls korrekt auf der Linie A zurückgehen, wie ich es beim ersten Wechsel erklärte, um diese Reprise unterschiedslos auf jeder Hand wieder auf zunehmen, jedes Mal wenn es Fehler gemacht hat.


Für die linke Hand


  Spur der Passege


Die drei Viertel der Volte im Schritt, die in dieser Regel auf die ganzen erhobenen Volten folgen, sind dazu da, damit das Pferd nicht dazu neigt, von sich aus anzuhalten auf der Linie A, die es schon kennt, und sich im Ergebnis daran gewöhnen wird, sich freier in seiner korrekten Manege zu geben; dieser Stil ist auch nötig, um die Air und den engen Gehorsam auf dem besagten letzten Viertel zu erleichtern, sodass das Pferd durch dieses Mittel weniger erschrickt und es weniger unbequem wird auf diesen sehr genauen Lektionen des Handwechsels. Nachdem aber das Pferd die begrenzenden Proportionen des Handwechsels gut kennengelernt hat, und wenn es Gewöhnung und Leichtigkeit in der Aktion und der korrekten Bewegungen auf jeder Hand erlangt hat, sind diese letzten Viertel im Schritt nicht mehr nötig, und schließlich lässt man sie ganz weg, so dass die erhobenen Volten dann in einem Zuge und mit gleicher Lebhaftigkeit ausgeführt werden, gleichmäßig verdoppelt, gewechselt und wiederholt an einer Stelle und schließlich redoubliert (mehrfach auf einer Stelle wiederholt), ohne dass die Air unterbrochen oder gedrosselt wird, und die Manege so korrekt weiter geführt wird, wie die Kräfte des Pferdes stark und lebhaft die Anstrengung unterstützen können.

Ich meine, dass das Pferd sich leichter und eher an diesen Wechsel der Volte auf der Stelle löst, wenn es jedes Mal nicht mehr als eine Demi-Volte auf jeder Hand macht. Überhaupt, falls dieser Stil immer weiter ausgeführt wird, findet man das Pferd nach kurzer Zeit weniger frei und entschlossen auf der Manege der vollendeten und redoublierten Volten als es vorher war, und dafür gebe ich den Rat, dass man sich an diesen Hinweis hält.

Hat das Pferd eine zu harte oder schwere Anlehnung, erweisen sich die genannten Regeln als sehr profitabel, wenn sie vor einer ausreichend hohen Wand ausgeführt werden, weil man die Proportionen, bei denen das Pferd an der Hand zieht oder sich mehr auf die Anlehnung fallen lässt, beginnen und beenden kann mit Annähern der Front des Pferdes an die Wand, wodurch es ohne große Einwirkung von Gebiss oder Kappzaum gezwungen wird, sich zu versammeln, sich zu schließen und leichter zu werden.

Um das Pferd danach aufmerksamer für diese Proportionen und die korrekten Bewegungen des Reiters zu machen, lässt man es gelegentlich die Hand an verschiedenen Stellen der Volte wechseln, ohne eine bestimmte Anzahl von Touren einzuhalten, vorausgesetzt die Handwechsel erfolgen auf den geraden Linien der Viertel; und vor allem ermahnt und bringt man es sorgfältig zum korrekten, nötigen Gehorsam, je nachdem wie es das Viertel, auf dem man wechseln oder die Volte wieder aufnehmen wollte, ausgeführt und geschlossen hat; und falls es schlecht wechselte, pariert man es durch und versammelt es geduldig im Schritt auf der Spur der Volte, um es seinen Fehler an seiner wahren Stelle reparieren zu lassen, gemäß der Ordnung der o.g. Regeln.

Bis hier habe ich geschrieben, dass man vor dem Handwechsel einen geraden Schlag, und manchmal auch zwei, auf der diametralen Linie der Volte ausführen soll, denn dies ist die gewöhnliche Ordnung der guten Schulen, und die meisten der Pferdemenschen halten sich an die Demonstration dieser Proportion, ausgeführt mit der Anmut und dem Gehorsam eines gut geschulten Pferdes, mit Unterstützung auf den Hüften und auf einer geraden Linie, und der Aktion und der Aufforderung des Reiters, um gut die Hand zu wechseln. Diese Regel ist schön und gut und schafft nicht viel Verwirrung, überhaupt ist es sicher, dass man häufiger sagt, anstelle, dass das Pferd auf die Aktion des Reiters achtet mit seinen gerade ausgeführten Schlägen auf der Stelle, es eher so ist, dass der Reiter darauf achtet, ob durch diese das Pferd auf der Stelle eingerichtet ist, wo es sein soll, um gut zu wechseln oder die Volte aufzunehmen.

Aber um diese Handwechsel und Wiederholungen in ihrer wahren Perfektion zu erzielen, darf man nicht so lange warten, bis der besagte Schlag auf der Stelle auf der diametralen Linie ausgeführt ist: sondern der Reiter muss schon subtil die Hand drehen, sobald das Pferd während des korrekten Wendens die Vorderfüße auf die besagte Linie gesetzt hat, zum selben Zeitpunkt, an dem die Hinterfüße auf dieser ankommen, und auf diese Art seinen Wechsel oder seine Wiederholung der Volten machen. Ich wiederhole nochmal, dass bei man dieser Aktion sorgfältig beachten muss, dass das Pferd sich nicht zurückhält oder acüliert oder sich biegt, dass es nicht den Kreis der korrekten Hufspuren verfälscht, dass es nicht den Kopf nach außen trägt oder dort lässt, dass der erste Takt des Wechsels oder der Wiederholung mit dem Kopf des Pferdes beginnt, nämlich dadurch, dass man es in die Volte blicken lässt, ohne seinen Hals zu biegen, und dass der erste Takt etwas weniger hoch und zusammengezogen sein soll als die anderen, damit das Pferd beim Gehorchen seine Lebhaftigkeit besser und munterer anwenden kann. Es gibt nur wenige Personen, die diese letzten Proportionen leicht genug trainieren oder verstehen können, nicht allein wegen der Schwierigkeit der korrekten und notwendigen Aktionen und Bewegungen, die man sorgfältig und fleißig einhalten muss, sondern auch, weil ihnen diese unbekannt sind, wie die besseren Meister an ihren Wirkungen erkennen können. Denn wie ich zuvor erklärte, anstatt dass die wahre und leichte Einhaltung all dieser Regeln und Proportionen die Haltung des Pferdes verschönert und es locker, korrekt und frei in seiner Manege macht, bewirkt eine falsche Ausübung derselben Regeln, dass es in ein extremes Ungestüm verfällt, oder dass es in kurzer Zeit niedergedrückt, entier oder störrisch wird, dass es sich biegt oder Hals und Kopf nach außen bringt: dies sind sehr ungeeignete, falsche Aktionen, die direkt konträr gegen die Anmut und Freiheit aller guten Manegen arbeiten. Man sieht auch gewöhnlich, dass diejenigen, die solche Pferde trainieren, sich zu weit nach außen lehnen, das äußere Bein zu nahe ans Pferd bringen, und das innere zu weit weg halten wie ein Galeerenpaddel, und obendrein sieht man sie gewisse Bewegungen mit dem Kopf, dem Körper und dem Arm machen, die eine zu große Aufmerksamkeit auf sich ziehen, abstoßend wirken, und gegen den guten Sitz und die Vornehmheit des Reiters arbeiten mit seinen schlechten Angewohnheiten und Pedanterien dieser Kunst.

