Forschung zur akademischen Kandarenzäumung
Die allerwichtigste Zäumung für die akademische Reitkunst zwischen 1550 und 1789 war neben dem Kappzaum die einfache Trensenkandare, die in Frankreich "simple canon" genannt wurde. (Achtung: dieser Begriff wird heute manchmal in Frankreich für die normale Wassertrense benutzt!) und in Italien "canone schietto" (schietto= echt, rein).
Weil ein Kunstreiter eine beizäumende Wirkung braucht, um den Kopf und den Hals des Pferdes in eine gute Aufrichtung für eine passende Versammlung auf der Hinterhand zu bekommen, ist eine Kandare für ihn ein notwendiges Mittel.
Wird nur ein Zügel angezogen, wirkt nur der gleichseitige Mundstückschenkel, ohne die Kinnkette zu spannen; werden beide Zügel gleichzeitig angezogen, tritt die Kandareneinwirkung auf die Kinnkette auf. Achtung: zum Prüfen der Kinnkettenspannung muss man deshalb beide Zügel gleichzeitig und gleich stark anziehen, sonst wird die Spannung sehr stark unterschätzt!
Das Mundstück ist bei der Trensenkandare einmal gebrochen, sie wird als "einfach" bezeichnet, wenn es glatte, von einem dicken äußeren Ende konisch zur Mitte sich verjüngende Schenkel hat, und mit keinerlei Zusatzteilen versehen ist, die z.B. zum Spielen der Zunge o.ä. anregen sollen. Es ist bei La Broue und Gueriniere außen deshalb sehr dick, damit die Lippen viel von dem Gewicht mittragen können, und der Zügelanzug schon von den Lippen bemerkt wird, bevor die Zunge oder gar die Laden vermehrt belastet werden; so gewinnt das Pferd Zeit, sich auf den Anzug des Zügels einzustellen und evtl. schon zu reagieren, bevor der Druck größer wird.
Zitat Jacques de Solleysel, Kapitel 84: "Über die Gebisse" in seinem Buch "Le parfait marechal", 1664:
"[..] Das mildeste und beste aller Mundstücke ist eine einfache Trensenkandare ("simple canon"), die man eine "canon a couplet" nennt: und je dicker ihre äußeren Enden sind, desto milder ist sie, denn es ist weniger in der Lage, das Pferd zu zwingen.
In den gut geregelten Schulen sieht man wenige oder gar keine anderen Zäumungen, da sie das Maul des Pferdes immer gesund und ganz erhält, und weil bei ihr die Zunge ganz die Wirkung unterstützt, und diese Partie nicht so empfindlich ist wie die Laden, ist das Empfinden so zart, weil sie den Druck des Gebisses quer über die ganze Zunge spüren und das Pferd den kleinsten Bewegungen der Hand gehorcht. Denn wenn das Mundstücke die Laden berührt, führt das dazu, dass ein Maul bald verzweifelt. Am Ende muss man als eine sichere Maxime ansehen, dass man es alles damit lehren kann, d.h. wenn man von einem Pferd allen Gehorsam dessen es fähig ist, mit einer einfachen Trensenkandare bekommen kann, ist es sinnlos, es mit einer anderen Zäumung zu zwingen; denn sie ist die beste von allen".
Mundstück der einfachen Trensenkandare nach La Broue mit der von ihm als passend für die meistenPferde angesehenen Höhe der Zungenfreiheit, Außendicke ca 3.0 cm.
Wenn die beiden Schenkel des Mundstückes zur Mitte hin ansteigen, geben sie darunter mehr Platz für die Zunge frei, dies nennt man die „Zungenfreiheit“. Ist sie zu hoch, kann das Mundstück schon mal gegen den Gaumen des Pferdes kommen, was das Pferd sehr stark irritiert. Dies kann obendrein noch verstärkt werden, wenn das Pferd durch einen Nasenriemen oder einen Kappzaum daran gehindert wird, das Maul zum Ausweichen zu öffnen. Ist die Zungenfreiheit zu niedrig, wird die lockere Zungenbewegung und damit das von den Alten gewünschte Spielen mit dem Mundstück, behindert.
Eine Trensenkandare muss eine Schaumkette besitzen, die dafür sorgt, dass die Oberbäume einen Mindestabstand von den Wangen des Pferdes halten und nicht nach innen gegen seine Zähne drücken können.
Eine Kandare hat zwei Seitenteile, zwischen denen das Mundstück befestigt ist. Der Aufbau dieser Seitenteile bestimmt alle Einwirkungen des Mundstückes.
Zieht man die Zügel an, drehen sich die Seitenteile um das Mundstück als Drehachse: der Unterbaum geht nach hinten, der Oberbaum nach vorn.