Es reicht nicht aus, nur im Schritt einen schönen Sitz zu haben, sondern es ist erforderlich, dass der Reiter in allen der muntersten und schönsten Airs gerade und frei in der Mitte des Sattels sitzt, dass er seinen Kopf weder senkt noch dreht, er keinerlei unangenehme Mine des Gesichts zieht, noch eine schlechte Geste mit dem Arm, dass seine Beine gerade gehalten werden ohne sie O-beinig auszustellen noch X-Beine zu machen. Denn wenn es nötig ist, zu verhindern, dass das Pferd sich einengt oder ausfällt bei der Arbeit oder sich zu Seite wirft beim Geradeausgehen, ist ein Pressen des Bügels, des Sporns oder nur der Wade nötig, ohne dass der andere oder gar der ganze Körper aus seiner korrekten Lage kommt; dieses sind sehr schöne Beobachtungen à la Danville die man vielleicht mit etwas Glück bei einem besseren Reiter gesehen und beurteilt hat, um sie gut einhalten zu können, denn ohne sie ist es unmöglich, gut die wahren Genauigkeiten der Volten zu spüren oder ein gut geschultes Pferd lange unterstützen zu können. Denn wenn man es zu einer Seite treibt, mit dem gegenüberliegenden Bein, und dabei das andere sehr ausstellt, neigt sich notwendigerweise der Körper dessen, der so einen Fehler macht, zur gegenüberliegenden Seite, und außer dieser falschen Verbiegung weicht so das sehr gehorsame Pferd dem Sporn oder der treibenden Wade zu sehr, und wenn der Reiter sich auf einem begrenzten Platz halten will mit dem Bein, dass sich zu weit entfernt von seiner korrekten Stelle befindet, braucht er dermaßen lange, um seine Aktion sorgfältig genug zu auszuführen, dass das Pferd nicht früh genug erkennen kann, ob dies eine Aufforderung, eine Hilfe oder eine Rüge sein soll, und es dann durch diese Unsicherheit häufig einen Fehler macht, im Glauben zu gehorchen, auch deshalb, weil die, die solche Grimassen machen, niemals versäumen, nun das Bein, das nah am Pferd gewesen war, erneut zu sehr auszustellen, nachdem und in dem Maße, wie sie jenes, welches sie zu sehr ausgestellt hatten, annähern, und zur gleichen Zeit ihren Körper und Kopf zur anderen Seite bringen. Es ist sehr leicht zu erkennen, dass das Bein normalerweise an einer solchen Stelle sein soll, dass es mit einem guten Sitz alle seine korrekten Aktionen zum richtigen Zeitpunkt machen kann, und so unauffällig wie möglich, und weil es eine gewisse Parallele dieser Übungen mit der Musik gibt, meine ich, dass es denjenigen, die sich daran erfreuen, Flöte zu spielen, oder das Spinett, die Geige und all die anderen schönen und ehrbaren Instrumente, immer dann derart an Anmut und Sorgfalt fehlt, wenn sie zu stark die Finger anheben beim Suchen und Halten der Töne auf dem Hals oder der Klaviatur ihrer Instrumente. Und die besten Degenzieher sind ja diejenigen, die im Kampf ihre Arme weniger ausstellen oder schwenken beim Antäuschen oder anderen starken Aktionen, die die machen können, die im Geiste gelernt haben, die Gelegenheit zu ergreifen in der Kürze eines schönen Takts, so wie bei all den gleichen, ehrlichen Übungen, in denen man die Ordnung und das Gleichmaß bestimmter Anzahlen und Maße beim Ausführen der exzellenten und wertvollen Proportionen präzise einhalten muss. Ich komme also zurück auf meine Maximen, die für den Vornehmen und Wissenden in dieser Kunst notwendig sind: er muss seinen Sitz vollkommen stet, korrekt, frei und gerade halten, um die Bewegungen gut zu spüren, die das gut ausgebildete Schulpferd bei der Arbeit macht, und um Mittel zu haben, subtil genug dessen Fehler zu rügen, und vor allem diese vorauszusehen und zu verhindern: dafür ist die Festigkeit der Hüften eine sehr wichtige Partie.

Zu diesem Zweck erwähne ich, dass es einige gut geeignete Geister gibt, die das, was ich unten beschreiben werde, gut trainiert zu sehen wünschen; und die schwierigsten Arten, über die ich in diesem Band schreibe, sollte man genau einhalten, so wie es der Seigneur Pietro Vincensso de Lup macht, jener Italiener, der lange Zeit unter mir gelernt hat: seit er Zufriedenheit erlangt hat, arbeitet er mit guter Anmut und mit den Regeln und Korrektheiten unserer Kunst, so wie ich meine Jugendzeit nutzte, was mich ihn extrem loben lässt, und sage ohne Schmeichelei, dass dies ein sehr würdiger und perfekter Reiter ist.

Zweifellos bringt der gute Kunstreiter durch die gute Anwendung all dieser Regeln und mit der notwendigen Zeit sein Pferd zu dem höchsten Gehorsam und schönsten Können, welches es erreichen kann durch die Mittel der Kunst, wodurch die Perfektion der schönsten und wichtigsten Übungen entsteht, die man ein Pferd lehren kann, und ihm am Ende den freien Mut bringt, die freie Aktion der Glieder, den besten Zustand des Atems, einen gesunden und ruhigen Mund, den Kopf stet und an gutem Platz, den Hals gerade und in seiner schönsten Haltung, die Schweifrübe ruhig und wie unbeweglich zwischen den Backen, und bei all diesem den Kurs gerade, stramm und entschlossen, die Parade sicher, leicht und locker, die Manege entschlossen, sei sie hoch, mittel oder weniger, und genauso auf den Volten wie im Geradeaus, sicher im Takt und mit gleichmäßigster, sauberster und sehr unterstützter Kadenz.

Ich empfehle hier erneut dem wissbegierigen Kunstreiter diese besonderen und erstklassigen Anleitungen: aber dann, wenn man ein Pferd, das von Natur aus sehr cholerisch oder ablehnend war, ausgebildet hat zu seiner schönsten und korrektesten Schule, die seine Kräfte und Neigung ermöglichen können, soll man sie nicht zu häufig eng anwenden, weil es sonst sehr bald irgendwelche falsche Anwandlungen bekommt; sondern eher gelegentlich ausdrücklich seine Manege erweitern durch einige sehr leichte, aber trotzdem begrenzende und vorher erlernte Lektionen, und außer dass diese Freiheit die Courage und die Fähigkeit des Pferdes erhält, ist es hinterher viel leichter beim Wiederbeginn, immer, wann man diesen wünscht: denn falls die enge Unterordnung zu lange andauert, wird es abgestoßen oder zum Feind der Schule.

Vor allem rate ich denen, die nicht von selbst viel Leichtigkeit bei den Hilfen und Rügen erlernen, welches für diese großen Korrektheiten nötig ist, dass man sie dies nicht allein versuchen lassen soll: denn dies gelingt nur denen, die eine subtile und sorgsame Praxis hatten in all den beschriebenen Proportionen und außerdem unterstützt werden durch eine große Begierde, diese gut zu verstehen.

Ich wiederhole und mache noch einmal besonders darauf aufmerksam, dass, so sehr das Pferd auf einer Air arbeitet, in der es gut geschult wurde, der Reiter die generellen Hilfen mit derartiger Sorgfalt und Subtilität ausführen soll, dass ungeachtet, ob sie hart und stark sind, seine Aktionen des Körpers und der Glieder nur dem Erfahrensten und Klarsichtigsten auffallen sollen, dass es auch den Helfern scheint, dass das Pferd den Willen dessen, der es trainiert, versteht, und es zustimmt, ohne dass es viel geleitet oder gezwungen wurde, und dass es auch scheint, dass die lebhaften Bewegungen, die man den Reiter machen sieht, mehr dazu dienen, seine Gestik und seinen Sitz zu verschönern, als dazu, das Pferd zu dem zu zwingen, was man es so sehr exzellent ausführen sieht.

 


 

 

 


Band II, Kapitel 34

Beachtungen nach der Lektion oder Übung des Schulpferdes


Ich habe zusammengefasst gesagt in einigen der vorigen Anleitungen, dass, nachdem man dem Schulpferd eine gute Lektion erteilt hat, diese gefestigt werden kann je nach dem Ermessen und der guten Praxis desjenigen, der es promeniert während er darauf sitzt, bis die außergewöhnliche Hitze es verlassen hat und es Zeit ist, es an seinen Platz im Stall zu bringen, aber ich habe diese Stelle reserviert zum Vermitteln der großen Unterschiede, die man hierbei findet.

Der gute Kunstreiter soll also wissen: falls sich während der Zeit, in der er dem Pferd der Manege eine Lektion der Geduld erteilte, eine große Verstocktheit oder Unruhe einstellte und es zum Überwinden dieser notwendig war, Zuflucht zu rigorosen Rügen zu nehmen, dass derjenige, der es hinterher promeniert (falls er ein Pferdemensch ist) durch Anwendung eines passenden Ermessens den guten Absichten des Kunstreiters sehr nutzen kann. Denn beim bedachten Promenieren eines ungeduldigen und cholerischen Pferdes hat er Mittel, es zu beruhigen und sein Ungestüm oder seine große Abneigung zu vertreiben, durch passendes Verhalten entsprechend der guten Ordnung seiner Lektion und kann es dadurch fähiger in Gedächtnis und Zustimmung zur darauf folgenden Lektion zu machen.

Ist das Pferd entier und hart auf jeder Hand, und wehrte es sich während der vorangegangenen Reiteinheit beim Versuch, ihm den Hals zu lockern und weicher zu machen und es auf die Volte sehen zu lassen, kann der gute Bereiter manchmal auch durch langes und ruhiges Promenieren seine Verstocktheit vertreiben, und zu dem Zeitpunkt, an dem es zu jenem Ungehorsam neigt, sanft mit Mitteln ohne Gewalt versuchen, ihm den Hals zu biegen und ihm den Kopf dahin zu stellen, wohin es nur unter großem Zwang blicken wollte, in der Art, dass das Pferd durch die Gewohnheit dieser langen Promenaden der Schule nach der Lektion oder Übung in kürzerer Zeit lockerer wird auf der Volte gegen die es sich hartnäckig gewehrt hatte, als wenn man nur den normalen Zwang verwendete.

Wenn ein zu empfindliches und ablehnendes Pferd die gute Ordnung der Lektionen, die man ihm erteilen möchte, nicht verstehen oder ausführen kann, und seinen Atem und seine Kräfte durch große Unruhe erschöpft, wenn es zu sehr hastet auf den Passegen der engen Lektionen, oder wenn es wirr die Schläge einer erhobenen Air verzittert, kann man zweifellos seinem Ungestüm und seiner Ungeduld häufig abhelfen und es weniger die korrekte Einhaltung der guten Schule hassen oder vermeiden lassen durch geduldiges und ausreichend langes Promenieren auf den Proportionen seiner guten Lektionen.

Und hat es einen so schwachen oder weichen Mund, dass es während der Reiteinheiten der Schule nur mit großer Schwierigkeit eine stete und feste Anlehnung an die Hand nehmen will oder kann, passiert es manchmal, dass die guten und ausreichend langen Promenaden ihm eine Möglichkeit und ein Mittel geben, nach und nach die Anlehnung einer guten Hand anzunehmen, die es leitet und unterstützt auf gut bedachten und notwendigen Promenaden.

Ist aber ein von Natur aus schweres oder schwaches Pferd während der Reiteinheit zu sehr angelehnt auf den Kappzaum oder das Gebiss bei dem, womit der Kunstreiter es leichter machen möchte, und falls es genügend gelernt hat, wie es sich versammeln und beizäumen soll in einer erhobenen und unterstützten Haltung, darf danach niemand aufsteigen, um es zu promenieren, denn ist es erschöpft und auseinandergefallen [desunj], kann es dabei zweifellos eine zu starke Anlehnung nehmen, und deshalb ist es nötig, es in den Stall zu bringen, nachdem man es sanft ungefähr 50 Schritte hat gehen lassen.

Und von welchem der genannten Naturelle es auch sei: wenn es auf seiner Manege gemäß der Schule freier und munterer als vorher geantwortet hat in der guten Ordnung seiner Lektionen, muss man die Reiteinheiten verkürzen und es an der Hand in den Stall führen oder führen lassen, sobald der Reiter abgestiegen ist, denn würde man es nach der Lektion oder Übung lange promenieren, erinnerte es sich viel weniger an die Lektion und das Vergnügen, das es auf den korrekten Proportionen seiner Manege erhalten hatte, und antwortet oder macht die nächste Reiteinheit mit weniger Lebhaftigkeit und Munterkeit.

Lange Promenaden nach dem Training der Schule verbrauchen oder schläfern undifferenziert die Kraft und Lockerheit eines melancholischen, abgestoßenen und ängstlichen Pferdes ein, und häufig kommt es ja vor, dass das Pferd zwei, oder drei, oder mehr der erwähnten Laster oder schädlichen Fehler hat, die man nur mit Gegenmitteln verbessern kann: wenn man hier nun einen der Fehler verhindern oder korrigieren will, verstärkt man den anderen. In diesen Fällen muss der gute Kunstreiter bedenken, wozu hierbei die größere Notwendigkeit besteht, und vor allem, dass er nur mit großer Abwägung die Mittel seiner Kunst, und nur zu einem guten Zeitpunkt und angemessen anwendet, vor allem die stark zwingenden.

In Frankreich promeniert man die Pferde der Manege unterschiedslos nach dem Training viel länger als anderswo, und zwar deshalb, weil viele Reiter der Grande Ecurie glauben, dass, falls sie es anders machen, die Gesundheit ihrer Pferde leide: aber dies muss man nicht befürchten, wenn die Ställe gut sind und und wenn man sogleich das erhitzte und schwitzende Pferd kräftig mit frischem Stroh in der Sattellage trocken reibt, wenn man ihm den Kopf um die Ohren mit einem Lappen wischt und reibt, wenn man es mit klarem Wasser wäscht und säubert, vor allem im Sommer, und mit einem sauberen Schwamm Augen, Nase, Nasenlöcher, Lippen, Kinn und das Fundament auswischt, Partien, die in dieser Zeit gewöhnlich mit Staub und Schweiß verschmutzt sind; wenn man es bald danach allgemein abreibt bis es trocken ist, und dann, wenn es trocken und erfrischt ist, ihm die Beine mit frischem und nicht zu kaltem Wasser wäscht, ohne ihm die Genitalien und den Bauch nass zu machen, es sei denn, nach dem Fressen, und wenn man es in einem Fluss tränkt, der nicht viel zu kalt ist. Denn wenn das Pferd durch die mächtigen Bewegungen sein ganzes Blut erhitzt hatte und man, obwohl es nicht mehr schwitzt, ihm die Genitalien und den Bauch wäscht, indem man es undifferenziert mit einer zu großen Menge sehr kalten Wassers an diese extrem empfindlichen Partien bespritzt, fürchtet es dies so, dass in der Folge ein großer Kampf entsteht, und sollte es passieren, dass durch einen großen Rückschlag oder Zurückziehen einer der Hoden völlig in den Körper eintritt, findet sich das Pferd eingeklemmt [encordé], eine Krankheit, die die geringsten Schmiede in Italien kennen, die aber in Frankreich sehr unbekannt ist, und zweifellos tödlich, wenn man es nicht schafft, den eingetretenen und durch eine Darmschlinge zurückgehaltenen Hoden zurückzuziehen.

Am Ende empfindet das durch ein Training sehr erhitzte Pferd, nachdem es gut gefüttert und behandelt wurde, ohne promeniert worden zu sein, eine sehr ähnlich Freude, wie sie ein lebhafter Mensch fühlt, wenn er, extrem erschöpft und erhitzt durch ein langes Ballspiel [jeu de paulme] ein frisches Hemd anzieht und sich auf eine gute Liege legt.

Band II, Kapitel 35

Anleitung, um ein in den Kapriolen und dem Schritt und Sprung ausgebildetes Pferd in der guten Schule zu erhalten

Durch die letzten Anleitungen im ersten Band kann man klar erkennen, welche Ordnung man einhalten muss, um einem ausreichend kräftigen und mit einem ausreichend lockeren Körper versehenen Pferd die Air der Kapriolen und die des Schritt und Sprungs [galop gaillard] beizubringen. Weil ich nicht viele Wiederholungen verwenden möchte, werde ich in diesem zweiten Band nur die anderen Regeln präsentieren, da mir sicher bin, dass die Pferdemenschen [hommes de cheval], die gut verstehen, was ich bisher erklärte und skizzierte, bei der Ausübung der Sprünge auf den Volten sowie im Geradeaus nicht mehr Schwierigkeit haben als bei den vorherigen Airs, weil alle unterschiedslos begründet sind auf den Kräften des Pferdes und auf der Neigung, die es dazu hat, sowie auf der steten und lockeren Anlehnung seines Mundes und der Entschlossenheit zur Manege, zum Trab und Galopp, gleich gut auf jeder Hand; und dass der generelle Unterschied, den es in der Genauigkeit gibt, nur der ist, dass unter allen Airs die Bewegung des Sprunges die gewaltigste ist, die größte und ausgedehnteste. Diese Aktion soll weniger eng auf den Hüften sein als die der Courbetten und Croupaden, und deshalb muss man die Proportionen des Bodens, vor allem die für die Hinterfüße, sehr weit, und die Lektionen sehr kurz halten.