Aber auch, wenn man die Zügel locker lässt, kann die Kandare einwirken: das Eigengewicht der Unterbäume sorgt bei einer hoch getragenen Pferdenase dafür, dass etwas Druck an der Kinnkette auftritt, und das Pferd die Nase so weit herunternimmt, bis es das Gebiss im Maul selbst halten kann oder bis es so weit wie nötig und gewünscht beigezäumt ist, d.h. die Nase des Pferdes so weit heruntergekommen ist, wie die Weite der Ganasche, der Ausbildungsstand und die Psyche des Pferdes es zulassen, und wie die jeweilige Lektion es verlangt. Die von vielen kategorisch verlangte immer senkrechte Stirnlinie ist in vielen Fällen weder möglich noch erforderlich oder sinnvoll, und in manchen Fällen bedeutet eine Stirnlinie von nur 45° (oder sogar höher) schon die ideale Kopfhaltung. Im Französischen benutzt man das Wort „ramener“, was meist übersetzt wird mit „Kopf und Hals in eine schöne Haltung bringen“ und weniger strikt klingt.
Salomon de la Broue: "Le Cavalerice Francois": A vor der Linie, hoher Bugabgang = hart, o: auf der Bankettlinie = normal, E: hinter der Linie, tiefer Bugabgang = schwach/hinter der Bankettlinie
Diese Einwirkung ohne Zügelanzug ist nur dann korrekt, wenn die Unterbäume eine dem jeweiligen Pferd entsprechende Stellung haben: die meisten Pferde brauchen eine Normalstellung „auf der Linie des Banketts“. Hat das Pferd aber ein weiches Maul, einen schwachen Hals, rollt es sich auf, bis das Kinn an seiner Brust anliegt, dann benutzt man Seitenteile, die hinter der Bankettlinie enden, damit diese Pferde eher die Nase etwas weiter vorn tragen können. Pferde, die ein sehr starkes Maul haben und schwer beizuzäumen sind, können dagegen Seitenteile bekommen, die vor der Linie enden, damit diese den Kopf in die richtige Haltung bringen.
Wenn das Mundstück zu sehr auf die Zunge drückt und diese vielleicht sogar anschwillt oder blau wird, ist das unerwünscht und gesundheitsschädlich, und ein zu dünnes Gebiss kann (auch bei einer einfachen Wassertrense) kann zu schweren Zungenverletzungen führen.
Heutzutage bezeichnet man den Bereich des Seitenteils oberhalb der Mitte des Mundstückes als Oberbaum, der Bereich darunter wird Unterbaum genannt.
Diese Bezeichnung Oberbaum würde früher nie verwendet, und den heutigen Unterbaum nannte man damals einfach nur „Baum“. Der heutige Oberbaum war bei La Broue und Gueriniere das „banquet“ mit dem „Auge des Banketts“, bei Prizelius das „Oberteil“.
Während dieser mindestens 250 Jahre war die wichtigste Bezugsstelle für die Richtungen vorn und hinten die Linie des Banketts (vorn = Stirnlinie, hinten = Unterkieferlinie); für die Richtungen oben und unten die Mittellinie des Banketts, die durch die Mitte des äußeren Mundstückendes geht (oben = Genick, unten = Kinn des Pferdes).
Das Gebiss wurde in der Mitte des Banketts befestigt, am Falz des Banketts (frz. „ply du banquet“), auch Boden genannt.

Kandarenaufbau bei Löhneysen: G: schwacher Bug, H: mittlerer Bug, I: starker Bug (Zunahme bei ihm nur über die Länge)
4: hoher Oberbaum, kurzer Unterbaum, hinter der Linie: schwache Kandare
6: niedriger Oberbaum, langer Unterbaum, vor der Linie: starke Kandare; 5: mittelstarke Kandare
Der obere Teil des
Oberbaumes soll ein wenig nach hinten geneigt sein, damit in der
Ruhestellung das Auge über dem Maulspalt steht und die Lederschlaufe
des Backenstückes nicht an das hintere Ende des Auges rutscht (La
Broue).
Der Unterbaum kann gerade
oder geschwungen ausgeführt werden. Ein gerader wird als erste
Zäumung (zusammen mit dem Kappzaum) für das junge Pferd empfohlen,
zunächst ohne Kinnkette, später mit. Ist das Pferd mehr geschult,
wird eine geschwungener Unterbaum empfohlen. Der Schwung entsteht
durch einen nach hinten oben verlagerten Abgang des Unterbaumes, der
mit zunehmender Abgangshöhe zunehmend stärker beizäumt. So zeigt
Gueriniere als normal geschwungenes Seitenteil einen 45° Abgang,
gemessen von der Mitte des Mundstückes. Der entstehende Bogen heißt
„Bug“ (frz.“coude“). Bei diesem Bug bewirkt auch ein
zunehmender Abstand von der Bankettlinie eine verstärkende Rolle.