Zu diesem Thema sage ich erneut nur, dass der Kunstreiter, um die Sprünge gleich in Aktion, Lebhaftigkeit und Takt im Geradeaus, aber vor allem auf den Volten zu erzielen, wissen muss, wie er einem Pferd mit gutem Naturell immer die Kraft und den Mut erhalten kann, welche es frei für die Ordnung und den Gehorsam der guten Lektionen einsetzt, und wie er ihm eine überschießende Lebhaftigkeit verringern und verbrauchen kann, durch die es zu liederlich würde mit Zurückhalten oder Nachlassen seiner Disposition, oder mit böswilliger oder verstockter Abwehr. Zweifellos ist normalerweise das Training des gut angewandten Trabes und Galopps gut geeignet für diese ausgleichende Wirkung, wie ich schon an diversen Stellen erwähnte: aber weil die Manege der Kapriolen abhängt von vielen sehr besonderen, und für gewöhnlich weniger bekannten Berücksichtigungen als denen in der Ordnung der anderen Airs, die wir mit unseren Regeln zu erreichen versuchen, soll der Kunstreiter daran denken, dass solche Pferde außer viel Neigung zu buckelnden Sprüngen [sauts de esquine] zu haben, von Natur aus kapriziös sind, und jene, die außerdem viel Courage und Lebhaftigkeit besitzen, einfach nur die Auswirkungen ihres fantastischen und bizarren Gemüts zeigen, wenn man versucht, was sie vorher nie gelernt hatten; aber selbst nachdem sie die wahren Proportionen der Air und Manege lange Zeit und unendlich viele Male verstanden und angewendet haben, und sie sie kräftig und korrekt ausführen können, scheint es gelegentlich, dass sie flegelig immer wieder neue Abwehrmaßnahmen erfinden, bei denen der Kunstreiter keine Mittel findet, diese zu überwinden, um sie wieder zur Ordnung und zur Unterordnung der guten Schule zu bringen, die ihnen zu diesem Zeitpunkt missfällt und sie damit einen offensichtlichen sichtbaren Beweis durch ihr böses Aufbrausen geben, wie besessen sie sind: wobei sie frei zu allen Arten von Übungen, die sie erlernt haben, zustimmen, außer zu denen, für die sie dann die Ordnung und die Korrektheit verweigern, und dies, obwohl sie sie sehr gut ausführen könnten und die sie ja auch dann von selbst lebhaft machen und unterhalten, wenn sie die passende Stimmung und den Willen dazu haben. Und jedes Mal, wenn sich das Pferd bei dieser Gelegenheit nur deshalb frei in Trab und Galopp präsentiert, um dem Gehorsam dieser korrekten Lektionen zu entgehen, kann man erkennen, dass die Bosheit seines Mutes nicht vertrieben ist; sondern im Gegenteil das flegelige Pferd jedes Mal, wenn es beginnt, den Takt und die Proportion der guten Sprünge zu verweigern (weil es sich daran gewöhnt hat, durch den Trab oder den entschlossenen Galopp beruhigt zu werden), es nicht sehr fürchtet, seinen Fehler zu wiederholen, in der Erwartung, diese durch eine lange Galoppade los zu sein, was mit der Zeit seine Böswilligkeit verstärkt, so dass dies nicht angebracht ist zum Überwinden seiner Verstocktheit. Wenn sich der Kunstreiter in solch einer Situation entschließt, das Pferd zu rügen und durch Rigorosität zu verbessern, ohne von den engen Proportionen abzuweichen, sobald dieses Pferd zurückgeworfen wird durch eine Caprice, oder weil sein Mut beschäftigt und abgelenkt von der Schule ist, kann es am Ende vorkommen, dass es sanft und belehrbar ist. Aber falls es ein aufbrausendes und sehr verdorbenes Temperament hat, wird es viel häufiger derart verstockt, dass alle Rügen und Hilfen und auch Streicheln, welche man anwendet zur Korrektur und zum Zurückbringen zur Air und zur Korrektheit seiner schönsten, erhobenen Manege, das Feuer seines Ungehorsams verstärken, und es kann schlimmstenfalls geschehen, dass seine anhaltende Verstocktheit, die Mühen oder die lange Arbeit ihm völlig die Lebhaftigkeit und solide Kraft verbrauchen, und diese Hauptpartien eher schwinden als seine Proteste, und man dann vergeblich die Aktion der guten Sprünge sucht. Es stimmt zwar, dass wenn sich das Pferd in diesen Extremen wie besiegt zeigt und alles das macht, was es schaffen kann auszuführen entsprechend der Bewegungen und dem Willen des Kunstreiters, man diesen Gehorsam akzeptieren muss, als sei die Aktion sehr perfekt. Aber das Schlechte, was ich hier sehe, ist, dass sich bei den Pferden mit diesem rebellischen und illoyalem Naturell hinterher herausstellt, dass sie fast ganz ihre Lebhaftigkeit verbraucht haben durch den Kampf gegen den Kunstreiter, der es trainiert, und sich nicht mehr wehren können: sie arbeiten, als wollten sie wie bezwungen und geschult gehorchen, aber dies nur, um der Qual der Rügen der Schule zu entgehen. Und deshalb sehen wir normalerweise, dass sie, sobald sie schon nur etwas Kraft und Atem geschöpft haben, nur dem erwähnten Extrem nachgeben, und gelegentlich überhaupt nicht. Bei diesen Gelegenheiten haben die exzellentesten Meister Anforderungen genug, die sehr besonderen Wirkungen ihres Wissens zu demonstrieren, nicht nur durch starkes Bestrafen der böswilligen Fehler (denn solche Pferde kennen jedes normale Mittel genau), sondern vor allem durch Erkennen, wann sie geneigt sind zur Rüge, und auch bei der Nutzung diverser Mittel, die geeignet sind sie zu vertreiben, was man weder gut erlernen kann durch die Maximen oder normale Regeln, noch lernt durch eine gute und lange Praxis; deshalb werde ich nur sagen, dass der kluge und gute Kunstreiter nicht versuchen soll, das aufbrausende und nachtragende Pferd, bei dem er kein Naturell und keine Kapazität erkennt, durch Gewalt zu zwingen; und wenn es durch die Ordnung seiner guten Lektionen in einer lebhaften Air geschult wurde, soll er es danach nicht dann versuchen, wenn er eine zu große Abneigung spürt oder eine außergewöhnliche Unruhe und eine Neigung zum Ungehorsam. Denn es passiert häufig, dass solche Pferde ihre Kräfte und ihren Mut frei eingesetzt haben beim Ausführen ihrer ersten, engen, erhobenen Lektionen, als sie noch unwissend waren, aber dann, nachdem sie diese gut erlernt und geübt haben, sie nachlässig ausführen, wann es ihnen gefällt, und die Mittel missachten, mit denen sie geschult wurden zur Leichtigkeit ihrer korrektesten Manege. Ich gebe zu, dass solche Fehler nicht sehr entschuldbar sind ohne eine besondere und notwendige Absicht; aber man soll sie sorgfältig vermeiden, vor allem beim Arbeiten der mutigen Springer, weil die sehr schweren und lang gegebenen und häufig weitergeführten Rügen ihnen diverse Unarten verursachen können, und wenn man diese dann vertreiben will, muss man Mittel einsetzen, die völlig gegen die Aktion der Sprünge arbeiten. Dies sind die Fehler, die bewirken, dass viele lebhafte und muntere Pferde dermaßen abgestoßen werden, dass sie sich nicht mehr in ihre anfängliche Korrektheit zurück bringen können. Deshalb muss man, um diese Ereignisse zu vermeiden, notwendigerweise einen Springer in seiner Lockerheit und Leichtheit und seinem langem Atem erhalten, ohne ihm zu sehr die kräftige Munterkeit des Rückens zu schwächen; allerdings täuschen sich viele Pferdemenschen in dieser Fähigkeit des Atems, da er nicht sehr korrekt in unseren Regeln dienen kann, wenn er nicht von einer Ehrlichkeit des Pferdes begleitet wird. Aus diesem Grunde soll man nicht die Kondition, die durch lange Reiteinheiten zunimmt, mit der gleichsetzen, die man durch Rügen des aufbrausenden und irritierten Pferdes erzeugt. Denn die starken Unannehmlichkeiten, die es durch diese erfährt, halten es für einige Zeit danach in verschiedenen Arten von Misstrauen, was die für gute Sprünge nötige Freiheit verhindert. Im Gegenteil kann man sich viel besser eine Kondition zunutze machen, die nach und nach durch moderates Training gestärkt wurde, nach einem ausgedachten Design, unter dem das Pferd in einer friedlichen Stimmung ist und wobei es weder große Schmerzen noch Belästigungen erfährt. Wenn ich also ein gut geschultes Pferd in einer lebhaften Air schön erscheinen lassen wollte, trainierte ich es im Gegenteil am vorletzten Tag und am Abend davor sehr wenig in seiner engen, sehr erhobenen Manege, sondern durch langes Traben und Galoppieren auf beiden Händen, oder im Geradeaus, lebhaft oder gemächlich, je nachdem ob es störrisch oder entschlossen war, ohne es sehr anzugreifen, damit es am nächsten Tag mit lebhafterer Stimmung und gelockerten Kräften und einer festeren Neigung arbeitete, damit ich nicht zu der Uhrzeit und an dem Ort, an denen ich glaubte, dass es gut arbeiten werde, vielleicht vergebens die Mittel einsetzen musste, um seine überflüssige Energie zu temperieren; und falls die Entschlossenheit der Sprünge es in ein überschießendes Ungestüm versetzte, suchte ich, schon bevor dieses rebellische Gefühl auftrat, eine passende Gelegenheit und einen passenden Ort, an dem ich das Ende der Übung oder der Lektion machen konnte, mit einer mittleren und sehr auf die Hüften setzenden Air, falls das Pferd eine Anlehnung hatte, die ausreichend stet war, oder im kleinen Galopp, falls es locker an der Hand war oder seine Courage zurückhielt: denn dies ist eine Hauptregel, um das muntere und sehr empfindliche Pferd die enge Schule weniger hassen zu lassen, vor allem wenn es sehr ablehnend ist.