mittelstarke Kandare bei Gueriniere: er zeigt für alle drei Varianten nur eine mittlere Bughöhe und Buglänge (s. auch ganz unten)
Während La Broue und
Gueriniere darauf hinweisen,, dass eine alleinige Veränderung des
Bugs nutzlos sei: es müsse auch der untere Verlauf des Unterbaumes
entsprechend angepasst werden, sieht Prizelius es anders: er meint,
dass man sehr wohl beide getrennt voneinander verändern könne und
jeweils eine spürbare Wirkungsänderung erreiche. (Seine Skizze
wurde in seinem Buch 1777 leider nicht richtig wiedergegeben, ich
habe sie deshalb hier korrigiert). Auf dieser Skizze findet sich gar
kein Unterbaum „hinter der Bankettlinie“, sondern nur einer auf der Linie und verschiedene
Verstärkungen vor der Linie.
Die von Prizelius aufgeführten sehr
hohen Bugabgänge 4 und 5 fand ich allerdings auf alten Darstellungen
bisher nicht, was nicht verwundert, denn im Dictionnaire im frz.
Eisenberg heißt es, anstatt einer Verbesserung der Aufrichtung nehme
das Pferd damit im Gegenteil den Kopf zwischen die Beine.

Bei Prizelius werden Abgangshöhe des Buges und die Stärke des Vorschubes der Rosette, an der der Zügelring befestigt ist, verändert: 1: normale Kandare, 5: sehr,sehr starke Kandare
d: Falz des Banketts, an dem das Mundstück befestigt wird
Das Verhältnis von der
Länge des Unter- zu der des Oberbaumes ist ein wichtiger Indikator
für die Krafteinwirkung der Kandare (in Guerinieres Skizze 3:1).
Die volle Krafteinwirkung wird allerdings in der akademischen
Reitkunst so gut wie nie eingesetzt, da die Pferde erst dann ohne
Kappzaum auf blanke Kandare geritten werden, wenn sie jahrelang
darauf trainiert wurden, fast ganz nur auf die Sitzhilfen hin
anzuhalten. Passiert es einem Kunstreiter, dass er mehrmals eine
stärkere Kandareneinwirkung benötigt, wird er wieder die Hilfe des
Kappzaumes dazunehmen, um das Pferdemaul sensibel zu erhalten.
Aber auch die Länge des
Oberbaumes spielt eine Rolle, denn laut La Broue nimmt die Kraft auf
die Kinnkette mit zunehmender Länge des Oberbaumes zu. Er empfiehlt
für die meisten Fälle eine Länge von 4 Querfingern (ca. 6cm) für den
Oberbaum, hier spielt allerdings die Kopfgröße und die Größe der
Maulspalte eine erhebliche Rolle.
Der Hauptgrund für die
Wahl eines langen Unterbaumes (in der Gueriniereskizze 21cm) ist der viel längere Zügelweg, der
dazu führt, dass das Pferd nicht jede kleinste Einwirkung stark im
Maul spürt, falls es selbst den Kopf bewegt oder wenn der Reiter
versehentlich etwas am Zügel zieht (beides geschieht ja in der
Bewegung ständig), so kann es diese häufig ignorieren und sich
dadurch vertrauensvoll etwas auf das Gebiss legen, also ständige
Anlehnung nehmen, und als Folge eine dauernde Kommunikation mit der
Reiterhand halten.
Bei Pferden mit einem
schwachen Maul und der Neigung sich aufzurollen, wird empfohlen, eine
Kandare mit dem Unterbaum hinter der Linie zu benutzen: dies führt
dann dazu, dass beim Aufrollen schon die Unterbaumenden vor dem Kinn
des Pferdes an seiner Brust landen, was einerseits zur Folge hat,
dass dann der (nutzlose) Zug auf die Laden des Pferdes viel früher
gestoppt wird, andererseits kann der Reiter dann mit diesen Enden
eventuell direkt rückwärts ziehend gegen die Pferdebrust einwirken,
in der Hoffnung, dass das Pferd dies als rückwärtswirkendes Signal
erlernt (natürlich zusätzlich zur Sitzhilfe und ggf. dem Kappzaum).
Hat man eine nicht ganz
passende Unterbaumform, kann man auch mit einer Veränderung der
Kinnkettenspannung eine Abschwächung oder Verstärkung der
beizäumenden Kandareneinwirkung erreichen.
Alles in allem ist die
einfache Trensenkandare beim bestimmungsgemäßen Gebrauch durch den
erfahrenen Kunstreiter die sanfteste, schonendste und effektivste
Zäumung. Beim unerfahrenen Reiter muss man dies differenzierter
sehen: lernt er langsam auf einem erfahrenen, älteren, sehr ruhigen
Pferd, bei einem Reitlehrer, der ihm den sichereren Gueriniere-Sitz
beibringt, kann sie auch hier durchaus angebracht sein, da dieser
Lernende sich eher selten an den Zügeln festhalten muss; alle
Fehler, die eine „falsche“ Zäumung mit sich bringen, würde er
zunächst gar nicht mitmachen müssen und sehr viel leichter und
schneller zu einer korrekten akademischen Reitweise finden.