Schließlich rate ich, um es in einem guten Zustand der Lebhaftigkeit und Korrektheit zu erhalten, es falls möglich niemals seine sehr schwierige Air arbeiten zu lassen, wenn seine Kräfte zu gebunden und zurückgehalten oder zu sehr auseinander gefallen [des-unies] sind, und auch nicht, wenn es in seiner bizarrsten Stimmung ist, und vor allem, dass man es die Mittel, die man einsetzen kann um es zu zum Gehorsam der Schule bringen, eher lehrt, als ihm damit Angst zu machen.


Band II, Kapitel 35a

Diskurs über die häufige Nachfrage, nach welcher Zeit ein Pferd gut ausgebildet sein kann


Es passiert normalerweise, dass einige ungeduldige oder neugierige Reiter den Kunstreiter fragen, in welcher Zeit ein Pferd gut ausgebildet werden könnte, und noch häufiger richten sie sich an die, deren Antworten nicht weniger unsicher sind, als sie unsicher in ihrem Wissen sind; hierzu meine ich, dass wenn das Pferd nicht überbelastet wird, wenn es in seiner sehr kräftigen Verfassung ist, von gutem Naturell und gut an der Hand, kann man es in einem Jahr schulen in der Manege, falls seine Lebhaftigkeit ausreicht, und es verfeinern in seiner Korrektheit und in der Air, die zu seinen Neigung und seinem Gedächtnis passt, in vier oder fünf weiteren Monaten, vorausgesetzt dies geschieht nach den Regeln der guten Meister und dass es zu Beginn mindestens fünf bis sechs Jahre alt war; ist es dagegen so jung, dass seine Kräfte noch nicht ausreichend gefestigt sind, ist es ihm unmöglich, auf den Gehorsam der engen, genauen und nötigen Lektionen einzugehen, selbst wenn es beim Beginn eine lebendige Lebhaftigkeit und eine leichte Neigung zu den munteren Airs zeigte: denn wenn diese Munterkeit ihm durch die Anstrengung der Übung verloren geht, und der Kunstreiter es mit rigorosen Rügen zu zwingen versucht, erweisen sich die Lektionen immer schlecht ausgeführt und deshalb nutzlos. Und wenn man, um die notwendige Zeit abzukürzen, diese Rabiatheit weiterführt, wird das junge Pferd eher verzweifelt und erniedrigt, oder verdorben als gut geschult. Deshalb ist es nötig, es langsam, nach und nach zu trainieren, um ihm den Mut und die natürliche Neigung zu erhalten oder zu vermehren, das Alter beachtend, in dem es fähig werden kann zu den engsten und stärksten Lektionen.

Wenn das ausreichend starke, lockere und ausreichend alte Pferd ein schlechtes Naturell aufweist, und anstatt die Ordnung der guten Lektionen, die man ihm erteilen möchte zu verstehen und zu antworten, und im Gegenteil seinen Mut und seine Lebhaftigkeit spürt, wendet es normalerweise seine Kräfte munter zur Abwehr ein und weil der Kunstreiter seine rebellischen und böswilligen Fehler weder erlauben kann noch darf, verbringt er den größten Teil seiner Zeit und seiner Mühe damit, die bizarren Fantasien dieses schlecht geeigneten Pferdes zu bekämpfen, welche es sehr häufig erst nach langer Zeit verliert und es sich nur überwältigt fühlt durch exzessive Arbeit und rigorose und lange Rügen; und ist es dann bezwungen, braucht man noch einmal lange Zeit um es zu besänftigen, zu beruhigen und es wieder zu Kräften und Mut kommen zu lassen, und wenn man danach beginnt es einzurichten auf die sehr engen Lektionen, die sich vielleicht völlig konträr gegen sein ungehorsames Naturell erweisen, so dass es nur durch rabiate, gewalttätige Rügen zustimmen will, so dass man eine völlig gezwungene Manege erfinden müsste, die deshalb konfus und unbestimmt wäre, vor allem aufgrund der kontinuierlichen Ablehnung wegen des starken Ungemachs, das es erhalten hatte, weil es nicht leicht ausführen wollte oder konnte, was man entgegen seiner Neigung von ihm erwartete, vor allem, wenn es sehr geschult wurde mit Mitteln, die es rigoros zum korrekten Gehorsam der Schule zwingen. Aber es kann nicht richtig leicht und gefestigt sein in seinen Manegen, außer durch eine lange Gewohnheit, und erst wenn sie in dem Maße, wie die Rügen zurückgenommen wurden, die zu große Ablehnung verloren haben. Als Maxime gilt: so gut man auch manchmal ein Pferd diesen Naturells arbeiten sieht: hat es nicht das sehr große Misstrauen vor den harten Rügen verloren, behält es weder über längere Zeit seinen Takt bei, noch die Korrektheit einer schönen Manege, und dies noch weniger, wenn sie erhoben ist.

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Wenn man beim Trainieren eines Pferdes welchen Alters auch immer erkennt, dass es von Natur aus oder einen Unfall überhaupt nicht geeignet ist, um in Leichtigkeit und Munterkeit die versammelten und erhobenen Airs zu arbeiten, soll man es, ohne dies weiter zu versuchen, in einer Manege schulen, deren Proportion weit genug und trotzdem begrenzend ist, weil diese ihm die Möglichkeit gibt, frei seine Lebhaftigkeit zu verteilen, andernfalls wird die Zeit und die Mühe, die man darauf verwendete, nicht als Enttäuschung bringen. Denn schließlich bewirkt auch große Kunstfertigkeit nichts, wo man weder Motivation noch Material findet für gute Effekte.

Wenn dieses Naturell oder ein ungewöhnliches Ereignis das sehr kräftige Pferd hindert, frei seine Kräfte auf die Entschlossenheit des Rennkurses und auf die für die Kriegs- und Handgefechtsmanege nötige Sorgfalt und Leichtigkeit zu verteilen, soll man lieber das Design ändern und das Pferd für eine Manege schulen, die es mit seiner Zustimmung und mit Hilfe der Natur ausführen kann, ohne aber seine Kräfte und Neigung auseinander fallen zu lassen, oder völlig zu entspannen. Wenn man all diese Berücksichtigungen nicht macht, wird alles, von dem man glaubt, es durch eine große und lange Arbeit gut beendet zu haben, normalerweise nicht länger anhalten als bis das Pferd Zeit und Erholung genug hatte, um seine natürliche Lebhaftigkeit zurück zu gewinnen, um sich von neuem gegen das, wozu man es gegen seine Neigung zwingen möchte, wehren zu können.

 

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Band II, Kapitel 36

Verschiedene besondere Anleitungen


Es ist schon viel zu wissen, wie man ein Pferd gut lockert, befähigt und schult, sei es auf den Volten wie auch im Geradeaus, wie man es sicherer und leichter durchparieren lehrt, und wie man angemessen die schönsten Regeln aller Airs und Manegen der besseren Schulen exerziert: aber zusätzlich muss der gute Kunstreiter darauf achten viele Dinge zu vermeiden, die den Geist und vor allem das Gedächtnis dieses Tieres, das sehr wenig hat, stören könnten, vor allem beim Üben sehr genau eingehaltener Lektionen, weil man andernfalls meistens vergeblich arbeitet. Und häufig erzeugen die Gelegenheiten aus der Einwirkung einer zu groben oder falsch angepassten Zäumung, oder von zu engen Hufeisen, oder der Härte des Bodens, wenn die Füße schwach sind und schmerzen, oder (falls das Pferd sehr sensibel ist) irgendeiner Unannehmlichkeit, die es aufgrund eines schlecht angepassten oder schlecht aufgelegten Sattels spürt, oder von neuem, oder schlecht behandeltem Lederzeug, besonders um die Ohren herum und unter der Schweifrübe, oder einer Schnalle oder einem Dorn, oder von zu großen, zu spitzen oder ungewohnten Sporen: das ist der Grund für die Erfindung des Strohsattels, und dafür, dass wir weder Schweifriemen noch Brustzeug in unseren normalen Schulen wollen, und auch dafür, dass wir normalerweise Sporen benutzen, die nicht sehr scharf sind.

Denn es ist eine Maxime, dass das Pferd genauso wie der Mensch nur sehr schwer sein Gedächtnis auf eine geregelte Sache aufwenden kann, während er von einem ungewöhnlichen Schmerz verfolgt wird, und noch mehr, wenn dieser sehr stark ist.

So hindern Schmerz und Unannehmlichkeit durch eine zu grobe Zäumung das Pferd daran, die Schule zu lieben (anstatt dass ihm im Gegenteil das Mundstück viel Vergnügen verschafft), und es sich dann derart hierauf konzentriert, dass es weniger die neue Lektion versteht, die man ihm erteilt, und auch dass man es während seines Ungestüms und Unruhe mit dem Kopf und Mund Bewegungen und Gesten machen sieht, beim Kauen seines beweglichen Lieblingsmundstücks, so dass es direkt scheint, als wolle es dies schlucken und daraus entsteht manchmal das Laster, sein Mundstück zu trinken, um es mit den Backenzähnen zu fassen. In solchen Fällen soll man die einfache Trensenkandare [simple canon] vorziehen, und es ist auch gut, die Spielkette [siciliane] wegzulassen, falls das Pferd locker an der Hand ist, es eine sehr sensible und bewegliche Zunge hat und seinen Verstand schlecht fokussieren kann, und den Effekt dieser Spiel-Zäumungen erst wieder nutzt, nachdem es sicher und angepasst geschult ist.

Wenn das Pferd wütend und lange Zeit geschlagen wurde durch den Pferdepfleger oder jemand anderen im Stall, kann es eine solche Aversion und Missbehagen durch diese unangebrachten Schläge entwickeln, dass es, so gut es auch angepasst war an die Manege, dermaßen verwirrt und lasterhaft wird, dass man gelegentlich acht oder zehn Reiteinheiten lang Geduld haben muss, um es wieder zurück zu bringen. Deshalb sollen sich die Pferdepfleger sehr davor hüten, ein Pferd der Manege rabiat zu schlagen, falls hierzu nicht aufgrund eines Vorfalles eine große Notwendigkeit besteht

Große Furcht kann auch das Gedächtnis und die Courage eines ablehnenden Pferdes so sehr stören, dass es für einige Zeit die Ordnung seiner korrektesten Lektionen vernachlässigt, hierbei muss der Kunstreiter viele Berücksichtigungen und erfinderische Mittel benutzen, um zu erkennen welches die Ursache der Anwandlung bei seinem Pferd war, um es wieder zu beruhigen und zur Schule zurück zu bringen.

Man muss auch bedenken, dass wenn ein Pferd von Natur aus cholerisch, sehr empfindlich und obendrein unsicher in seiner korrekten Manege ist, die fortgeführte enge Arbeit in einer sehr hitzigen Verfassung bei ihm Ungeduld und Ungestüm vermehrt, vor allem dann, wenn die Fliegen es quälen, und diese Unruhen bringen es dazu, mit vielen verschiedenen und unordentlichen Bewegungen seine am weitesten fortgeschrittenen Lektionen fehlerhaft auszuführen, was der Kunstreiter nicht durch rigoroses Schlagen verhindern kann, sodass die Ablehnung und die Schmerzen der rabiaten Rügen zusammen mit den vorhergegangenen Unannehmlichkeiten es dann normalerweise in eine solche Aktion bringen, dass es fast unmöglich ist, es irgendeine gut eingehaltene Genauigkeit akzeptieren oder verstehen zu lassen und es sehr leicht abgestoßen wird, und insbesondere Pferde mit einem cholerischen und aufbrausenden Naturell, wenn sie während sehr großer Aufregung trainiert werden, finden sich häufig wie besessen von böswilligen, rachsüchtigen wie frenetischen Bewegungen.

Als normalen Beweis dafür, dass die großen Aufregungen zu einem ungestümen und ungehorsamen Pferd gehören, sieht man normalerweise, dass auch wenn von ihm irgendeine Korrektheit verlangt wird, die ihm missfällt, oder die es nur ein wenig zwingt, es fast mehr schwitzt als wäre es eine Meile lang galoppiert: eines mit einem guten Naturell dagegen erhitzt nur durch die Arbeit, die es ausführt. So gebe ich den Rat, dass die sehr zwingenden Übungen, für die Geduld sehr erforderlich ist, reserviert werden sollen für andere, temperiertere Zeiten, und dass man sich während der vehementesten Aufregung an weitere und leichtere Schulen halten soll, um damit nur die Kondition und den gewöhnlichen Gehorsam des Pferdes zu erhalten.

Rauch, starker Staub und starker Wind wirken ebenfalls konträr gegen die korrekten Regeln dieser Übungen, denn wenn sie an Augen, Nüstern und Ohren des Pferdes gelangen, kann es eine gut geregelte Geduldslektion weder gut verstehen noch behalten: und falls es bizarr und verzweifelt ist und damit belästigt wird, wehrt es sich und wird noch verstockter auf die Bewegungen des Reiters hin.

Bis das Pferd zumindest etwas ruhig ist bei den Lektionen der Korrektheiten, die ihm sehr schwer zu verstehen waren oder sind, kann man ausweichen und diese auf großen Wegen trainieren, auf denen es andere Tiere und Wagen vorbeiziehen sieht, dabei vermeide man aber die Stellen, die es zu sehr erschrecken und außergewöhnliche und laute Objekte, die ihm den Blick oder den Mut auf einer bestimmten Stelle festhalten, sei es, weil es die entdeckte Sache fürchtet, oder dass es sich ihr annähern möchte, vor allem wenn es Stuten sieht oder riecht, oder andere Pferde, deren Freund oder Feind es ist: denn all diese Dinge wirken sehr konträr gegen die korrektesten Schulen.