Übrigens ist die Dauer der
Kappzaumverwendung immer schon sehr umstritten gewesen: so meint
Claudio Corte in seinem "Il Cavallerizzo", 1562: "Hat
das Pferd diese Reife erlangt, würde ich raten, den Kappzaum
wegzulassen und noch kurze Zeit mit den falschen Zügeln [zusätzlich
zu den Kandarenzügeln; DA] zu reiten, und nicht, wie diverse Reiter es tun,
den Kappzaum weiterhin, über Monate, Jahre oder ganze Zeitalter der
Menschen zu benutzen, bevor sie das Pferd als fertig bezeichnen..."
(Nach der Übersetzung von Thomas Bedingfield, "The Art of
Riding", S.57; von 1584) .
La Broue erklärt am eindeutigsten, dass der Kappzaum ist allein dazu da ist, damit das Pferd die Signale, die der Reiter mit dem Gebiss und den Zügeln übermitteln will, kennenlernt. Man solle das Pferd nie mit dem Kappzaum allein reiten, da es dadurch lerne, an den Zügeln zu ziehen! (Bd.II, Kap.32), (dies gilt ja ebenso für dieWassertrense und die falschen Zügel). Jeder Aktion des Kappzaumes müsse immer eine Aktion mit den Kandarenzügeln folgen.

F.R. de la Gueriniere, "Ecole de cavalerie", S.33
Kandarenteile, (P) = aus dem Stich
„Der Bereiter“ von Prizelius, 1777, Tab.II
fette Buchstaben (P..) aus: "Vollkommene
Pferdewissenschaft" Prizelius 1777,Tab. XII
-
banquet ( Sitzbank) (P XII, IV
1) = Oberteil (L): Bereich oberhalb des Unterbaumes
-
oeil de banquet = trou de banquet
= (oberes) Auge (P)
-
gourmette = Kinnkette
-
esse = das lange Glied (P)
-
crochette = der Haken (P)
-
embouchure, morceau, mors =
Mundstück (P), Gebiss
-
branche = Baum (P XII, IV 3)
-
coude = Bug (P) (P XII, IV i)
-
jarret = Knie (P) (P XII, IV k)
-
soubarbe = Lappen (P) (P XII, IV
h)
-
bas de la branche = der Absatz (P)
(P XII, IV m)
-
gargouille = der Überwurf (P XII,
IV n)
-
touret = Kloben (P),(P XII, IV o)
Befestigung des Zügelrings
-
trou du touret? das
Klobenloch (P XII, IV p)
-
chainette= Schaumkette (P);
Beyketlein (Löhn)
-
anneau = Zügelring (P) (P XII, IV
q)
Brindley schreibt, das banquet sei
dasselbe wie der Zapfen (18)
cannon-mouth = Mundstück
bitt-mouth = Mundstück
sevil = Kloben
folgende Buchstaben (P..) aus:
Vollkommene Pferdewissenschaften Prizelius 1777,Tab. XII
-
fonceau = Holzscheibe, die der
Gebissschmied fertigte, zum Aufsetzen an jeder Seite des
Mundstücks, um dessen Öffnungen zu verstopfen (Cotgr. 1611);
- Enden des Mundstücks an denen die
Bäume befestigt werden (Guer.1733):
- Boden (Prizelius); (P XII, IV f)
-
Zapfen, an dem das Ende des
Mundstückes befestigt wird, unter dem Boden (P XIV d)
-
talons: die beiden Schenkel des
gebrochenen Mundstücks (P XII, IV y)
-
pli: Knickstelle, Mittelgelenk der
Trense und auch Boden
-
brisé: gebrochen
-
jeu = Spiel der Trense/canon
simple
-
arc du banquet = Seheloch, Bogen
um das Mundstück für falsche Zügel (P XII, III h)
-
ligne du banquet = Linie
-
oeil de Perdrix = Loch für zweite
Schaumkette
-
boucettes = bouchettes = Mäulchen,
Mündung
-
rozette de la branche = Rose
(Befestigung für eine Rose und für eine evtl. Zweite Schaumkette)
(P XII, IV l)
-
branche gaillard = hardie = unter
sich zäumend
-
branche foible = foible, flasque,
= über sich zäumend
-
broschettes = Zierkäppchen
Prizelius: "Der Bereiter", Tab II B
Prizelius: "Vollkommene Pferdewissenschaft" Tab XII III
Prizelius: "Vollkommene Pferdewissenschaft", Tab XII IV
Meine Nachbau-Prototypen
Spezifikation Trensenkandare “Normal”
Typ: Trensenkandare
Form: S-Form
Maulweite: 130mm
Stärke des Unterbaumes:normal = auf der Bankettlinie = normal beizäumend
Hebelverhältnis Ober- zu
Unterbaum: 1:3,3
Länge des Oberbaumes :60mm
Länge des Unterbaumes :200mm
Durchmesser des Mundstücks
Außenrand senkrecht gemessen: 31mm
Länge des Bugs hinter der
Linie des Banketts= 450mm
Abgangswinkel des Buges
vom Bankett = zwischen 7°° und 8°° Uhr von der Mitte des
Mundstückes= 45°
Zungenfreiheit = Höhe von
der Mittellinie bis zum höchsten Punkt des Mundstückgelenkes: 20mm
(= genauso wie in La
Broues zweitem Bild Bd. I, Seite 20)
Material:Edelstahl V2A 1.4301, 4mm
für die Seitenteile, 1mm für das Mundstück; lebensmittelgeeignet

Spezifikation Trensenkandare “Nestier”
Typ: Trensenkandare
Form: gerade
Maulweite: 130mm
Stärke des Unterbaumes: schwach= hinter der Bankettlinie
Hebelverhältnis Ober- zu
Unterbaum: 1:2
Länge des Oberbaumes :45mm
Länge des Unterbaumes :90mm
Stärke der Beizäumung
= Abstand des Klobenloches hinter der Linie des Banketts: 20mm
=12.5° Winkel von der Mitte des Banketts aus = schwache Beizäumung
Durchmesser des Mundstücks
Außenrand senkrecht gemessen: 31mm
Kein Bug, da gerade
Kandare
Zungenfreiheit = Höhe von
der Mittellinie bis zum höchsten Punkt des Mundstückgelenkes: 20mm
(= genauso wie in La
Broues zweitem Bild Bd. I, Seite 20)
Material: Edelstahl V2A
1.4301, 4mm für die Seitenteile, 1mm für
das Mundstück; lebensmittelgeeignet

Spezifikation Trensenkandare “Hohe Aufrichtung”
Typ: Trensenkandare
Form: S-Form
Maulweite: 130mm
Stärke der Beizäumung: normal = auf der Bankettlinie = normal beizäumend
Hebelverhältnis Ober- zu
Unterbaum: 1:3,8
Länge des Oberbaumes :60mm
Länge des Unterbaumes :230mm
Durchmesser des Mundstücks
Außenrand senkrecht gemessen: 31mm
Länge des Bugs hinter der
Linie des Banketts= 450mm
Abgangswinkel des Buges
vom Bankett = 3°° Uhr von der Mitte des Mundstückes=90°
Zungenfreiheit = Höhe von
der Mittellinie bis zum höchsten Punkt des Mundstückgelenkes: 20mm
(= genauso wie in La
Broues zweitem Bild Bd. I, Seite 20)
Material: Edelstahl V2A
1.4301,4mm für die Seitenteile, 1mm für
das Mundstück; lebensmittelgeeignet
Beizäumung - Lehren aus den neuen Kandaren
Ein gute Haltung von Kopf und Hals ist
wichtig zur körperlichen und geistigen Gesunderhaltung des Pferdes.
Die optimale Haltung ist bei den verschiedenen Pferdetypen
unterschiedlich, sie richtet sich nach der Form und Stärke der
Hinterhand, der Vorhand, der Art des Halses, der Ganasche, nach der
Psyche des Pferdes und vor allem nach der jeweiligen Arbeitsaufgabe
des Pferdes.
La Broue formuliert es so: „Das Pferd
soll Kopf und Hals in seiner mittleren und schönsten Haltung
tragen“. Die Betonung liegt hierbei auf „seiner“! Für ein
englisches Vollblut z.B. mag es während des Rennens die beste sein,
wenn es „die Nase im Wind trägt“, oder „Nase und Ohren auf
gleicher Höhe sind“. In der akademischen Reitkunst dagegen möchte
man eine starke Versammlung auf der Hinterhand erzielen, um die
nötige Wendigkeit (auf der Hinterhand) zu erreichen, d.h. Erzeugung
von ausreichender Tragkraft der Hinterhand und Ermöglichung einer
großen Schulterfreiheit (= wenig Gewichtsbelastung auf der Vorhand).
Ein gut geschultes, voll ausgewachsenes
Pferd nimmt in der ruhigen Versammlung von allein eine gute Haltung
von Kopf und Hals ein, hier passt das frz. Wort „ramener“ (auch:
„r‘amener“) besser, denn es bedeutet „herbeibringen“: dies
kann das Pferd auch ganz allein, ohne jede Einwirkung eines Zaumes.
Das deutsche Wort „beizäumen“ lässt diese Anwendung nicht zu.
Ein junges Pferd (in der akademischen
Reitkunst werden so die 5-6jährigen Pferde bezeichnet: noch jüngere
sollten vielleicht gar nicht mit einer Kandare belastet werden!),
kann diese Haltung schneller und besser erlernen, wenn eine
entsprechende Zäumung eingesetzt wird. Die beste hierfür ist eine
Kandare, diese war in der Blütezeit der Reitkunst in den
allermeisten Fällen eine Trensenkandare. Im Gegensatz zu allen
anderen Zäumungen hebt eine Kandare das Genick (= aufrichtende
Wirkung) und bewirkt gleichzeitig ein Absenken der Nase Pferdes, was
im Idealfall zu einer schönen, gleichmäßigen Aufwölbung des
Halses führt.
Das deutsche Wort „Beizäumung“
hat aber den Vorteil, dass es nur die Kandaren-Einwirkung bezeichnet.