Hat das Pferd solche Bewegungen und Unruhen entwickelt, dass es, während man es in den korrekten Lektionen trainiert, es sich wirr mit verschiedenen Dingen amüsiert, die es sieht, die es hört oder die es ersinnt, und der begrenzte, umrahmte Platz erniedrigt oder erschreckt es zu sehr, ist es gut, es häufig in der Nacht zu trainieren, weil diese Zeit ruhig ist, und weil es dann um sich herum keinen besonderen Schatten sieht, oder Spuren oder Erscheinungen auf dem Weg oder an einem Haus, Stall, Tor oder Durchgang, die es erkennt und davor zurückweicht, oder Pferde oder andere Tiere, und diese auch weder hören noch spüren kann: durch diese Mittel kann man ihm gelegentlich das Gedächtnis erhalten; auch sind, nachdem das Pferd hitzig war und schwitzt, die Mondstrahlen sehr stark schädigend für seine Gesundheit, deshalb muss man es nach dem Training an einem überdachten Ort promenieren, außerhalb des Abendtaus. Und sei es, das man es trainiert in der Nacht oder tagsüber, muss man beim Zurückbringen in die Unterkunft einen anderen Weg nehmen, als den, auf dem man es zum Übungsplatz gebracht hatte, so dass es sich nicht daran gewöhnt, seine Courage und seine Aktion zu der Seite zu richten, auf der es glaubt, den Rückweg zum Stall zu erkennen.

Bei diesen Gelegenheiten kann man gelegentlich einen Nutzen aus Augenklappen ziehen, die man dem Pferd anlegt sogleich nachdem es ein gute enge Lektion beendet hat, und dies nicht so sehr, damit es den Weg nach Hause nicht erkennt, sondern um zu verhindern (zumindest für eine Stunde nachdem es trainiert wurde), dass es irgendein Objekt sieht, auf das sein Blick und Geist so sehr gerichtet werden, dass es die Ordnung seiner korrekten Übung vergisst; aber die Gewohnheit, ihm normalerweise die Augen zu verschließen, um es auf die Schule zu bringen, findet nicht meine Zustimmung, denn weit entfernt davon, dass sie hilft, das Pferd gut an die guten Regeln anzupassen, sind sie ein Mittel, es ungeduldig und wild werden zu lassen, vor allem wenn es von Natur aus ungestüm oder flegelig ist: deshalb gibt es einige gewitzte Menschen, die Pferde kaufen und verkaufen, und um diese freier und furioser erscheinen zu lassen, obwohl sie dies normalerweise nicht sind, werden sie normalerweise allein in sehr dunklen Ställen halten, sodass sie, wenn sie plötzlich ins Freie und Helle gelassen werden, durch den Großteil der Dinge die sie erblicken, vor allem andere Pferde, sich in eine außergewöhnlich wache Aktion bringen. Die Augenklappen haben denselben Effekt: denn es gibt kein lebhaftes Pferd, so friedlich es auch sein mag, das nach einer Zeit ohne an die frische Luft zu kommen, und wenn ihm danach plötzlich die Augen abgedeckt werden, es sich inmitten anderer Pferd findet, oder in einem Teil ist, dass es sich manchmal eher damit amüsiert, was es sieht, als mit dem korrekten Gehorsam einer gut eingehaltenen Manege. Ich meine weiterhin, dass es gut ist, wenn das in den korrekten Proportionen schon weit fortgeschrittene Schulpferd (vor allem wenn es melancholisch oder furchtsam ist) andere Pferde arbeiten sieht, die leicht in einigen munteren Airs gehen, weil diese es gelegentlich dazu anregen, munterer seine Lektion auszuführen; und als sehr gewöhnlichen Beweis für diese Anleitung kann man normalerweise ein lebhaftes und ausgeruhtes Pferd sich von allein präsentieren sehen und von der Hand angehen, oder andere lockere und kräftige Bewegungen machen wollen, wenn es nah bei sich andere Pferde rennen oder springen hört oder sieht. Ich weiß, dass viele sagen, es sei schlecht ein lebhaftes Pferd an der Hand ohne Augenklappen zu führen, ohne die die Munterkeit es viele Unordnungen machen lasse, wodurch es häufig ein angegriffenes Mund bekomme, oder es denjenigen verletzt, der es führt, oder ihm gar entkommt; auch ich gebe nicht den Rat, ein Schulpferd an der Hand zu führen, das von Gemüt aus tobend oder höhnisch ist: im Gegenteil möchte ich, dass man dann einen Pagen oder jemand anderen aufsteigen lässt, der es klug leitet ohne irgendetwas von ihm zu verlangen, und der weiß, wie man es zurückhält oder antreibt, falls es passiert, dass es irgendeine böswillige Sache machen möchte: hat man allerdings nicht diese Möglichkeit, und um die allermeisten dieser Unordnungen zu vermeiden, möchte ich auch lieber, dass es dann an der Hand mit Augenklappen geführt wird als ohne: schließlich nehme ich sie wieder in Benutzung, um unangenehme Pferde vor die Tür zu bringen, wo es auf den Meister wartet, oder um es in die Schmiede zu führen und solange es dort beschlagen wird, um die meisten schlechten Ereignisse zu vertreiben, welchen ein Diener oder ein Pferdepfleger nicht gut abzuhelfen weiß. Aber von meiner Schule habe ich die Augenklappen schon seit langer Zeit verbannt und benutze sie nur, wenn ich dazu gezwungen bin.

Falls sich jemand wundert, das ich all diese Berücksichtigungen jederzeit so beachtet wissen möchte beim Training eines unentschlossenen oder schlecht für den Gehorsam der korrekten Manegen geeigneten Pferdes, erkläre ich ihm, dass manchmal schon die Erlaubnis einer einzigen Unordnung pro Viertelstunde ausreicht, die guten Lektionen zurücknehmen zu müssen bei solchen Pferden, alles das oder noch mehr als das Wenige, was man ihnen in zwei Jahren mit viel Sorgfalt und unter Mühen beigebracht hat. Deshalb ist es während dieses Trainings so schwer, ihm jene Unordnungen zu beruhigen, welche die Reitschüler verursachen, deren Geister nicht verstehen können, dass das, was sie tun, häufig wenig perfekt ist.  




Band II, Kapitel 37

Definition der vorhergegangen Regeln und Lektionen


Wollte ich weiter schreiben über die Abwehrmaßnahmen des ungehorsamen und böswilligen Pferdes, die es normalerweise benutzt, wenn es sich nicht dem Willen des Reiters unterordnen möchte, und im Besonderen, wie es durch diese Aktionen die Air nachlässig oder fehlerhaft ausführen kann, und über die Maßnahmen, mit denen man ihm auf der Schule die verschiedenen Bewegungen vertreiben kann, die es in seinem Temperament ausführt, vor allem, falls es eine bizarre Natur hat, und über die Mittel, seinen Gehorsam zu erlangen, sei es durch Sanftheit und die Zeit oder indem man es zwingt durch rigorose Mittel und Rügen, dann würde ein solcher Diskurs unendlich.