Diese Einwirkung muss man unterteilen in:
1. die Auto-Einwirkung
(Selbst-Einwirkung = automatische Einwirkung) geschieht ohne jegliche
Einwirkung der Zügelhand, und entsteht allein durch das
Hebelverhältnis des längeren Unterbaumes, das durch das
Zügelgewicht verstärkt wird, und
2. die aktive Beizäumung mittels
zusätzlichen Zügelanzugs durch den Reiter.
Ist die Kandare so gebaut, dass sie
eine zu starke Auto-Beizäumung bewirkt, ist eine Aufrichtung der
Vorhand nicht möglich, oder nur unter sehr starkem Sporeneinsatz
verfälscht erreichbar (letzteres ist doppelt unbequem für das
Pferd: es muss den Sporeneinsatz ertragen und dazu noch den
Kinnkettendruck) und führt dann überdies häufig zu einem falschen
Knick in der Oberlinie des Halses. Und bringt man das Pferd dazu,
sich zu versammeln, d.h. die Hinterfüße den Vorderfüßen
anzunähern, kommt es hierbei zu einer Versammlung auf der Vorhand,
im Extremfall nimmt das Pferd dann seine Nase fast auf den Boden: der
Versammlungsgradient geht in Richtung null.
Die Auto-Beizäumung einer zu starken
Kandare verhindert: ein Ausgreifen der Vorhand in allen Gangarten (so
ist damit z.B. der berühmte weiträumige Schritt des Knabstruppers
nicht produzierbar), eine ausreichende Entlastung der Vorhand (d.h.
eine schöne, entspannte Schulparade, der Terre-A-Terre, ein schöner
Schulgalopp, ein schönes Seitwärts, schöne Erhebungen der Vorhand
sind nicht möglich); und der erwünschte, für das jeweilige Pferd
in der jeweiligen Übung höchstmögliche Versammlungsgradient ist
nicht erreichbar.
Ist eine Kandare dagegen eher zu
schwach gebaut, kann der Reiter durch Anziehen der Zügel genau
dosiert den Druck auf der Kinnkette hinzufügen, der seiner Meinung
nach in diesem Moment nötig ist, um die von ihm gewünschte
Absenkung der Nase = zusätzliche Abkippung der Stirnlinie zu
erzeugen, falls ihm die Auto-Beizäumung nicht ausreicht.
Das wichtigste Ziel für uns in der
akademischen Reitkunst ist also zunächst, eine Kandare zu wählen,
die den maximalen Versammlungsgradienten zulässt: ist sie uns dann
zu schwach, können wir immer noch mit der Hand zusätzlich
Beizäumung hinzufügen. Maxime: „lieber zu schwach als zu stark“!
Gründe für eine absichtlich gewählte
zu starke Beizäumung können allerdings sein: der Reiter ist
unsicher, und möchte als Anfänger erstmal lieber nicht die maximale
Aufrichtung haben, und nimmt dafür in Kauf, dass er wesentlich mehr
treiben muss; oder er möchte die Zügel in seinem Gürtel einhaken
und bestimmte Lektionen freihändig reiten; oder er möchte als
Westernreiter das Pferd auf der Vorhand reiten und dadurch den Kopf
des Pferdes absenken, um den Weg freizuhalten für das Lasso, oder er möchte ein Kriegspferd für den Kampf in einem Getümmel ausbilden und es dazu tief schulen: hier kommt es darauf an, dass das Pferd bei einem Anprall durch ein anderes Pferd nicht aus dem Gleichgewicht kommt und evtl. sogar umfällt, und eine tiefe Einstellung des Pferdekopfes macht Rundumschläge des Reiters viel besser möglich: diese Pferde werden nur in den "tiefen Gangarten" z.B. dem Terre-A-Terre trainiert, der dicht am Boden bleibt und niemals in erhobenen Schulen, damit die Pferde diese nicht von selbst ausführen in einem Kampf.
Im Gegensatz dazu sollen Kampfpferde für den Zweikampf Mann gegen Mann eher eine schwache Kandare tragen, damit es hoch geschult werden kann: hier kommt es darauf an, die Schwertpassade gut ausführen zu können, an deren Ende eine präzise, schnelle Wendung erfolgt, um den Gegner danach schnell wieder attackieren zu können: dazu brauchte es eine hohe Aufrichtung, die nicht hier so gefährlich ist, weil sich zwei Pferde und Reiter gut aufeinander einstellen können und viel seltener direkte Rempeleien der Pferde auftreten, und auch eine Kapriole, in der sich das Pferd frei in der Luft befindet, ist hier ja nicht so anprallgefährdet. Wie La Broue beschreibt, wäre bei einem exzellenten Reiter-Pferd Paar im Zweikampf auch der Vorwärtssprung auf den Hinterbeinen direkt aus einer Courbette ein großer Vorteil. Der Pferdekopf ist so weniger im Weg, da man das Pferd nur zu einem einzigen Gegner positionieren muss (dies hoffentlich auf der Schwerthandseite!).
Auf den alten Darstellungen sieht man immer wieder mal im Kampf eine durchfallende Kandare (= die Unterbäume stehen senkrecht zum Maulspalt): dies kann bedeuten, dass der Reiter während des Kampfes auf Leben und Tod seine Handeinwirkung nicht so fein dosiert, und die Zügel viel zu stark angezogen werden, was eine Verletzung des Pferdemaules nach sich ziehen kann. Es könnte aber auch sein, dass der Reiter in weiser Voraussicht die Kinnkette viel lockerer gespannt hat, damit a.: die Verletzungsgefahr für das Maul weniger groß ist, b.: das hoch geschulte Pferd weniger Aufrichtung durch die Kette bekommt, und dadurch weniger erhobenen Lektionen ausführt und dazu den Kopf zum Schwertkampf weniger hoch hält, und c.: das Pferd sich durch die nun einfache Mundstückeinwirkung, wie bei einer normalen Trense, sogar auf das Gebiss legt und dadurch den Kopf noch tiefer einstellt.
Möchte man einem tief geschulten Pferd gestatten, sein Genick höher zu tragen, muss nicht gleich die Kandare hinter die Linie des Bankettes umgearbeitet werden, sondern man kann durch eine Lockerung der Kinnkette ebenfalls begrenzt eine höhere Aufrichtung erzeugen. Dasselbe gilt natürlich umgekehrt für das hoch geschulte Pferd: stellt man die Kinnkette strammer ein, kann es das Genick nicht so hoch nehmen wie vorher.
Forschungsstand 05.10.19:
Die Nestierkandare ist
stabil genug, und es ist in all den Monaten nicht einmal zu einem
Bruch der Sicherungssplinte gekommen: ich bin sehr zufrieden und
werde das Design genauso belassen.
Die beiden Kandaren mit
den längeren Unterbäumen aber sind so zu schwach gebaut: die
Unterbäume biegen sich über die Wochen auch durch den leichten Zug
beim Seitwärts stellen zunehmend nach außen: da ihr Abstand
voneinander aber durch die Schaumketten gleich bleibt, führt dies
dazu, dass die Schenkel der Mundstück abkippen, was zu einer
deutlichen, von mir z. Zt. nicht gewünschten Erhöhung der
Zungenfreiheit führt (siehe Foto unten).
Um dies zu verhindern,
könnte man nun:
a. die Materialdicke
erhöhen, oder:
b. die Breite des
Unterbaumes vergrößern, aber
c. ist mir inzwischen
klar geworden, dass der Sousbarbe in Guerinieres Kandare nicht
hauptsächlich als Verzierung der Stelle dient, die das untere
Bohrloch für die Broschette aufnimmt, sondern dass er als
Unterstützung des Unterbaumes gegen das o.g. Nach-Außen-Biegen
dient und entsprechend konstruiert ist: und zwar erstens durch die
Lage des Anlegepunktes an den Kandarenschenkel, der sich unter der
Haupt-Verbiegestelle befindet.
Zweitens bin ich
überzeugt, dass die merkwürdige Form des Sousbarbe das Ergebnis
langer Versuchsreihen der damaligen Gebissschmiede ist, und dass an
jedem Querschnitt, in welcher Entfernung von diesem Anlagepunkt auch
immer, ungefähr dieselbe Stärke an Biegefestigkeit herrscht.
Dies führt einerseits
dazu, dass mit relativ wenig Materialverbrauch (= weniger
Gewichtszunahme) eine viel höhere Steifigkeit der Bäume zur Seite
erreicht wird und so der Zeitabstand zwischen irgendwann sicherlich
fälligen Korrekturen weit verlängert wird.
Andererseits ist der
Anlagepunkt so gewählt, dass bei einer stärkeren Einwirkung der
Baum durchaus darunter weg rutschen kann und dann viel leichter
verbogen wird. Dies reduziert dann die seitliche Krafteinwirkung im
Maul des Pferdes deutlich, d.h. es kommt nicht so schnell zu
Verletzungen bei einem Unfall. Diese Kraft war ja bei meinem
Reitunfall mit den Kampfhunden sogar so groß gewesen, dass im
Mundstück ein Backenzahnabdruck von Picassoe entstand! Weil damals
die Krafteinwirkung so beeindruckend war, hatte ich mich sowohl
gegen eine Verstärkung der Unterbäume als auch gegen eine dickere
Wandung der Mundstücke entschieden, damit diese “Knautschzonen”
erhalten bleiben.

Grisone, La Broue und
Löehneysen dagegen konnten sich als Kriegsreiter diese
Feinfühligkeit nicht leisten, sie mussten die Kandaren während
des Krieges dauernd gebrauchfertig halten, Gueriniere allerdings ritt
ja in der Reitbahn nur für die Kunst.