Es genüge deshalb in diesen Fall, dass ich die Hauptregeln erklärt habe, bei deren Praxis, da bin ich sicher, der wissende und in seiner Kunst erfindungsreiche Kunstreiter viele andere schöne Proportionen finden wird, die von diesen abgeleitet werden können; aber auch, sollte er ein falsches Urteil und falsche Erfahrungen haben, dass durch dieselben Regeln viele Pferde unterschiedlicher Natur wirr abgestoßen werden können, und er dann feststellt, dass sie, anstatt gut zu antworten auf die begrenzende Ordnung der sehr engen und genauen Lektionen, sie im Gegenteil entier werden, erniedrigt werden oder in ein extremes Ungestüm geraten und manchmal in Verzweiflung; während andere, anstatt energisch und frei ihre Kräfte und ihren Mut anzuwenden, in einer weiträumigeren, aber trotzdem eingehaltenen Proportion die Anlehnung an die Hand aufgeben, sich zu sehr ausweiten, oder wie auch immer, derart ihre Kräfte auseinander fallen lassen [desunir], dass die Übung nutzlos und unordentlich wird, weil, nachdem sie gut gelockert und zur Leichtigkeit gebracht wurden, bevor sie in die Unterordnung der mehr zurückgehaltenen Genauigkeiten, oder durch Zufall der Kunstreiter die Regeln, die zu seinem Körperbau und seiner Neigung passen sollten, schlecht ausgewählt hatte; und gewöhnlich passiert es, dass ein Pferd während seiner Schulen alle diese genannten Abwehrmaßnahmen und Fehler durch verschiedenartige Anwandlungen bekommt, falls der gute Kunstreiter sie nicht schon klug verhindern kann, bevor es dazu neigt, indem er bei diesem einen Pferd unterschiedlich je nach Bedarf verschiedene andere Hilfen, Rügen und Regeln einsetzt als die, die ich hier als passend für Pferde verschiedenen Naturells erklärt habe, also nur jene, die zu diesem besonderen Pferd passen, und wie bei all den anderen die Arbeit der Schule entsprechend der Kapazität seiner Kräfte, sowohl des Rückens und der Glieder, als auch des Atems und des Mutes ausrichtet. Das ist es, was der Pferdemensch beurteilen muss, weil er sich die guten Effekte des Schritts, wie gesagt eine der wichtigsten, passendsten Lektionen, nur schlecht zunutze machen kann, wenn er nicht zuvor all die anderen gut geübt hat, und dass sie ihm im Allgemeinen nur sehr gut gelingen können in dem Maße, wie er kennt und nach Bedarf das Naturell und die Kräfte des Pferdes einsetzen kann; und obendrein reichen all diese Dinge nicht zur Perfektion der schönsten Regeln, falls diejenigen, die sie ausüben, keinen neugierigen und geduldigen Geist besitzen und all diese Bewegungen nicht subtil und temperiert sind durch Stetheit und Sorgfalt, und wenn alle diese Proportionen der genannten Regeln nicht korrekt und feinfühlig gegeben werden, zu ihrem richtigen Zeitpunkt und an den passenden und notwendigen Stellen. So sieht man Reiter, die ein sehr gutes Beurteilungsvermögen und viel Wissen über ihre Kunst besitzen, aber deren Einwirkungen auf dem Pferd trotzdem nachlässig oder sehr plötzlich erfolgen; und andere, die sehr erfahren sind, einen schönen Sitz haben und den normalen Takt aller Airs mit gleichmäßigen, leichten und taktmäßigen Hilfen annehmen und begleiten, die aber trotzdem niemals die Fähigkeit erwerben, ihre ganze Aktion gut mit der des Pferdes zu verbinden, wenn es in einer guten Air arbeitet: ohne diese Partie, die ich nicht gut erklären kann, können die schönsten Proportionen nicht ausreichend korrekt und sauber eingehalten werden. Andere, die anfangs gut gelöst und gelockert waren während des Trainings der ersten weiten und ganz gewöhnlichen Schule, haben sehr gut den Takt aller Airs und der korrektesten Hilfen und Rügen der exzellentesten Manegen erlernt, und zwar so sehr, dass sie für einige Reiteinheiten manchmal die Pferde besser geschult hatten, als die Meister selbst es könnten, aber diese dann andauernd üben und die Pferde dann durch dieses lange Fortführen häufig abstoßen, weil sie dabei immer nur die engsten Genauigkeiten benutzen und so die Pferde durch eine solch starke Unterordnung und Schwierigkeit dazu bringen, dass sie sehr bald erniedrigt, wirr und derart irritiert werden, weil diese derart gezwungene Schule ihnen als eine Qual erscheint oder zumindest als eine Unordnung, die dann die Härte des Mundes wird, oder die Schwere der Anlehnung produziert. Überdies möchte ich jenen besonders raten, die glauben ausreichend fundiert zu sein für eine gute Anwendung der Regeln und Lektionen in diesem zweiten Band, dass sie beim Üben und vor allem zum Verfeinern des Pferdes für eine korrekte Manege, ihm die Lockerheit und Fähigkeit des Mundes und die Freiheit seines Mutes nur verbessern oder wenigstens erhalten können, wenn es sicher ist, dass es keinen einen Fehler in seiner Kapazität gibt. Und wenn durch den Diskurs und die Zeichnungen in diesem Band es einigen scheint, dass die Ausbildung zu lang dauere, so rate ich ihnen, dass es wirklich nötig ist, dass der Mensch, so fleißig er auch sei, sich lange Zeit mit der Reitkunst beschäftigt haben muss, und zwar derart, dass die Kappzaumleinen ihm so manches Mal Schwielen und Blasen an den Händen beschert haben, bevor die wahre Praxis dieser Schule erreicht war; danach allerdings hat man deren gute Effekte zur Verfügung, um das Pferd sehr leicht und in einer sehr kurzen Zeit zu dem Gehorsam und zu der Perfektion schulen zu können, die man aus dessen Naturell und Kräften erzielen kann, denn ohne dieses Wissen reicht die Sorgfalt und die Genauigkeit und das gute Urteilsvermögen und die Geduld des Kunstreiters nicht aus. Es ist (aus vielen Gründen) mehr zu fürchten, seine Pferde zu schnell als zu langsam ausgebildet zu haben.

Schließlich sind alle guten Regeln, die denen fremdartig erscheinen, die sie nicht kennen, nur deshalb erfunden worden, um den Pferden, die keine Neigung dazu haben, den Gehorsam und die korrekte Manege zu erleichtern, denn wenn es frei der Genauigkeit zustimmt, braucht man nicht soviel Kunstfertigkeit (außer um evtl. die Zeit und die Mühen abzukürzen, oder damit es weniger vernachlässigt, was man es lehren möchte).

Andererseits habe ich einmal, um einigen meiner Freunde die Exzellenz der besprochenen Regeln zu zeigen, extra einige Pferde aus verschiedenen Ländern und Temperamenten genommen, die schon einen passabel ruhigen Kopf hatten, rundweg von der Hand ansprengten, ausreichend leicht durchparierten und die frei zur einen wie zur anderen Seite wendeten, im Trab und Galopp: die aber niemals zuvor die Vorhand erhoben hatten, und die ich alle korrekt redoublieren ließ auf jeder Hand auf guten erhobenen Volten in verschiedenen Airs, und an deren Ende korrekt die Takte und Schläge geradeaus gleichmäßig ausführen ließ, so sehr wie ihre Kräfte es ermöglichten: eines nach zwei Reiteinheiten, andere in einer, einige in 15 oder zwanzig, und ich merke nicht nur an, dass die meisten Spanier, Türken oder Berber waren, welche gewöhnlich schlecht geeignet sind für diese Übungen; sondern auch, dass darunter eine Anzahl Stuten waren, die normalerweise viel schwerer zu schulen sind als Hengste, außer zur Entschlossenheit des Rennkurses, denn die Schnelligkeit und die Flucht passt zu ihrem Temperament, das allgemein von Furchtsamkeit und Ablehnung begleitet wird, nicht aber zu der Manege Terre-a-Terre, so dass niedrige und enge Lektionen eher diesem ablehnenden und ängstliche Naturell entsprechen: um aber zu glänzen in erhobenen und gleichmäßig unterhaltenen Airs findet man selten Stuten, die einen ausreichenden Mut haben oder ein ausreichend solides Gedächtnis, vor allem für die redoublierten Volten. Nachdem ich in einer derart kurzen Zeit diese Hengste und Stuten zu dem beschriebenen Zustand der Lockerheit, des Gehorsams und der Korrektheit gebracht hatte, nahm ich sie aber wieder zurück zu den ersten Regeln, sowohl um Zwischenfälle zu vermeiden, die sehr leicht durch die Kürze dieses Stils entstehen können, in dem ich sie ausgebildet hatte, als auch um ihre Airs und Manegen besser zu fundieren und zu festigen, durch eine gute Anordnung verstandener und behaltener Lektionen und die nötige Zeit. Dieses wollte ich erzählen, damit der Kunstreiter erkennt und sich daran erinnert, dass nichts mehr erforderlich ist in dieser Kunst als den Zeitpunkt, an dem das Pferd zum Gehorsam geneigt ist, zu erkennen und sich zunutze zu machen; und dass all das, was man es lehren kann vom Schönsten, durch zu starkes Hasten bei der Anordnung seiner Regeln (auch wenn sie gut sind und er dabei aufmerksam und passend all die korrektesten Proportionen einhält) sich häufig in diverse befremdliche und fehlerhafte Mutationen verwandelt; und dass der Gehorsam, der einem noblen und mutigen Pferd weniger missfällt und jene, die es sehr lange Zeit ausführen kann, aus einer Fähigkeit entstehen sollen, die es nach und nach erworben hat und gewöhnt ist durch die Reihenfolge der aufmerksamen und gut geübten Lektionen, nach den hiervor erläuterten und gezeichneten Regeln, um so mehr, wenn die Übung zu seiner Neigung passt.