Aber auch nach hinten verformen sich die dünnen Unterbäume nach und nach, auch bei geringem Zügelanzug, und auch hier unterschiedlich stark: auf der steifen Seite des Pferdes natürlich mehr! Als Messpunkt hierfür ist die Spirale am Ende der Sousbarbe hervorragend geeignet, und ich kann mir gut vorstellen, dass die Spirale etwas abgewickelt wurde, wenn der Unterbaum nach hinten kam, weil er hinter die Linie gebracht wurde, um eine höhere Aufrichtung = weniger starke Beizäumung zu erreichen.
So werde ich nun zunächst
Sousbarbes nach Gueriniere an die beiden Kandaren anschweißen und
dann testen. Es bleibt spannend!
Italienische Bezeichnungen im "Cavallo Frenato", von Pirro Antonio Farraro, Neapel, 1602:


Kann man mit einer Kandare den Kopf des Pferdes stellen?
Viele meinen: „Nein!“, denn sowohl die Trensenkandare als auch der Kandare mit ungebrochenem Mundstück wirken „falsch“ ein, falls man, z.B. bei getrennter Zügelführung, den Zügel vom Pferdehals zur Seite weg zieht: dann wird ja das betreffende Seitenteil der Kandare so vom Pferdekopf weggezogen, dass das Unterbaumende mit dem Zügelring vom Pferd weg ins Innere des Zirkels zeigt, und deshalb ein starres, ungebrochenes Mundstück innen höher gegen den Oberkiefer steigt und außen tiefer sinkt.
Auch beim gebrochenen Mundstück geschieht dies, wenn man den Zügel vom Pferd zur Seite weg führt, weil die Schaumkette für einen Höchstabstand der Unterbäume voneinander sorgt: so zieht der innere Unterbaum über die Schaumkette ebenfalls den äußeren Unterbaum zur Seite nach innen unter den Pferdekopf, mit derselben Auswirkung wie bei einem ungebrochenen Mundstück.
Wenn man den Zügel vom Pferd zur Seite weg führt kommt somit bei beiden der innere Teil des Mundstücks höher und der äußere Teil des Mundstücks tiefer zum (und ggf. sogar auf den) äußeren Laden, was zu einer Verschiebung des Unterkiefers in dessen Innenstellung führt, was wiederum eine Außenstellung des Pferdekopfes verursacht, die fast immer unerwünscht ist.
Zieht man jedoch (z.B. bei der einhändigen Zügelführung) den inneren Zügel nach hinten zum Reiter hin an, während er am Pferdehals anliegt, kippt der innere Teil des Mundstückes nach unten, und löst damit ein Verschieben des Unterkiefer des Pferdes nach außen aus: es kommt dann zur Innenstellung des Pferdekopfes, die ja in den allermeisten Fällen die gewünschte ist.
Hierbei zeigt sich ein Unterschied zwischen den beiden Kandarenarten: ein ungebrochenes Mundstück kommt, je mehr es auf einer Seite des Pferdemaules tiefer sinkt, in demselben Maße auf der gegenüberliegenden Seite höher, in Richtung des Oberkiefer des Pferdes und schiebt sich obendrein dort oben noch nach vorn, es liegt dann also schräg in beiden Ebenen.
Eine Trensenkandare hingegen tut dies nicht: hier sinkt ganz allein der innere Schenkel des gebrochenen Mundstücks tiefer, ganz ohne eine Beeinflussung des äußeren Schenkels, weil die Schaumkette nach hinten erst einmal sehr viel Spiel hat, bevor sie überhaupt beginnt, den äußeren Unterbaum mit zu bewegen.
Wenn man mit Hilfe einer Kandare eine Innenstellung des Pferdekopfes durch Einwirkung des inneren Zügels erreichen möchte, muss man also penibel darauf achten, hierbei (sowohl vom Sattel wie vom Boden aus) niemals das innere Kandarenseitenteil vom Pferdekopf zur Seite weg zu ziehen, sondern ein „Klingeln“ mit dem Mundstück nur durch ein Rückwärts ziehen des am Hals anliegenden inneren Zügels zu verursachen. Andernfalls bekommt genau das gegenteilige Ergebnis!
Die Frage, ob man mit einer Kandare den Pferdekopf stellen kann, muss man also zweifach beantworten: Einerseits mit „Nein“, denn mit einer Kandare kann man nicht, wie mit einem Kappzaumzügel, einfach den Pferdekopf sehr stark zu einer Seite ziehen, da dann eine unerwünschte Innenstellung des Unterkiefers auftritt.
Andererseits mit „Ja“, denn man kann mit einer Kandare bei am Hals anliegenden Zügel ein Stellen des Pferdekopfes gut einleiten durch das Verschieben des Unterkiefers nach außen, das weitere Einstellen auf die Kreislinie muss der Reiter aber anders bewirken, etwa mit einem Anlegen/Klopfen des Inneren Schenkels am Gurt oder mit dem Zeigen der Gerte an der äußeren Halsseite.
Update 17.09.2020
Die Schaumkette anzuschweißen war keine gute Idee: Ermüdungsbruch nach 14 Monaten:
demnächst wohl besser so wie an dieser Kandare im Schloss von Saumur:
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